(I-16/14-C3) (GM ZWs / BG)
Wie macht man Philosophie aus Aprikosencocktails? Für Sartre kein Problem: Er machte Philosophie aus einem Schwindelgefühl, aus Voyeurismus, Scham, Sadismus, Revolution, Musik und Sex. Sarah Bakewell erzählt mit wunderbarer Leichtigkeit, wie der Existenzialismus zum Lebensgefühl einer Generation wurde, die sich nach radikaler Freiheit und authentischer Existenz sehnte.
Paris 1932, im Café Bec-de-Gaz sagt Raymond Aron zu seinem Freund Sartre: "Siehst du, mon petit camarade, wenn du Phänomenologe bist, kannst du über diesen Cocktail sprechen, und das ist dann Philosophie!" Der einfache Satz war die Geburtsstunde einer neuen Bewegung, die sich in Jazz-Clubs und Cafés verbreitete. Sie inspirierte Musiker und Schriftsteller, erregte Abscheu im Bürgertum und befruchtete Feminismus, Antikolonialismus und 68er-Revolte. Sarah Bakewell erzählt in diesem Buch erstmals die Geschichte der Existenzialisten. Im Mittelpunkt stehen die Antipoden Heidegger und Sartre, der eine in seiner Hütte im Schwarzwald dem Sein nachsinnend, der andere in Pariser Cafés wie besessen schreibend. Aber es geht auch um Edmund Husserl und Maurice Merleau-Ponty, Simone de Beauvoir, Albert Camus, Iris Murdoch und viele andere. Am Ende sterben die Protagonisten und verlassen das Café. Doch Sarah Bakewells meisterhafte Kollektivbiographie lässt sie wieder lebendig werden und uns teilhaben an ihren Gesprächen über das Sein, die Freiheit und Aprikosencocktails. Santé!
AUS DEM INHALT
Erstes Kapitel
Monsieur,; wie schrecklich, Existenzialismus!
Du kannst über diesen Cocktail sprechen, und das ist Philosophie! 13
| | Du bist frei, also wähle! 18 | | Existenzialismus als
Lebensform 24 | | Kierkegaard und Nietzsche 30 | | Befreiung
von jeder Unterdrückung 35 | | Sartres letzter Auftritt 38 | |
Wieder über Freiheit sprechen 40 | | Das Cafe der
Existenzialisten 45 | | Was ist das überhaupt, Existenzialismus? 48
Zweites Kapitel
Zu den Sachen selbst
Husserl oder Das vor Augen Stehende beschreiben 52 | | Wie aus
Kaffee Phänomenologie wird 56 | | Ein fleißiges Eichhörnchen 61
| | Das Bewusstsein, hell und klar 63 | | Cartesianische
Meditationen 65
Drittes Kapitel
Der Zauberer von Meßkirch
Meister des Staunens 67 | | Das phänomenologische Kind 68
| | Ein Romancier der Moderne 75 | | Die Sorge, das Zeug und
das Mitsein 79 | | Die Stadt der zwei Phänomenologien 83 | |
Wie ein verbogener Nagel alles in Frage stellt 85 | | Auf dem
Zauberberg 88
Viertes Kapitel
Das "Man", der Ruf
1933, ein "unheimliches" Jahr 91 | | Aufruf zum Widerstand? 95 | |
Heideggers Nationalsozialismus 96 | | Karl Jaspers' lange Beine 99
| | Verschlüsselte politische Botschaften 106 | | Der Charakterlose 108
| | Kehre und Kitsch in | | Flucht der Schüler, Tod des Lehrers 113
Fünftes Kapitel
Blühende Mandelbäume abweiden
Some of These Days 119 | | Zähflüssiges, Klebriges, Schleim 125
| | Leben und Schreiben, gegen die Bourgeoisie 129 | | Simone de
Beauvoir und Maurice Merleau-Ponty 132 | | Notwendige und
zufällige Liebe 135
Sechstes Kapitel
Ich möchte nicht, dass man mich zwingt, meine Manuskripte zu fressen
Eine Woche im Herbst 1938 143 | | Die Rettung des Husserl-
Nachlasses 146 | | Merleau-Ponty und das Geheimnis von Husserls
Spätwerk 151 | | Von der Cöte d'Azur in den Krieg 155 | | Edith
Stein, Phänomenologin und Heilige 156
Siebtes Kapitel
Okkupation und Befreiung
Der komische Krieg 161 | | Ein glücklicher Gefangener 165 | |
Resistance, im Alltag 167 | | Keep Calm and Carry On 170 | |
Absurd oder nicht absurd 175 | | Frei oder nicht frei 178 | |
Handeln gegen die Unfreiheit 184 | | Schmutzige Hände 187 | |
Moderne Zeiten 190 | | Existenzialismus und Jazz 192 | | Traduit
de l'americain 194 | | Amerikanische Missverständnisse 199
Achtes Kapitel
Verwüstung
Auf Burg Wildenstein 203 | | Das Geräumige, das in der Weite
waltet 206 | | Expedition und Sanatorium 207 | | Heideggers
Kehre 209 | | Marcuse fragt, Heidegger schweigt 216 | | Jaspers
kommuniziert, und Heidegger begeistert 218 | | Levinas verlässt das
Heidegger-Klima 222 | | Moral und Mystik 225 | | Hat Heidegger
Sartres "Dreck" gelesen? 228 | | "Die Fliegen" in Berlin 230 | | Der
Alte vom Berg 233
Neuntes Kapitel
Studien nach dem Lehen
Simone de Beauvoir und das andere Geschlecht 237 | | Sartre, der
Blick und die Liebe 241 | | Angewandter Existenzialismus 243 | |
Sartre über Sartre, Genet und andere 247 | | Flaubert, der Idiot der
Familie 251 | | Wenn Sartre Freud analysiert 254 | | Eine bizarre
Häufung von Unwahrscheinlichkeiten 255
Zehntes Kapitel
Der tanzende Philosoph
Was geschieht, wenn wir an unserem Cocktail nippen 259 | | Ich
denke, also gibt es andere 261 | | Verwoben mit der Welt 267 | |
Anmut und Charme 269 | | An den schattigen Rändern der
Philosophie 272
Elftes Kapitel
Croises comme qa
Opfer für den Kommunismus 275 | | Koestler und die Unmöglichkeit
der Freundschaft 281 | | Die schreibende Hyäne 284 | | Das
Taubenkomplott und Sartres Kehre 287 | | Camus, der
Konterrevolutionär 291 | | Alors, c'est fini 294 | | Die Mandarins
von Paris 299 | | Besser, mit Sartre zu irren 300 | | Schreiben,
schreiben, schreiben und ein Röhrchen Corydran 302 | | Eine neue
Kehre 305
Zwölftes Kapitel
Mit den Augen der Benachteiligten
Das Prinzip Genet 307 | | Frantz Fanon und die Gewalt der
Unterdrückten 309 | | Ein schwarzer Schriftsteller in Paris 314 | |
Eine Tochter aus gutem Hause 317 | | Das existenzialistische
Jahrzehnt in Amerika 318 | | Existenzialismus der Halbstarken 323
| | Gegenkulturen der Sechziger - und Herbst des Existenzialismus
328 | | Phänomenologischer Frühling in Prag 330
Dreizehntes Kapitel
Wer einmal von der Phänomenologie gekostet hat
Sein zum Tode 337 | | Die ersten Gäste verlassen das Cafe 338 | |
Heideggers Heimkehr 342 | | Sartre, petit pere, tu uns das nicht
an! 347 | | Die letzten Gäste gehen 350
Vierzehntes Kapitel
Eine unauslotbare Strahlkraft
Im Dickicht der existenzialistischen Filme 357 | | Heideggers
Tiefenbohrungen und Sartres Dschungelpfade 359 | | Ich sehe
dich, aber ich sehe nicht dich 365
Die Mitwirkenden 370
Dankyjö
Anmerkungen 378
Literatur 431
Bildnachweis 3 77
Personenregister 444