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71.; Der Begriff der Symbolisierung

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Verfasser*innenangabe: Herausgegeben von Angelika Ebrecht-Laermann, Elfriede Löchel, Bernd Nissen und Johannes Picht. Mit Beiträgen von Hermann Beland, Raymond Borens, Claudia Frank, Elfriede Löchel, Dietmut Niedecken, Enno Rudolph, Stefanie Schunck ...
Jahr: 2015
Jahrbuch der Psychoanalyse
Bandangabe: 71.
Mediengruppe: Buch
verfügbar

Exemplare

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Inhalt

Der Begriff der Symbolisierung wird als metapsychologischer wie auch als klinischer Begriff von verschiedenen psychoanalytischen Schulen verwendet. Er wird jedoch unterschiedlich verstanden, ohne dass dies immer klar zutage liegt. Der vorliegende Band fragt nach seinen verschiedenen Ausprägungen bei Freud und in der heutigen Psychoanalyse, aber auch nach seinen philosophischen Wurzeln. Er zeigt klinische Aspekte auf und dokumentiert eine bereits fortgeschrittene Arbeit an diesem Begriff und den dabei hervortretenden Differenzen.
 
Inhalt:
 
Themenschwerpunkt:
 
Enno Rudolph: Ich zeige, also bin ich: Das Ich und seine Symbole
 
Die philosophische Anthropologie der Symbolisierung beginnt mit der aristotelischen Psychologie; sie erhält in der symboltheoretisch begründeten Verknüpfung von Mathematik und Metaphysik bei Leibniz eine neue Dimension, um anschließend durch Kant ethisch und politisch modifiziert zu werden. Erkennbar wird sie anhand der Symboltheorie Ernst Cassirers, der seine "Philosophie der symbolischen Formen" direkt als Anthropologie des animal symbolicum entwickelt, teilweise ausdrücklich vor dem historischen Horizont der zuvor erwähnten Symboltheorien. Der Rückbezug auf Aristoteles ermöglicht es dabei, die psychologischen Quellen der Kompetenz des Symbolisierens aus philosophischer Sicht freizulegen; der Einbezug der Philosophie Helmuth Plessners vermittelt Cassirers Anliegen darüber hinaus eine schlüssige Verbindung mit der zeitgenössischen Anthropologie. Ein Vergleich mit der modernen Metapherntheorie von Hans Blumenberg erweitert die Perspektive auf das animal symbolicum um die Berücksichtigung der menschlichen Kompetenz, auch andere authentische Typen von Sprachbildern zu generieren, und dies unter Bezug auf die immer noch aktuelle Wirkungsgeschichte des linguistic turn.
 
Raymond Borens: Vor dem Anfang ist das Symbolische
 
Das Kind kommt nicht durch Entwicklung, Reifung oder Lernprozesse zum Symbol. Das Symbolische, als autonomes Gebilde der Alterität, besteht im Lacan'schen Sinne im Wesentlichen, aber nicht nur, aus Sprache und ist vor dem Kinde da. Dieses wird in das Symbolische hineingeboren und sehr weitgehend von ihm determiniert. Die Vermittlung erfolgt über die Signifikanten, welche besonders von den Eltern und ihrem Begehren an das Kind herangetragen werden. Die Sprache verbleibt aber nicht an der "Oberfläche", sondern verbindet sich durch Einschreibung in den Körper mit den Trieben, um mit ihnen zusammen "Montagen" zu bilden. Die Konsequenzen dieser Auffassung für die psychoanalytische Kur und für die Deutung werden an zwei klinischen Beispielen erläutert.
 
Claudia Frank: Zum Wurzeln der Symbolisierung in ›sinnhaften‹ unbewussten Phantasien körperlicher Erfahrungen - Der kleinianische Symbolisierungsbegriff
 
Das Wurzeln des kleinianischen Symbolisierungsbegriffs in ›sinnhaften‹ unbewussten Phantasien körperlicher Erfahrungen und die im weiteren aufgrund reziproker Orientierung möglichen Konzeptionen einerseits, die durch Desorientierung bedingten Misskonzeptionen andererseits werden einleitend an dem historischen Beispiel der Analyse der sechsjährigen Erna durch Melanie Klein aufgezeigt. Im Anschluss werden einige theoretische Grundzüge, insbesondere unter Rückgriff auf Money-Kyrles Überlegungen, dargelegt und schließlich an einer Kasuistik aus der heutigen Praxis veranschaulicht.
 
Dietmut Niedecken: Zum Symbolbegriff bei Alfred Lorenzer
 
Alfred Lorenzers Theorie versteht sich als Metatheorie der Psychoanalyse, und ihr Ziel ist es, die Psychoanalyse interdisziplinär zu öffnen. Am Beispiel des Fort-Da-Spiels wird diese metatheoretische Herangehensweise Lorenzers im Unterschied zu Melanie Klein und Jacques Lacan erörtert: Lorenzer möchte nicht bestimmen, welche Bedeutungen das Spiel haben mag, vielmehr untersucht er das Phänomen, dass damit Bedeutungen - und damit symbolische Strukturen - geschaffen werden, und in welcher Weise dies geschieht. Im Weiteren geht es Lorenzer um die Struktur symbolischer Formen, und er nimmt Bezug auf die von Susanne Langer eingeführte Unterscheidung der Modi diskursiver und präsentativer Symbolik. Es kann gezeigt werden, wie diese Unterscheidung eine neue Sicht auf gewisse Irritationen an den Theorien Kleins und Lacans ermöglicht.
 
Elfriede Löchel: (Mit) Differenzen arbeiten: Symbol, Symbolisierung, Symbolisches. Ein Beitrag zur Diskussion des psychoanalytischen Symbolbegriffs
 
Im ersten Teil wird der psychoanalyse- und geistesgeschichtliche Kontext der heutigen Diskussion des psychoanalytischen Symbolbegriffs umrissen. Neben dem linguistic turn in den Geistes- und Kulturwissenschaften werden Freuds verschiedene Ansätze zu einem Symbolbegriff dargestellt. Im zweiten Teil werden die Symbolbegriffe von Alfred Lorenzer, Melanie Klein und Jacques Lacan im Hinblick auf ihre Differenzen und in Auseinandersetzung mit drei Autorinnen bzw. Autoren dieses Bandes (Niedecken, Frank, Borens) diskutiert. Der dritte Teil entfaltet die These: "Symbolisierung ist Verneinung". Der Beitrag endet mit einem Ausblick auf das Verhältnis von Symbolisierung und Repräsentanzenbildung und auf die aktuelle Diskussion zu "unrepräsentierten Zuständen".
 
Jean-Claude Stoloff: Väterliche Funktion und Urverdrängung
 
Für Freud setzt die Fähigkeit zur Verdrängung eine Urverdrängung voraus, die endogen als Fixierung des Triebs an Vorstellungsrepräsentanzen gedacht wird. Daneben steht jedoch eine zweite Theorie, der zufolge die Urverdrängung auf den phylogenetisch weitergegebenen Ur-Ereignissen des Totemismus beruht. Die beiden Auffassungen lassen sich nur vereinen, wenn die Rolle des primären Objekts als Vertreter der väterlichen Funktion in Betracht gezogen wird. Zunächst wird Lacans Konzept der Anwesenheit des Signifikanten des Phallus im Diskurs des Anderen vorgestellt, deren ausschließlicher Bezug auf einen strukturalistischen Sprachbegriff jedoch problematisch ist. Weiter führt das Konzept der "fundamentalen Sprache" von Aulagnier, das auch relationale Aspekte von Sprache einbezieht und den ökonomischen Faktor der Freud'- schen Theorie bewahrt. Vor diesem Hintergrund wird eine Integration der beiden Theorien der Urverdrängung entworfen, indem die von Freud beschriebenen Urphantasien auf elementare Repräsentationen körperlichen Erlebens mit dem Objekt zurückgeführt werden, deren Ausarbeitung zu Phantasmen sich unter dem Einfluss der elterlichen Urphantasien vollzieht.
 
Stefanie Schunck: Seele im Blick - Blick in der Seele
Anhand von Fallmaterial einer Patientin mit klassischer konversionsneurotischer Symptomatik wird eine formanalytische Querschnittsbetrachtung von Phänomenen des Blicks bei der Hysterie vorgelegt. Dies beginnt mit der Körperoberfläche, die zur Entzifferung dargeboten wird. Sodann wird das Kippen zwischen zwei sich ausschließenden Aspekten als allgemeines Prinzip des Visuellen beschrieben, um den Blick als Modalität dualer Beziehung herauszuarbeiten. Dies führt zur Diskussion des "mütterlichen Blicks" und dessen Konzeptionen (frühe Stillsituation, Alphafunktion der Mutter, Spiegelstadium). Die Verbindung von Wissen und Schauen führt zur Frage nach dem eigenen Geschlecht. Es folgt die Diskussion der Phantasmen von Allsichtigkeit und Allgegenwärtigkeit im Subjekt-Objekt-Gefüge. Danach wird im Fallmaterial die Verweigerung der Kastration und des Mangels im Blick als "Objekt a" nachgewiesen und gezeigt, wie in den Symptomen das "Genießen" im Sinne von Lacan in Kraft gesetzt werden möchte. Bezüglich all dieser Aspekte wird eine traumatische Genese nahegelegt und aufgezeigt, dass erst die Anerkennung von Trennung und Mangel das Trauma im Sinne der Nachträglichkeit konstituieren würde.
 
 
Wolfgang-Loch-Vorlesung:
Hermann Beland: Der Funktionskreis der angeborenen Antizipationen. Zur Kritik des Affektgesetzes, dass jedes Gefühl Folge eines vorangehenden Situationsurteils sei
Einige Elemente des Funktionskreises angeborener Antizipationen werden untersucht, um die Gültigkeit des psychoanalytischen Affektgesetzes zu prüfen, dass jedes Gefühl die Folge einer (logisch und zeitlich) vorauslaufenden bewussten oder unbewussten Beurteilung der relationalen Situation sei. Zu den untersuchten Antizipationen gehören Freuds Aufmerksamkeit, Bions Präkonzeptionen, Vorahnungen, Betaelemente des Denkens und Fühlens, projektive Identifizierungen, Tustins Trennungslinien des Mutter-Kind-Körperschemas. Ausführlich werden die typischen Situationsbeurteilungen untersucht, die wütendes, neidisches und depressives Gefühlshandeln auslösen. Eine klinische Sequenz demonstriert, wie projektive Identifizierung als omnipotente vorauslaufende Situationsbeurteilung die Urteilsfunktion des Analytikers überwältigt. Die Alphafunktion der Mutter ermöglicht die ersten realistischen Situationsurteile des Kindes (subjektiver Beginn der Herrschaft des Realitätsprinzips). Die therapeutische Konsequenz des Affektgesetzes lautet: Man muss nicht die Emotion bekämpfen, sondern das bizarre Situationsurteil analysieren, dessen gesetzmäßige Folge die Emotion ist. Wolfgang Lochs zeichenphilosophisches Urteil über vorauslaufendes Fühlen als Noesis bestätigt dieses Affektgesetz. Seinem Andenken ist dieser Aufsatz gewidmet.
 
 

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Verfasser*innenangabe: Herausgegeben von Angelika Ebrecht-Laermann, Elfriede Löchel, Bernd Nissen und Johannes Picht. Mit Beiträgen von Hermann Beland, Raymond Borens, Claudia Frank, Elfriede Löchel, Dietmut Niedecken, Enno Rudolph, Stefanie Schunck ...
Jahr: 2015
Übergeordnetes Werk: Jahrbuch der Psychoanalyse
Bandangabe: 71.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPP
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ISBN: 978-3-7728-2071-7
2. ISBN: 3-7728-2071-9
Beschreibung: 215 S.
Schlagwörter: Psychoanalyse, Symbol, Psychoanalytische Therapie
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Ebrecht-Laermann, Angelika
Sprache: Deutsch
Fußnote: Zsfassungen in dt. und engl. Sprache
Mediengruppe: Buch