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Nach uns die Zukunft

von der positiven Subversion
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Pestalozzi, Hans A.
Verfasser*innenangabe: Hans A. Pestalozzi
Jahr: 1982
Verlag: Frankfurt, Büchergilde Gutenberg
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Er war mehrere Jahre lang Manager, gründete und leitete eine von Europas wichtigsten Denkfabriken, eine Schule für Topmanager, war Offizier bei der Schweizer Armee. Aber als er meinte, er könne offen aussprechen und schreiben, was er dachte, als er es wirklich wagte, die Gesellschaft zu kritisieren (in verschiedenen Reden, vor allem vor Lehrern; und schließlich mit diesem Buch), es wagte, die Bildung und die Politik und die Wirtschaft zu hinterfragen, unangenehme Tatsachen über Manager ausplauderte, Protestbewegungen wie etwa Umweltschützer und Antimilitaristen unterstützte, verlor er seine Arbeit. Dieses Buch stellt Fragen, die es zielgerichtet auf den Punkt bringen, zeigt die Absurdität vieler 'Wahrheiten', die uns in der Schule und von Politikern und Ökonomen aufgeschwatzt werden. HAPs Schreibstil ist vorbildlichst strukturiert, und er unterstreicht seine Argumentation mit vielen kurzen und interessanten Beispielen.
Inhaltsverzeichnis:
Die Widersprüche unserer Gesellschaft
Aufruf zur Subversion
Wirtschaft ist nicht Leben
 
 
- Die Wirtschaft als Monopoly
- Der kritische Konsument
- Die falschen Leitbilder
- Soziale Kosten
- Technik ist nicht wertfrei
- Vorwärts in die nachindustrielle Zeit
- Totalitäre Wirtschaft
 
Die Wirklichkeit verändern
Verantwortung statt Pflicht
Wahrheit oder Wirklichkeit
 
 
 
NZZ - 8.8.2004
 
Hans A. Pestalozzi, prominenter Aussteiger, hat sich 75-jährig das Leben genommen
Dienen statt verdienen
8.8.2004
E r hatte dazugehört und war dann dagegen. Als Migros- Manager und Major hatte er ins Innere der Macht geblickt, als Publizist und Prediger gehörte er zur Prominenz auf der Gegenseite. Bis er verstummte.
 
" " " " " E r hatte dazugehört und war dann dagegen. Als Migros- Manager und Major hatte er ins Innere der Macht geblickt, als Publizist und Prediger gehörte er zur Prominenz auf der Gegenseite. Bis er verstummte.
"Fortschritt - wenn ich dieses Wort nur höre!", kritisierte Hans A. Pestalozzi in einem Zeitungsinterview. "Was ist denn Fortschritt am klimatisierten Bürohochhaus?"
Schon der Vater des 1929 Geborenen stellte sich als Pfarrer und Lehrer lieber an den Rand der Gesellschaft, und die Mutter war eine frühe Frauenrechtlerin. Äusserlich deutete wenig darauf hin, dass Sohn Hans ihnen folgen würde: Er studierte Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule St. Gallen und wurde dort Assistent am aussenwirtschaftlichen Institut. Bis Duttweiler ihn holte.
Gottlieb Duttweiler, der kämpferische Firmengründer, der den Zwischenhandel ausschaltete, indem er Waren en gros beim Produzenten einkaufte und damit in grünen Lastwagen direkt zu den Konsumentinnen fuhr. Woraus die Migros entstand. Ihm gefiel das Temperament dieses jungen Mannes, und er machte ihn 1955 zum persönlichen Sekretär.
Obwohl Pestalozzi unter den Bürolisten mit steifem Kragen einer blieb, der das Hemd offen trug, stieg er dank seiner Kompetenz schnell auf zum Vizedirektor des Migros-Genossen- schafts-Bundes. Und im Militär zum Infanteriemajor. Als der Migros-Gründer 1962 starb, rutschte Pestalozzi in die Leitung des Gottlieb-Duttweiler- Instituts in Rüschlikon, das gegründet worden war, um Schwachstellen der Wachstums- und Konsumgesellschaft aufzuspüren. "Duttweilers Idee, dass nicht der Franken, sondern der Mensch im Mittelpunkt stehen soll, war auch für Pestalozzi ein Leitmotiv", sagt der langjährige Verwalter der Gottlieb-Duttweiler-Gedenkstätte, Peter P. Riesterer.
Pestalozzi war kein Theoretiker, aber mit einer Spürnase für das Unruhige in der Gesellschaft zog er Leute heran, denen er viel Raum liess. So wurde das Institut zur Denkfabrik, die Aufmerksamkeit erregte und provozierte. Die kritische Konsumentin solle Spraydosen ablehnen. Doppelver- packungen zurückweisen. Güter nicht darum kaufen, weil sie ein neues Styling haben. Den öffentlichen Verkehr benutzen. "Ich will keine blühende Pharmaindustrie", sagt Pestalozzi einmal, "sondern dass wir gesund sind."
Hoffnungen setzte Pestalozzi in die Lehrerinnen und Lehrer, die kritische Konsumenten und autonome Bürger heranbilden müssten. In einer Rede voll Herzblut ruft er an der Interkantonalen Mittelstufenkonferenz in Solothurn 1977 aus: "Kann mir jemand von Ihnen sagen, weshalb im Wirtschaftsleben die elementarsten moralischen Prinzipien nichts gelten?" Und er appelliert: "Sie als Lehrer sind wohl fast die einzigen, die vom Beruf her in der Lage wären, diese Sachzwänge zu durchbrechen." Noch einmal: "Sie hätten es in der Hand!"
Migros-Konzernchef Pierre Arnold ist alarmiert. "Geh nicht zu weit", habe er seinem Untergebenen immer wieder gesagt. Und nun das! "Er griff die öffentlichen Schulen an, die Professoren, die Lehrer." (Und Pestalozzi dachte auch an einen neuen Frühling für die Migros.) "Das Fass war voll."
Es kam zum Eclat. "Mein Institutschef stellte mich vor die Wahl", erzählte Pestalozzi in einem Interview: "Entweder hörst du auf mit den Vorträgen, dann kannst du bleiben." Sonst - "Im Sommer 1979 erhielt ich die Kündigung." Arnold widerspricht heftig, noch heute. "Es gab keine Entlassung." Pestalozzi habe wählen können. "Er wählte es zu gehen."
Man macht Pestalozzi Frauengeschichten zum Vorwurf, sucht in der Buchhaltung Ungereimtheiten. "Es war eine Hexentreiberei", sagt Mitstreiter Al Imfeld. Auch Pestalozzis wichtigste Mitarbeiter werden gechasst: "In zwei Stunden musste ich das Büro räumen", erinnert sich einer.
Als prominente Oppositionelle treten sie in der proppenvollen Aula der Universität Zürich auf. Doch für Pestalozzi sind Managerlohn, Villa, gepolsterte Pensionskasse und Vergünstigungen Vergangenheit. Er ist Alleinerzieher von drei Kindern. Er ist angewiesen auf einen Verdienst.
Den sicherte er sich als "freier Publizist und autonomer Agitator", wie er es nannte. Er war ein aufregender Redner. Seine Bücher erreichten sensationelle Auflagen. "Nach uns die Zukunft" wurde laut Zytglogge-Verlag mit Lizenzauflagen mehr als 200 000 Mal verkauft. Pestalozzi predigte für Biolandbau, gegen Atomkraftwerke, für die Friedensbewegung, gegen die Ausbeutung der Dritten Welt. Dann ein Schnitt: Mitte der neunziger Jahre zog er in ein Bauernhaus im Toggenburg oberhalb Wattwil, wo er als selbständiges Wirtschaftssubjekt haushaltete. Besucher fanden ihn umgeben von Hühnern, Enten, Gänsen. Er schien glücklich, eine Bekannte erinnert sich an ihn als "Strahlemann". Er wanderte oft, pilgerte - tagelang schweigend wie ein Zen-Mönch - nach Santiago de Compostela und in die andere Richtung bis nach Wien.
Im Juli hat sich Hans A. Pestalozzi erschossen. War das die Handlung eines Menschen, der autonom sein wollte bis zuletzt? Willi Wottreng
 
 

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Pestalozzi, Hans A.
Verfasser*innenangabe: Hans A. Pestalozzi
Jahr: 1982
Verlag: Frankfurt, Büchergilde Gutenberg
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.O
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Beschreibung: 214 S.
Schlagwörter: Industriegesellschaft, Kritik
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Mediengruppe: Buch