Das Aufflammen der blutigen Gewalt zwischen Armenien und Aserbaidschan im April 2016 brachte den meist vergessenen Konflikt um Berg-Karabach zurück ins Bewusstsein der Europäer. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert führen Armenien und Aserbaidschan Krieg um diesen malerischen und abgelegenen Teil Aserbaidschans, der nichtsdestoweniger eine wichtige Rolle in dessen Kulturgeschichte spielte und von Einheimischen oft als "Paradies" bezeichnet wird. Die Wurzeln des Konflikts reichen weit in die Vergangenheit zurück, und seine Geschichte ist viel zu komplex, um sich ihm mit den üblichen Stereotypen wie "christliche Armenier gegen muslimische Aserbaidschaner" anzunähern.
Das Buch versucht als Gegenentwurf gegen solche Vereinfachungen einige wichtige Etappen der (Vor-)Geschichte des Berg-Karabach-Konflikts vom späten Mittelalter bis heute nachzuzeichnen, mit Schwerpunkt auf den Ereignissen seit der Gorbatschow-Ära. Es wird argumentiert, dass eine Hauptschwierigkeit auf dem Wege zu einer Lösung dieses sogenannten 'eingefrorenen' Konflikts in der komplexen Interaktion verschiedener Akteuren auf unterschiedlichen Ebenen (wie Militär und Politik, Jurisprudenz, Wissenschaft und Publizistik) liegt. Durch diese Vielfalt werden Lösungsperspektiven, so möchte es scheinen, eher behindert als vorangetrieben.
(Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
0. Technische Vorbemerkungen
0.1. Abkürzungen
0.2. Zur Umschrift fremdsprachlicher Wörter
1. Vorbemerkungen
1.1. Perspektiven auf historische Ereignisse: Grundsätzliches
1.2. Zur speziellen Perspektive der vorliegenden Arbeit
2. Zur Geografie und Landeskunde
3. "Berg-Karabach": Zum Namen und seiner Bedeutung
4. Karabach vor Berg-Karabach
4.1. Karabach unter den Safaviden
4.2. Der Weg in die post-safavidische Kleinstaaterei
4.3. Exkurs: Theorien über die Herkunft des Toponyms Karabach/ Qarabag
4.4. Das Khanat Qarabag
5. Karabach und Arc'ax
6. Die Geschichte von der Auflösung des Khanats bis 1917
6.1. Frühe russische Siedlungspolitik im ehemaligen Khanat Qarabag
6.2. Zum administrativen Status des ehemaligen Khanats Qarabag in der Zarenzeit
6.3. Die erste Phase des Berg-Karabach-Konfliktes (1917-1924)
6.3.1. Das Vorspiel: Von Revolution zu Revolution (1905-1917)
6.3.2. Die Revolution von 1917 und ihre Folgen
6.3.3. Der Name "Berg-Karabach" erscheint auf der historischen Bühne
6.3.4. Der erste Berg-Karabach-Konflikt in den Jahren 1918-1920
6.3.5. Die Etablierung der Sowjetherrschaft (1920-1924)
6.4. Der Konflikt unter der totalitären Glocke (1924-ca. Mitte der 1980er-Jahre)
6.5. Der zweite Berg-Karabach-Konflikt (ca. 1985 bis heute)
6.5.1. Der Vorlauf zur neuen offene Phase des Konflikts (Mitte der 1980er-Jahre bis
1987)
6.5.2. Die Petition von Januar 1988
6.5.3. Exkurs: Zur Bevölkerungsentwicklung in Berg-Karabach
6.5.4. Der Beschluss vom 20. Februar 1988
6.5.5. Der Teufelskreis beginnt
6.5.6. Sowjetischer Kontrollverlust (1989)
6.5.7. "Schwarzer Januar": Der Bruch zwischen Moskau und der AzSSR
6.5.8. Der Konflikt vom "Schwarzen Januar" bis zum Ende der SU (1990-Mitte 1991)
6.5.9. Der Putschversuch von 1991 und seine Folgen für den Konflikt
6.5.10. Vom Konflikt zum Krieg (Ende 1991-Anfang 1992)
6.5.11. Der Massenmord von Xocali
6.5.12. Monte Melk'onian: Der selbsternannte Rächer aus der Diaspora
6.5.13. Aserbaidschan am Rande des Abgrunds (März 1992-Juni 1993)
6.5.14. In letzter Sekunde: Von Oliyevs Eingreifen zum Waffenstillstand (Juni 1993-Mai
1994)
6.8.15. Nach dem Sturm: Der Konflikt in einer neuen Latenzphase (1994-heute)128
7. Schlussbemerkungen
7.1. Epilog: April 2016: Ein neuer Gewaltausbruch
8. Chronologie
9. Gebräuchliche Ortsnamensentsprechungen
10. Zitierte Literatur
11. Schlagwortverzeichnis