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In der Warteschlange

Arbeiter*innen und die radikale Rechte
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Dörre, Klaus
Verfasser*innenangabe: Klaus Dörre ; unter Mitarbeit von Livia Schubert
Jahr: 2020
Verlag: Münster, Westfälisches Dampfboot
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Die Umfrageforschung belegt, dass vor allem männliche Arbeiter bei den Sympathisierenden rechtsradikaler Parteien und Bewegungen weit überdurchschnittlich präsent sind. Über die Ursachen wird in den Sozialwissenschaften wie auch in den politischen Öffentlichkeiten heftig gestritten. Viele dieser Kontroversen blieben jedoch ohne empirische Fundierung. Gegen luftige Konstruktionen setzt Klaus Dörre Forschungen, denen er über vier Jahrzehnte hinweg in ¿ teilweise gewerkschaftsnahen ¿ Arbeitermilieus nachgegangen ist. Dokumentiert wird eine rechte Tiefengeschichte, die sich im Zeitverlauf radikalisiert. In der Gesamtschau der Texte zeigt sich, dass eine starre Entgegensetzung von sozioökonomischen und kulturellen Ursachen der Wirklichkeit des Arbeiterlebens nicht gerecht wird. Rechte Orientierungen in der Arbeiterschaft sind kein bloßes Ergebnis einer Spaltung in kulturelle Metaklassen, in Anywheres und Somewheres. Sympathie für die radikale Rechte entsteht, weil sich erhebliche Teile der Arbeiterschaft von den Mitte-Links-Parteien im Stich gelassen fühlen. Sie entsteht, weil Arbeiter*innen in der Öffentlichkeit unsichtbar gemacht wurden. Und sie entsteht, weil ein Denken in Klassenkategorien wissenschaftlich wie politisch aus der Mode gekommen ist. Eine demobilisierte Klassengesellschaft bildet den Nährboden, den die radikale Rechte für eine Umdefinition sozioökonomischer und kultureller Spaltungen nutzt.
 
Inhalt
 
Vorwort 13
 
Einleitung: In der Warteschlange. Arbeiterschaft und radikale Rechte 15
1. Die These: Radikalisierung einer rechten Tiefengeschichte 16
2. Wegmarken der Radikalisierung 20
3. Abwertung in der demobilisierten Klassengesellschaft 24
4. Wer sind die Arbeiterinnen? 26
5. Welchen Platz hat die Arbeiterschaft in der Klassengesellschaft? 29
6. Industrie- und Produktionsarbeiter - Angehörige ausgebeuteter Klassen 35
7. Aufklärung statt Beleidigung 39
 
I. Nachwendezeit: Sehnsucht nach der alten Republik 43
1. Der Programmatik zum Trotz: Teile der Mitgliedschaft auf dem Weg
nach rechts? 43
2. Reaktionen: Tabuisierung, Entwichtigung, symbolische Politik 46
3. Mitgliederbewußtsein: Vom Verteilungskampf zur Verteidigung der
¿Wohlstandsinsel¿? 48
3.1 Das Ressentiment 49
3.2 Binäre Logik - Bipolares Denken 50
3.3 Die rassistische Klassifikation 51
3.4 Deutschland als ¿Wohlstandsinsel¿ 53
3.5 Identitärer Zwiespalt 54
3.6 Imaginäre Systemopposition 56
3.7 Die Gewaltoption 57
3.8 Positiver Rassismus 58
4. Sehnsucht nach der alten Republik? 59
5. Und die Gewerkschaften? 62
 
II. Jahrtausendwende: Kapital global, Arbeit national 66
1. Kampf der Kapitalismen 66
 
2. Eine neue Etappe internationaler Restrukturierung 69
2.1 Die neunziger Jahre: Comeback des neoamerikanischen Modells 70
2.2 Globalisierung als strategische Option multinationaler Unternehmen 74
3. Globalisierung, Nationalstaat, organisierte Arbeitsinteressen,
Autoritarismus 77
3.1 Globalisierung und Territorialisierung 78
3.2 Transformation des Staates 79
3.3 Dezentralisierung organisierter Arbeitsbeziehungen 82
3.4 Übergänge zum Autoritarismus 83
4. Schlussfolgerungen: Internationaler Stakeholder-Kapitalismus als
Alternative? 87
 
IILNullerjahre: Prekarisierung der Arbeitsgesellschaft und neuer
Rechtspopulismus 90
1. Prekarisierung und ihre subjektiven Verarbeitungsformen 92
2. Die rechtspopulistische Axiomatik 95
3. Arbeitserfahrungen, Prekarisierung, rechtspopulistische Orientierungen 98
4. Rebellischer, konservierender und konformistischer Rechtspopulismus 99
5. Wissenschaftliche und politische Schlussfolgerungen 101
 
IV. Finanzkrise 2007-09: Exklusive Solidarität und heimatloser
Antikapitalismus 107
1. ¿Schlechte Gesellschaft¿: Die Alltagskritik von Lohnabhängigen 108
1.1 Die kleine Welt des ¿guten Betriebs¿ 114
1.2 Fragmentiertes Bewusstsein und Kapitalismuskritik 120
1.3 Ein System von Bewährungsproben und die Kritik des
¿immer mehr¿ 123
1.4 Exklusive Solidarität und Abgrenzung nach ¿unten¿ 126
1.5 Antikapitalismus ohne politische Adressaten 132
1.6 Fragile Vermittlungen zwischen kleiner und großer Welt 135
2. Grenzen der Landnahme - einige abschließende Überlegungen 137
2.1 Feminisierung der Arbeit und die Grenze subjektiver Landnahmen 138
2.2 Das ¿unternehmerische Selbst¿ als wirkmächtige Fiktion 142
 
2.3 Erwerbsarbeit, Männlichkeitskonstruktionen und soziale
Reproduktion 146
2.4 Exklusive Solidarität und Möglichkeiten ihrer Überwindung 152
2.5 Demokratischer Klassenkampf und Ausbeutungskritik 154
2.6 Krisenerfahrungen, Wachstums- und Kapitalismuskritik 157
 
V. Verlorene Jahre: Fremd im eigenen Land 162
1. Tiefenbohrung im gewerkschaftlichen Arbeitermilieu 165
1.1 Empirische Basis, Methodik 166
1.2 Forschung als öffentliche Soziologie 168
3. Der heuristische Rahmen 170
3.1 Von der Prekarität zur Bewährungsprobe des Lohns 171
3.2 Rechtspopulismus und Ethnopluralismus 175
4. Alltagsbewusstsein und rechtspopulistische Orientierungen 178
4.1 Dichotomie mit Zusatz: nicht ¿ganz unten¿ 178
4.2 Unverschuldet anormal - Gründe für Unzufriedenheit 180
4.3 Gefährliche Klassen, Ausschluss, Gewalt 183
5. Ansichten zu Demokratie, Volk und System 186
5.1 Mehr Demokratie wagen 186
5.2 Der Betrieb als demokratiefreie Zone und Ort widersprüchlicher
Erfahrung 187
5.3 Gesellschaftsbild ohne Gesellschaft 189
6. Die national-soziale Gefahr und wie ihr (nicht) zu begegnen ist 191
 
Exkurs I: Angst im Kapitalismus - Rohstoff einer autoritären Revolte 200
1. Was ist Angst? 202
2. Ungleichheit und Angst vor Abwertung 207
3. Unterklassenbildung und Angst vor Ausschluss 211
4. Migration und Angst vor Kontrollverlust 213
5. Wie wird Angst ausgebeutet? 215
5.1 Umdefinition von Angstquellen 215
5.2 Angstabwehr mittels Verschwörungstheorien 217
 
5.3 Radikalisierung von Ängsten 219
6. Wie mit Angst umgehen? 220
 
Exkurs II: Arbeiterschaft und Rechtspopulismus in Österreich -
eine etwas andere deep story
(von Livia Schubert) 224
1. Problemaufriss und Diskussionslinien 225
2. Material und Methode 231
3. Motive der Abkehr von der SPÖ 232
3.1 Klasseninstinkt, Benachteiligungsgefühle und Vertrauensverlust 232
3.2 Demokratiedefizit und Berufsstolz 234
3.3 Repräsentationsdefizit und kulturelle Identität 235
3.4 Enttäuschung und Neid 236
4. Fazit: Selektiver Korporatismus und rechte deep story in Österreich 238
 
VI. Ausnahmeform Bonapartismus: Arbeiterschaft, Zangenkrise
und Revolte von rechts 243
1. Rechte Sammlungsbewegungen und Arbeiterschaft 245
2. Bonapartismustheorien 249
3. Repulsive Globalisierung, Zangenkrise und blockierte
Nachhaltigkeits-Revolution 253
4. Politisches Interregnum, Rechtsblock und demobilisierte
Klassengesellschaft 266
4.1 Der national-marktliberal-soziale Rechtsblock 267
4.2 Demobilisierte Klassengesellschaft 273
4.3 Die vergessene Arbeiterschaft 277
4.4 Interregnum und rechter transformismo 280
5. Alltagsbewusstsein und rechte Tiefengeschichte 281
5.1 Die soziale Frage als Innen-Außen-Konflikt 283
5.2 Sehnsucht nach der intakten Gemeinschaft 285
5.3 Die Doppelstruktur des Alltagsbewusstseins 287
6. Populäre Klassenpolitik versus imaginäre Revolte von rechts 288
 
6.1 Populäre Klassenpolitik statt Rechtspopulismus/-radikalismus 288
6.2 Konservierende Klassenpolitik - das Beispiel Braunkohle 293
6.3 Inklusive Klassenpolitik und transformierende Demokratie 298
7. Zum Schluss: Green New Deal - ein Klassenprojekt? 306
7.1 Exkurs: Eine Klassenheuristik 306
7.2 Mehrheiten gewinnen, aber wie? 308
 
Ausblick: Nach Corona - was wird aus der Arbeiterschaft?
(Klaus Dörre und Livia Schubert) 317
1. Von Krise zu Krise 317
2. Umgang mit der radikalen Rechten 319
3. Klassenpolitik, Nachhaltigkeitsräte und sozialökologische
Transformation 321
4. Reflexionsräume für eine neue Aufklärung 324
 
Literatur 326
Originalquellen 355

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Dörre, Klaus
Verfasser*innenangabe: Klaus Dörre ; unter Mitarbeit von Livia Schubert
Jahr: 2020
Verlag: Münster, Westfälisches Dampfboot
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GP.PF
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ISBN: 9783896910486
2. ISBN: 3896910485
Beschreibung: 1. Auflage, 355 Seiten
Schlagwörter: Arbeiter, Radikalisierung, Rechtspopulismus, Soziale Situation, Soziale Ungleichheit, Gesellschaftliche Ungleichheit, Soziale Bedingungen, Soziale Lage, Soziale Verhältnisse, Sozialer Unterschied, Soziallage, Sozialverhältnisse
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Schubert, Livia
Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturverzeichnis: Seite 326-354
Mediengruppe: Buch