Mit Anarchistische Ökologien zeigt Milo Probst, wie Anarchistinnen und Anarchisten zwischen 1870 und 1920 immer wieder nach neuen Formen suchten, diese Erde zu bewohnen und von ihren Reichtümern zu leben. Dabei lässt der Historiker vielfältige Stimmen zu Wort kommen, von Berühmtheiten wie Pëtr Kropotkin oder den Brüdern Élie und Élisée Reclus über unbekanntere Autoren wie Jean Grave oder André Léo bis hin zu anonymen Verfassern von Zeitungsartikeln. Auf unterschiedliche Weise sehnten sie sich alle nach einem anderen Umgang mit Mitmenschen und Umwelten: einem anderen Gebrauch der Erde, anderen Arbeitsformen und Techniken, einer anderen Beziehung zum eigenen Körper. Das macht sie jedoch nicht zwingend zu visionären Vorläufern und Vorläuferinnen des gegenwärtigen ökologischen Denkens. Vielmehr plädiert dieses Buch – ganz in anarchistischer Manier – dafür, die Fähigkeit von Menschen ernst zu nehmen, kreativ und selbstbestimmt mit ihren Umweltbeziehungen zu experimentieren. (Verlagstext)
INHALTSVERZEICHNIS
EINLEITUNG
Eine Umweltgeschichte der Emanzipation 9
Anarchistische Ökologien 11
Transnationaler Anarchismus 13
Zwischen Fortsetzung und Neuanfang 16
Materielle Emanzipation 19
Eine Umweltgeschichte der Ideen 22
Spielarten des Naturalismus 24
1
Gebrauchen
Der Kollektivismus als Politik der Natur,
circa 1865–1880
Prolog 29
Eine Politik der Natur 31
Die Natur des Kollektivismus 34
Die Quelle aller Reichtümer 35
Das Eigentum der gesamten Menschheit 40
Eine integrative Autonomie 43
Ökologische Reflexivität 46
Erhalt der natürlichen Produkte 48
Befreiung von der Stolle 53
Die Agrarfrage 55
Heteronome Subjekte 56
Globale Kommunen 60
Eine Dezentrierung des Kollektivismus 61
Eine anarchistische Anthropologie 67
Zwischen Natur und Kultur 70
2
Umgraben
Mechanische Infrastrukturen des Anarchokommunismus,
circa 1880–1910
Prolog 77
Anschluss an die Natur 80
Was die Erde hergibt 82
Die Aufhebung der Landbeschränkung 85
Die Grenzen des Konsums 86
Anziehende Arbeit 88
Die anarchistische Kraftökonomie 90
Die Befreiung von der Hausarbeit 92
Die Herstellung von Böden und Klima 95
Rückkehr zur Einfachheit 98
Die Maschinenfrage 99
Gegenläufige Tendenzen zur Großindustrie 100
Plastische Maschinen 103
Infrastrukturen des Naturgefühls 106
Innervation des Planeten 107
Über den Globus wandeln 110
3
Erziehen
Die politische Ökologie des menschlichen Organismus,
circa 1880–1920
Prolog 115
Eine politische Ökologie des menschlichen Organismus 117
Integrale Erziehung 120
Anarchistische Pädagogik in der Belle Époque 121
Eine ganzheitliche Erziehung 125
Anarchistische Gärtner 128
Ein freiheitlicher Organismus 130
Die Suche nach dem passenden Milieu 131
Die Natur als Erzieherin 135
Rückkehr zur Natur 137
Eine naturalistische Zumutung 139
Von der Einheit der Natur 142
4
Verpflanzen
Die Kolonialität anarchistischer Utopien in Argentinien,
circa 1890–1920
Prolog 147
Die Kolonialität des argentinischen Anarchismus 150
Ein Zentrum des globalen Anarchismus 152
Eine lokal verankerte Kultur 155
Ein Mir in Entre Ríos 156
Von der Schweiz nach Argentinien 158
Ein befreundeter Kolonialinspektor 163
Zivilisation und Barbarei 165
Territoriale Eroberung 166
Eine unmögliche Republik 169
Der Fortschritt kommt aus Europa 172
Eine vollendete Tatsache 173
Die anarchistische Sonnenstadt 177
Transatlantische Utopien 178
Gegen den anämischen Sozialismus 179
Keine Verbindung zum Boden 182
Widerständige Ökologien 189
Materielle Emanzipation 191
Was offen bleibt 196
EPILOG
Max Nettlaus Zeisig-Gefährten 205
Dank 213
Anmerkungen 217
Quellenverzeichnis 265
Literaturverzeichnis 273
Bildnachweis 297