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Die Arbeitslosen von Marienthal

ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit ; mit einem Anhang zur Geschichte der Soziographie
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Jahoda, Marie; Lazarsfeld, Paul Felix; Zeisel, Hans
Verfasser*innenangabe: Marie Jahoda ; Paul Felix Lazarsfeld ; Hans Zeisel
Jahr: 1997
Verlag: Frankfurt am Main, Suhrkamp
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Die Arbeitslosen von Marienthal. Ein soziographischer Versuch über die Wirkungen langandauernder Arbeitslosigkeit. (1933) ist der Titel eines soziologischen Klassikers von Marie Jahoda, Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel zur Untersuchung der Folgen von Arbeitslosigkeit. Heute würde das von einem Team um Marie Jahoda und Paul Lazarsfeld herum ausgeführte Projekt als "Action research" bezeichnet werden (vgl. auch: "Teilnehmende Beobachtung") und als ein Musterbeispiel der Theoriebildung in Kombination von quantitativen und qualitativen Daten, vorgefundenen Daten und erhobenen Daten dienen. Auch wenn diese Konzepte jünger als die Arbeit über die Arbeitslosen von Marienthal sind, wurden hier -- unter dem Begriff "Soziographie" -- Meilensteine für diese Methoden gesetzt. Warum "action research"? Um Zugang zu den Menschen in Marienthal zu gewinnen -- Marienthal ist eine Gemeinde in der Nähe Wiens, die nach der Schließung einer dort befindlichen, Ausgangspunkt für die Gemeindegründung gewesenen Fabrik in die umfangreiche Arbeitslosigkeit absank -- haben die AutorInnen dieser Studie nicht nur Kontakt zu politischen und gesellschaftlichen Gruppen und Vereinen gesucht, sondern auch Kleidersammlungen, ärztliche Sprechstunden, Erziehungsberatungen, Turn- und Zeichenkurse durchgeführt -- immer mit dem Hintergedanke, den Menschen dort auch etwas bieten zu müssen, und nicht nur über sie forschen zu dürfen. Zugleich diente jedes dieser Mittel (inkl. der in dieser Hinsicht ethisch fragwürdigen Sprechstunden) auch dazu, Informationen über die Marienthaler Bevölkerung zu gewinnen. Für jede Familie in Marienthal wurden Katasterblätter angelegt, auf denen die verschiedenen Beobachtungen und Interviews festgehalten sind -- vom ordentlichen oder ungeordneten Zustand der Wohnung beim Besuch wegen der Kleidersammlung bis hin zu Dingen, die bei der Erziehungsberatung, beim Arztbesuch oder bei der Beobachtung im "Arbeiterheim" zu Gespräch kamen. Außerdem wurden etwa dreißig ausführliche Interviews geführt, einige Tagebücher über die Zeitverwendung angefertigt und Essenslisten erstellt. Die amtliche Statistik wurde ebenfalls herangezogen. Das Buch gibt einen breiten und tiefgehenden Überblick über das Leben mit der damaligen Form von Arbeitslosenunterstützung, ohne baldige Aussicht auf Beschäftigung. Insbesondere wird nachgezeichnet, wie sich in der Hoffnungslosigkeit der Arbeitslosigkeit die Zeitverwendung ändert -- eigentlich wäre jetzt Zeit, etwas zu tun, aber trotzdem wird nichts getan, es gibt keine Zeiteinteilung mehr, kein festes Raster.Die Arbeitslosen von Marienthal ist aber nicht nur eine mit vielen Beispielen illustrierte deskriptive Darstellung, sondern auch eine theoriebildende Arbeit. So arbeiten Jahoda et al. vier Kategorien der "Haltung" heraus, in die sich die Marienthaler Familien einordnen lassen: "Ungebrochene", "Resignierte" (die äußerlich weiter wie bisher leben, aber von der Einstellung her resigniert haben), "Verzweifelte" (auch hier ändert sich der Lebenswandel, soweit mit den geringen Mitteln möglich, kaum, die Einstellung sehr) und "Apathische" (Verwahrlosung, das Interesse am Erhalt eines geordneten Lebens verschwindet).Das Buch wird durch einen in den 1950er Jahren hinzugefügten "Vorspruch" von Lazarsfeld, in der er die Arbeit in ihrem Verhältnis zu damaligen und zeitgenössischen Schulen der Soziologie einordnet, und einen methodischen Anhang zur Soziographie ergänzt.Die Wiener Sozialforscherin Marie Jahoda war eine der großen alten Damen der internationalen Sozialdemokratie. Bekannt geworden ist die am 26. Jänner 1907 in Wien geborene Wissenschafterin vor allem durch einen Klassiker der Sozialforschung, die 1933 verfasste Studie "Die Arbeitslosen von Marienthal". Die österreichische Sozialwissenschafterin ist am 29. April im Alter von 94 Jahren in Sussex (Großbritannien) gestorben.Die aus einer assimilierten jüdischen Bürgerfamilie stammende Jahoda emigrierte 1937 nach England, wo sie als führende Kraft der "Österreichischen Sozialisten in Großbritannien" eine eigene Radiosendung gestaltete. Noch vor Ende des Zweiten Weltkriegs ging sie in die USA, 1958 kehrte sie nach Großbritannien zurück. Ihre ersten Auszeichnungen in Österreich seit ihrer Emigration erhielt sie 1993 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und dem Preis der Stadt Wien für Geistes- und Sozialwissenschaften.Der Sozialdemokratie blieb sie aber auch in ihrer zweiten Heimat Großbritannien bis zu ihrem Tod treu: "Ich habe das Glück gehabt, zu einer Hoch-Zeit der österreichischen Sozialdemokratie auszuwachsen. Wir haben Illusionen gehabt, aber sie waren großartige Illusionen, die einem Wertbegriff vermittelt haben. Diese Werte sind mir heute noch so eigen wie damals".Schon früh nahm sie an politischen und kulturellen Freizeitaktivitäten der Vereinigung Sozialistischer Mittelschüler teil, deren Obfrau sie im Alter von 17 Jahren wurde. Jahodas Alltagsleben war von klein auf von der sozialistischen Idee bestimmt. Ab 1925 gab sie mit ihren Freunden den "Schulkampf", das Organ des Bundes Sozialistischer Mittelschüler Österreichs, heraus. Dort publizierte sie ihre Ideen zum "Traum vom Neuen Menschen" und zur "Arbeiterkultur". Noch während ihrer Schulzeit hielt sie Bildungsvorträge und leitete Jugendabende. Nach der Matura begann Jahoda 1926 an der Universität Wien Psychologie zu studieren und besuchte gleichzeitig das Pädagogische Institut der Stadt Wien. Im selben Jahr heiratete sie Paul Lazarsfeld, den sie bereits 1918/19 in einem Ferienlager kennengelernt hatte. 1930 brachte sie ihre Tochter Lotte zur Welt. Zwei Jahre später schloss Jahoda ihr Studium mit einer Dissertation über "Anamnesen im Versorgungshaus" ab. Dabei wandte sie neue, von Charlotte Bühler eingeführte wissenschaftliche Methoden an. Berühmt wurde Jahoda durch die 1933 gemeinsam mit Lazarsfeld und Hans Zeisel veröffentlichte Studie "Die Arbeitslosen vom Marienthal". Es war dies die erste große empirische Studie über die Folgen langer Arbeitslosigkeit. Marienthal, ein kleiner Ort im Steinfeld südöstlich von Wien, war jahrzehntelang Synonym für Industrialisierung und Aufstieg, die Textilfabrik gab mehr als 1.000 Menschen Arbeit. Mit Schließung der Fabrik um 1930 wurde Marienthal zum klassischen Beispiel für den Absturz eines ganzen Ortes in die Arbeitslosigkeit. "Es war damals eine große Debatte in der Sozialdemokratie, ob lange Arbeitslosigkeit zu Revolution führt, daher hat man unsere Arbeit so begrüßt. Von Marienthal haben wir gelernt, dass aus materiellem Elend kein Weg zu fortschrittlichem Denken führt - vielmehr mündet es in Resignation", meinte Jahoda viele Jahre später. Die Bedeutung der Arbeitslosigkeit liegt für Jahoda "sehr viel tiefer als nur in der Lohntüte", das Schrecklichste daran ist für sie die "soziale Isolierung der arbeitslosen Menschen".

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Jahoda, Marie; Lazarsfeld, Paul Felix; Zeisel, Hans
Verfasser*innenangabe: Marie Jahoda ; Paul Felix Lazarsfeld ; Hans Zeisel
Jahr: 1997
Verlag: Frankfurt am Main, Suhrkamp
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.AT
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ISBN: 3-518-10769-0
Beschreibung: 13. Aufl., 147 S.
Schlagwörter: Geschichte 1933, Langezeitarbeitsloser, Marienthal <Niederösterreich>, Soziographie, Geschichte Anfänge-1933, Dauerarbeitsloser, Gramatneusiedl-Marienthal
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Fußnote: Lizenz des Verl. für Demoskopie, Allensbach und Bonn
Mediengruppe: Buch