Autistische Störungen werden verstanden als Reaktion auf allerfrüheste, traumatisierende Verletzungen. Aus schicksalhaften Gründen gelingt es Vater und Mutter nicht, die Bedürfnisse des Kindes in einer angemessenen Weise zu beantworten, weder auf der Ebene des Augenkontaktes, noch auf der Ebene des Berührens, Sprechens, Träumens. Eigene zerstörerische und traumatisierende Erfahrungen, manchmal über Generationen, vereisen die innere Welt, töten Kreativität, Beziehungs- und Wahrnehmungsfähigkeit, Lebendigkeit, verhindern Holding und befördern Projektionen.
In den Behandlungsberichten wird die zunächst über weite Strecken in Verbindungslosigkeit verharrende psychoanalytische Behandlung autistischer Kinder und Jugendlicher beschrieben. Der Kontakt mit dem Objekt wird als traumatisierend erlebt. Die Therapeutin erlebt in der Gegenübertragung Antwortlosigkeit und die Unmöglichkeit, einen Spiegel im Gegenüber zu finden. Genau diese Szene ist es, die von der frühen Geschichte der Kinder erzählt. Wenn der autistische Patient beginnt, die Therapeutin zu registrieren, ihre Existenz zuzulassen, kommen anrührende Begegnungen zustande, die an die Ein- und Abstimmung von Mutter und Baby erinnern; denn die autistische Symptombildung suchte, das nicht-vorhandene, frühe mütterliche Schutzschild zu ersetzen, um ein Überleben zu ermöglichen.
Inhalt
Prolog 9
Einleitung 11
Eine Annäherung
Beschreibung der autistischen Symptombildung 19
Die Abwehrfunktion der autistischen Symptombildung 23
Traumatisierendes Objekt und Depression 25
Autismus, Deprivation, anaklitische Depression und infantiles Trauma 29
Autismus und postpartale Depression 33
Autismus und plötzlicher Kindstod 35
Die Bedeutung der nichtsprachlichen Kommunikation 39
Das kumulative Trauma und seine transgenerationellen Wurzeln 45
Historie
Überlegungen zur Geschichte der Autismusforschung 53
Die psychodynamische Autismusforschung 61
Die Pionierarbeit Bruno Bettelheims 62
Die Erforschung des Autismus durch Frances Tustin 65
Anne Alvarez' Gedanken zur Genese des Autismus
und einer modifizierten Behandlungstechnik 72
Zwei verhaltenstherapeutische Modelle 77
Vertiefung
Sich aufeinander abstimmen, einander entsprechen 85
Autismus als Antwort auf multiple Traumatisierungen
im Kontext transgenerationeller Erfahrungen 89
Die Umschlingung von kumulativem und transgenerationellem Trauma 95
Die Spur der traumatischen Verletzung 101
Die Eltern autistischer Kinder 107
Das zerstörerische Potenzial der abgespaltenen traumatischen Erfahrung
des Objekts und die autistische Abwehr 113
Überlegungen zu Übertragung und Gegenübertragung
in der Behandlung autistischer Kinder und Jugendlicher 123
Kinder und Jugendliche mit autistischer Symptombildung
in der psychoanalytischen Behandlung
Überblick 131
Frühkindlicher Autismus mit transgenerationellen traumatischen Wurzeln 133
Einführung 133
Sammy, 4 Jahre 134
Dario, 4 Jahre 153
Ferhat, 7 Jahre 170
Chai,8 Jahre 178
Autistischer Kern und Anpassungsbewegung
im Kontext traumatisierender Projektionen 193
Einführung 193
Fabian, 7 Jahre 193
Autistische Barrieren als Abwehr transgenerationeller Traumata 205
Einführung 205
Linda, 18 Jahre 206
Mary, 18 Jahre 212
Verschwinden und Wiederauftauchen autistischer Muster
im Kontext traumatischen Geschehens 225
Einführung 225
Ava, 12 Jahre 225
Eine Langzeitbeobachtung 239
Einführung 239
Daniel, 11 Jahre 239
Zwölf Jahre später: Das Nachgespräch 245
Zwei scheiternde Behandlungen autistischer Patienten 251
Einleitung 251
Mohammed, 14 Jahre 252
Nanda,5 Jahre 254
Abschließende Betrachtungen
Steht das autistische Objekt anstelle des Menschen,
des menschlichen Objekts? 257
Die schicksalhafte VerknüpfungmeinerPatienten mit ihren Eltern 267
Die Macht der unbewussten Welt desObjekts 276
Exkurs: Rain Man 279
Nachwort 283
Anhang 285
Literatur 287