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Psychisches Gleichgewicht und psychische Veränderung

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Joseph, Betty
Verfasser*innenangabe: Betty Joseph. Hrsg. von Elizabeth Bott Spillius und Michael Feldman. Aus dem Engl. von Elisabeth Vorspohl
Jahr: 1994
Verlag: Stuttgart, Klett-Cotta
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Das Denken von Betty Joseph kreist vor allem um die Frage: Was bewirkt beim Patienten tatsächlich eine Veränderung und wie kann der Therapeut mit den Widerständen umgehen, die der Patient einer Veränderung entgegensetzt? Zahlreiche fesselnd beschriebene Fallbeispiele aus der Behandlung von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern, Patienten des narzißtischen, perversen oder Borderline- Typs vermitteln einen lebendigen Eindruck von der Arbeitsweise einer Psychoanalytikerin, die in der kleinianischen Tradition verwurzelt ist und deren Theorien ihrerseits nachhaltig mit geprägt hat. Die Kleinianerin Betty Joseph wuchs in den Midlands nahe Birmingham auf. Bevor sie Psychoanalytikerin wurde, absolvierte sie eine Ausbildung zur Sozialpädagogin an der Birmingham University und der London School of Economics und beteiligte sich am Aufbau einer Child Guidance Clinic in Salford bei Manchester. 1940 begann sie, ebenfalls in Manchester, eine Analyse bei Michael Balint, die sie nach Kriegsende in London fortsetzten. Sie wurde 1949 Mitglied und Mitte der 1950er Jahre Lehranalytikerin der British Psychoanalytical Society, wo sie sich der Gruppe um Melanie Klein anschloss. Von 1951 bis 1954 machte sie eine weitere Analyse bei Paula Heimann. Betty Joseph arbeitete vor allem die technischen Implikationen der Kleinschen Konzepte heraus, insbesondere die der projektiven und introjektiven Identifizierung. Ihr Ausgangspunkt war die Frage, auf welche Weise bestimmte Patienten ihr oft schmerzvoll erlebtes seelisches Gleichgewicht aufrechtzuerhalten suchen, obwohl sie bewusst eine Veränderung wünschen. Dies führte Betty Joseph zu einer eigenen Technik, die eine Weiterentwicklung von Melanie Kleins Konzept der "totalen Übertragungssituation" darstellt. Die Betonung liegt dabei auf der Interaktion zwischen Patient und AnalytikerIn im unmittelbaren Hier und Jetzt der analytischen Situation. Ihre besondere Aufmerksamkeit galt dem Gegenübertragungs-Enactment des Analytikers, d. h. seiner Neigung, sich an der Inszenierung der inneren Objektbeziehungen des Patienten zu beteiligen. Die wichtigsten Aufsätze Betty Josephs sind in dem 1989 erschienenen Sammelband Psychic Equilibrium and Psychic Change (Psychisches Gleichgewicht und psychische Veränderungen) enthalten. / AUS DEM INHALT: / / / Das Buch "Psychisches Gleichgewicht und psychische Veränderung" von der britischen Psychoanalytikerin Betty Joseph (geb. 1917) bestellte ich mir gleich, nachdem ich Betty Joseph auf dem Youtube-Video "Encounters through Generations" gesehen hatte. Auf diesem Video des Britischen "Institute of Psychoanalysis" ist eine höchst vitale, über 90-jährige Psychoanalytikerin zu sehen, die darüber spricht, was man braucht, um Psychoanalytikerin zu werden. "A sense for the truth", ist einer der Punkte, den sie dabei hervorhebt. Das machte mich neugierig. (Text: © Dunja Voos, Bild: © Verlag Klett-Cotta) Krankhaftes Gleichgewicht wird aufrecht erhalten In ihrem Buch zeigt Betty Joseph anhand zahlreicher Beispiele, wie schwer psychische Veränderung manchmal nur möglich ist. Viele Patienten kämen zwar vordergründig in die Psychoanalyse, um ihre Probleme zu verstehen und um sich zu verändern. Unbewusst aber suchten sie den Psychoanalytiker auf, um ihr psychisches Gleichgewicht - und sei es noch so "pathologisch" - aufrechtzuerhalten, erklärt Joseph. Die Patienten wollten dadurch psychischen Schmerzen wie zum Beispiel Schuldgefühlen oder Trennungsschmerzen ausweichen. Besonders Patienten, die sich größtenteils in der sogenannten "schizoiden Position" befinden, machen ihren Psychoanalytikern manchmal schwer zu schaffen. Sie benutzen als Abwehrform die "Projektive Identifizierung" und sorgen dadurch oft dafür, dass sich der Psychoanalytiker genauso hoffnungslos und verzweifelt fühlt wie sie selbst. Manchmal fühlt er sich auch besonders lebendig, stark oder weise, wenn der Patient zum Beispiel seine eigene Vitalität oder seine Fähigkeit zu denken und zu verstehen, auslagert und sozusagen "im Analytiker" unterbringt. Damit spaltet der Patient psychische Anteile, mit denen er sich eigentlich helfen könnte, von sich ab. Nicht selten entstehen durch solche psychologischen Vorgänge lange Strecken der Psychoanalyse, in denen sich scheinbar kein Fortschritt zeigt, in denen die Patienten als hoffnungslos "passiv" erscheinen. Dabei sind sie psychisch höchst aktiv, indem sie ständig psychische Anteile von sich abspalten. Diese Vorgänge sind leichter zu verstehen, wenn man sich mit den psychoanalytischen Theorien der Analytikerin Melanie Klein befasst. Betty Joseph gelingt es in diesem Buch sehr gut, diese Theorien fassbar zu machen. Minutiöse Arbeitsweise Betty Joseph erscheint immer wachsam und hellwach. Häufig könne der Psychoanalytiker nur dann helfen, wenn er sich nicht darauf konzentriere, was der Patient sagt, sondern wenn er darauf achte, wie er es sagt und wie die Übertragung auf den Analytiker in jedem einzelnen Moment aussieht, so Joseph. Von Minute zu Minute könne psychische Veränderung stattfinden und jeder Augenblick sei es wert, genau angeschaut zu werden, erklärt Joseph. Dabei ist es so, als würde Betty Joseph die psychoanalytische Sitzung unter die Lupe oder unter ein Mikroskop legen. Jede Einzelheit, besonders die Träume der Patienten, werden genauestens beschrieben. Große Strecken der Schlüsse, die Betty Joseph zieht, sind verständlich, doch häufig kann ich einigen Schlüssen nicht folgen. Auch die Übersetzerin bzw. Lektorin kam da wohl manchmal nicht mit, denn immer wieder stolpere ich in dem Buch über Sätze, die keine vollständigen Sätze sind (was man der Lektorin bei diesem komplexen Thema jedoch kaum verübeln kann). Der Blick ist fast ausschließlich auf den Patienten gerichtet Dieses Buch ist höchst "analytisch" geschrieben, ja fast schon "sektiererisch". Betty Joseph selbst als Person bleibt da meistens außen vor. Über ihre eigenen Regungen schreibt sie zwar auch, doch damit hält sie sich sehr zurück. Zu sehr, wie ich finde. "Kritik" der Analysanden an Betty Joseph oder Beobachtungen, die die Analysanden an ihrer Analytikerin machen, scheinen vollkommen an ihr abzuperlen. Dadurch wirkt das, was Betty Joseph beschreibt, manchmal sehr "verkopft". Zuvor las ich ein Buch des Psychoanalytikers Harold Searles (geb. 1918), der über seine Arbeit mit schizophrenen Patienten schreibt. Dabei bezog er sein Unbewusstes stark mit ein - das macht seine Texte unglaublich spannend, logisch und glaubwürdig. Der Leser erkennt, wie sehr der Fortschritt der Therapie von der Art der Beziehung und auch vom Unbewussten des Analytikers abhängt. Searles untersucht auch sein eigenes Unbewusstes unermüdlich. Das Buch von Betty Joseph wirkt dagegen fast "steril". Diese beiden Bücher erscheinen mir wie zwei Pole der Psychoanalyse - auf Searles' Seite eine Arbeitsweise, in der sich der Psychoanalytiker stark mit einbezieht, auf Joseph's Seite die Psychoanalyse, die den Patienten fast isoliert unter die Lupe nimmt. Obwohl Joseph immer schreibt, was der Patient mit ihr "macht", erscheint sie wie ein Fels in der Brandung. Sie lässt sich die Fähigkeit, über sich und den Patienten nachzudenken, nicht nehmen. Fazit Ein höchst interessantes, aber auch sehr kompliziertes Buch über die psychischen Vorgänge bei Patienten mit frühen Störungen. Es fasziniert durch seine Exaktheit, Differenziertheit und die logischen Überlegungen. Betty Joseph konzentriert sich auf das technische Vorgehen in der Therapie. Die dazugehörigen Emotionen kommen beim Leser nur wenig an, was auch ein Zeichen der Zeit sein mag - schließlich ist Joseph Jahrgang 1917! (Obwohl: Searles ist 1918 geboren …) Jedem der vier Teile des Buches ist übrigens ein Vorwort von Michael Feldmann und Hanna Segal vorangestellt.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Joseph, Betty
Verfasser*innenangabe: Betty Joseph. Hrsg. von Elizabeth Bott Spillius und Michael Feldman. Aus dem Engl. von Elisabeth Vorspohl
Jahr: 1994
Verlag: Stuttgart, Klett-Cotta
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPE
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ISBN: 3-608-95000-1
Beschreibung: 337 S.
Schlagwörter: Abwehrmechanismus, Aufsatzsammlung, Psychoanalyse, Seelisches Gleichgewicht, Störung, Gegenübertragung <Psychologie>, Übertragung <Psychologie>, Abwehr <Psychoanalyse>, Beeinträchtigung, Beiträge, Ich-Abwehr, Perturbation, Psychoanalytische Therapie, Sammelwerk, Störungen, Psychoanalytische Beziehung / Übertragung, Psychotherapeutische Beziehung / Übertragung, Psychotherapie / Übertragung
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Vorspohl, Elisabeth [Übers.]
Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturverz. und Bibliogr. S. 320 - 327
Mediengruppe: Buch