Cover von Anas Schakfeh wird in neuem Tab geöffnet

Anas Schakfeh

das österreichische Gesicht des Islams
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Hafez, Farid
Verfasser*innenangabe: Farid Hafez
Jahr: 2012
Verlag: Wien, Braumüller
Mediengruppe: Buch
verfügbar

Exemplare

AktionZweigstelleStandorteStatusFristVorbestellungen
Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: PR.I Hafe / College 3g - Religionen, Esoterik / Regal 342 Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Selten war die Rolle des Islams in der westlichen Welt so prägnant wie in der vergangenen Dekade. Die zwölfjährige Amtszeit von Anas Schakfeh, bis 2011 Präsident der Islamischen Glaubens­gemein­schaft in Österreich, umspannte diese kritische Periode. Die Herausforderungen, die er zu bewältigen hatte, stellen Weichen für die Zukunft des Islams in ganz Europa.
 
/ AUS DEM INHALT: / / /
Das selbsternannte Gesicht des Austro-Islams Zum 100-Jahr-Jubiläum der Anerkennung des Islams in Österreich ist eine Biografie des Religionsfunktionärs Anas Schakfeh erschienen
 
Bereits der Titel macht deutlich, woher der Wind weht: „Anas Schakfeh. Das österreichische Gesicht des Islams“. Hier hat kein Politikwissenschaftler eine kritische Würdigung geschrieben, sondern ein Gefolgsmann eine Hagiografie über den ehemaligen Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ).
Farid Hafez, der sonst vor allem als Herausgeber des Jahrbuchs für Islamophobieforschung und als Lehrbeauftragter an der Islamischen Religionspädagogischen Akademie tätig ist, will mit seinem Werk klar Partei ergreifen.
Dafür muss der Politologe die Schrammen auswetzen, die aufgrund der Selbstherrlichkeit und Kritikunfähigkeit des 1964 aus Syrien nach Österreich gekommenen Religionsfunktionärs Schakfeh entstanden sind. Hafez bestreitet zwar explizit, eine „glorifizierende Lobhudelei“ verfasst zu haben, kann jedoch trotz der ausführlichen Behandlung von Konflikten innerhalb wie außerhalb der IGGiÖ nicht den Eindruck zerstreuen, am Ende dann doch genau das getan zu haben.
Kritik an Schakfeh wird zwar erwähnt, jedoch ausschließlich, um diese abzuwehren, sie in einen vermeintlich „islamophoben“ Kontext zu stellen oder lächerlich zu machen.
 
Ein wendiger Diplomat
Hafez erweist sich jedoch nicht nur dabei als gelehriger Schüler Schakfehs, sondern auch bei seinem bemerkenswerten Selbstbewusstsein; lässt er sich doch im Klappentext des Werkes als „der junge Shootingstar der Politikwissenschaft“ feiern. Dazu muss man wissen, dass Hafez an den Instituten für Politikwissenschaft an den österreichischen Universitäten jenseits seiner ehemaligen Diplomarbeits- und Dissertationsbetreuer weitgehend unbekannt ist.
Abgesehen von solchen, gelinde gesagt, Übertreibungen erfährt man aus dem Buch aber durchaus interessante Details aus dem Leben und der Familiengeschichte Schakfehs, die der Autor aufgrund seines Naheverhältnisses zum ehemaligen IGGiÖ-Chef in Erfahrung bringen konnte.
Bemerkenswert sind die Ausführungen über die frühen islamischen Aktivitäten Schakfehs in seiner Zeit als – letztlich gescheiterter – Medizinstudent in Wien, die auch die Vorgeschichte der Gründung der IGGiÖ erzählen. In seiner Charakterisierung von Schakfeh zeichnet Hafez das Bild eines innermuslimischen Diplomaten, der immer zwischen verschiedenen Flügeln zu vermitteln wusste, dessen politische Positionen durchaus wandelbar waren, der sich jedoch in einigen für ihn wichtigen Punkten durchaus positionierte, zum Beispiel wenn es um den „islamischen Charakter“ Jerusalems ging.
Hafez blendet die Konflikte innerhalb der IGGiÖ keineswegs aus. Die Auseinandersetzungen zwischen dem autoritären Konservativen Ahmad Abdelrahimsai und dem säkular-religiösen Smail Balic zählen ebenso zu den interessantesten Passagen des Buches wie die Berichte über gescheiterte Putschversuche und heftige Fraktionskämpfe.
Hafez verschweigt nicht den Streit zwischen Abdelrahimsai und Schakfeh und nicht die Konflikte mit vielen anderen Kritikern des IGGiÖ-Chefs. Ärgerlich ist dabei aber, dass Schakfehs Positionen ständig als einzig richtige dargelegt werden.
Die Textstellen zum Kultusamt, jener Behörde, die in Österreich für die staatliche Anerkennung von Religionsgemeinschaften zuständig ist, machen einmal mehr deutlich, dass die Alleinvertretung aller österreichischen Muslime durch die IGGiÖ primär ein Projekt der österreichischen Behörden war und nicht der Muslime.
Der Islam wird in Österreich seit genau 100 Jahren als offizielle Religion anerkannt, weshalb die Passagen über das Kultusamt auch von sehr aktuellem Interesse sind. Es gibt mehrere Gründe, warum die österreichischen Behörden der 1979 gegründeten IGGiÖ für sehr lange Zeit das Monopol zugesprochen haben, österreichische Muslime zu vertreten (nach einer Klage der islamisch-alevitischen Glaubensgemeinschaft ist dieses Privileg seit Dezember 2010 Geschichte).
 
Geschäfte in der islamischen Welt
Ausschlaggebend für das langjährige Monopol mag zum einen die Bequemlichkeit gewesen sein; man wollte sich nicht mit vielen verschiedenen islamischen Strömungen herumschlagen.
Der zweite Grund, warum die Republik der IGGiÖ so eine mächtige Rolle zukommen ließ, lag in der monarchisch-katholischen Vergangenheit Österreichs. Viele Beamte und Politiker konnten sich kein System vorstellen, in dem es nicht einer einzelnen Institution (wie bei den christlichen Kirchen) obliegen soll, alle Gläubigen einer Religionsgemeinschaft zu vertreten.
Drittens, auch dieser Punkt ist nicht zu unterschätzen, hat Österreichs Wirtschaft ein Interesse an einer herzeigbaren IGGiÖ, wurde die Glaubensgemeinschaft doch immer wieder sehr erfolgreich dafür benutzt, um Geschäftsbeziehungen zur islamischen Welt auf- und auszubauen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Hafez hat mit diesem Buch keine politikwissenschaftliche Arbeit geschrieben, sondern Schakfeh ein Denkmal gesetzt. Denkmäler zeichnen selten ein widersprüchliches und differenziertes Bild. Sie teilen dem Betrachter autoritativ mit, welche Perspektive er einzunehmen hat.
In diesem Sinne ist Hafez’ Buch als offiziöse Geschichtsschreibung durch einen Nachwuchsfunktionär zu sehen, der in vielfacher Hinsicht mit dem Objekt seiner Würdigung verwoben ist. Letztlich ist das Werk eine Hagiografie, mit der der Autor auch in die Auseinandersetzungen zwischen der IGGiÖ und ihren Kritikern eingreifen will. Ein bisschen mehr Subtilität hätte diesem Vorhaben nicht geschadet.Thomas Schmidinger in Falter : Wien 27/2012 vom 4.7.2012 (Seite 15)
 
 

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Hafez, Farid
Verfasser*innenangabe: Farid Hafez
Jahr: 2012
Verlag: Wien, Braumüller
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik PR.I
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 978-3-99100-063-1
2. ISBN: 3-99100-063-6
Beschreibung: 1. Aufl., 204 S. : Ill.
Suche nach dieser Beteiligten Person
Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturverz. S. 204
Mediengruppe: Buch