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Griechische Grundbegriffe

Fragen und Antworten aus der heutigen Situation
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Kerényi, Karl
Verfasser*innenangabe: Karl Kerényi
Jahr: 1964
Verlag: Zürich, Rhein-Verl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Karl (Károly) Kerényi (* 19. Januar 1897 in Temesvár, Königreich Ungarn, Österreich-Ungarn; † 14. April 1973 in Kilchberg, Schweiz) war ein ungarischer Klassischer Philologe und Religionswissenschaftler. Von jungen Jahren an übten Philosophen wie Schopenhauer, Bachofen und Nietzsche, Schriftsteller wie Hölderlin und Rilke, und Wissenschaftler wie Wilhelm von Humboldt auf Karl Kerényi einen zentralen Einfluss aus. Während seines Studiums der Altphilologie war Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff der international tonangebende Altphilologe, für Kerényi wegweisend war aber Erwin Rohdes Ansatz zur antiken Romanliteratur. Dies führte zu seinem ersten Buch Die griechisch-orientalische Romanliteratur in religionsgeschichtlicher Beleuchtung. Ein Versuch, mit dem Kerényi habilitierte. Früh nach seiner Habilitation wurde Kerényi 1929 in Griechenland der Schulphilologie aber überdrüssig. Kerényi sah die Aufgabe der Philologie in der Analyse der schriftlichen Überlieferung der Antike als Ausdruck gelebten Lebens, so wie die Archäologie sich der sinnlichen Überlieferung der Antike widmet (durch die Wirkung der direkten Berührung). Seine ersten bewussten Schritte weg von der Schulphilologie waren seine frühen Werke Apollon (eine Sammlung von Essays) und Die antike Religion. Kerényi traf im Jahr 1929 auch Walter F. Otto zum ersten Mal, der ihn stark prägte. Otto gab Kerényi die entscheidenden Impulse, das religiöse Element der antiken Existenz in den Mittelpunkt zu rücken. Speziell zu erwähnen sind hier weiter die beiden Bände der Mythologie der Griechen und die Mysterien der Eleusis. In der Folge vollzog Karl Kerényi eine bewusste Trennung von der Wilamowitzschen Philologie. Für Kerényi stand Wilamowitz’ Ansatz für einen Autoritarismus, den er mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus verband, was ihm ethisch nicht vertretbar erschien. Kerényi entwickelte so immer mehr eine ablehnende Haltung gegenüber dem deutschen Mythosbegriff, der im nationalsozialistischen Deutschland als leitende Referenz gebraucht wurde. Bereits 1934 äußerte Kerényi sein klarsichtiges Entsetzen über die radikalisierenden Entwicklungen in Deutschland. Einen freiheitlichen und menschlich-psychologischen Mythosbegriff zu etablieren, der nicht für nationalistische Ideologie missbraucht werden konnte, war ein bleibendes Anliegen, das sich auch in seiner Beziehung zu mehreren seiner wissenschaftlichen Geistesväter niederschlug. Bei Wilamowitz am deutlichsten festgestellt, entwickelte Kerényi später auch gegenüber Otto und Mann einen sensiblen Sinn, sich von jenen Aspekten in deren Mythosverständnis abzusetzen, die er im deutschen Nationalsozialismus wiedererkannte. Karl Kerényis wissenschaftlicher Ansatz, die Gestalten der griechischen Mythologie als Urbilder der menschlichen Seele zu deuten, kam der Archetypenlehre des Schweizer Psychologen Carl Gustav Jung entgegen. Gemeinsam mit Jung entstand ein Versuch, Mythologie als Wissenschaft zu begründen. Aus der Zusammenarbeit mit Jung entstanden die Bände Das göttliche Kind in mythologischer und psychologischer Beleuchtung und Das göttliche Mädchen, die zusammen unter dem Titel Einführung in das Wesen der Mythologie 1942 erschienen. Religionstheorie war für Kerényi eine humane und humanistische Angelegenheit, was seinen Ruf als Humanist weiter prägte. So ist für Kerényi jeder Blick auf die Mythologie ein Blick auf den Menschen – und daher jede Theologie gleichzeitig auch Anthropologie. Analog zur Jungschen Psychologie entwickelte Kerényi die Strukturierung der griechischen Mythologie in Archetypen. Im selben humanistischen Sinne definierte sich Kerényi denn auch als philologisch-historischen und psychologischen Forscher. In späteren Jahren entwickelt Kerényi diese psychologische Interpretation weiter und ersetzte das Konzept des Archetyps mit jenem des Urbilds. Dies wird in seinen wichtigen Publikationen zum Prometheus als auch speziell zu Dionysos klar, Kerényi’s Hauptwerk welches er als Idee 1931 begann und 1969 abschloss. Kerényi betrachtete also die Erscheinungen der griechischen Religion nicht als Kuriosa, sondern als Ausdruck genuin menschlicher Erfahrung. Dank dieser Haltung und dank seinem essayistischen Stil, konnte Kerényi viele Menschen außerhalb der philologischen Zunft ansprechen, doch blieb er dadurch in der akademischen Philologie ziemlich isoliert. Nicht zuletzt wohl auf Grund seiner persönlichen Erfahrungen hob Karl Kerényi die Rolle des Philologen als Interpret hervor, wobei „der Interpret, je besser er interpretiert, um so mehr, auch Organ [ist], sowohl als Empfangender wie als Wiedergebender. [...] Sein ganzes Wesen und Sein, seine Struktur und seine eigenen Erlebnisse bilden einen nicht auszuschaltenden Faktor der Interpretation.“ In diesem Sinne war Kerényis Wissenschaftsauffassung 1944 sehr modern. In einer Zeit, als die Geisteswissenschaften versuchten, sich objektiv-wissenschaftlich zu etablieren, erkannte Kerényi an, dass hier das einzige Mittel der wissenschaftlichen Objektivität das Offenlegen der je individuellen wissenschaftlichen Subjektivität des Forschers ist. Kerényi hat auch einen Paradigmenwechsel des späten 20. Jahrhunderts vorweggenommen, indem er sich der Interdisziplinarität verschrieb und die geisteswissenschaftlichen Gegenstände Literatur, Kunst, Geschichte, Philosophie und Religion kombinierte. Den Einbezug der Romandichtung in seine Studien zu Mythologie und Humanismus wird unter anderem in den Publikationen seiner Briefwechsel mit Thomas Mann und Hermann Hesse dokumentiert. Eine Serie von weiteren Gedanken zum europäischen Humanismus publizierte Kerényi 1955 unter dem Titel Geistiger Weg Europas. Unter den weiteren Persönlichkeiten, die für Kerényi wichtige persönliche und wissenschaftliche Gesprächspartner waren, finden sich die ungarischen Autoren László Németh, Antal Szerb und Pál Gulyás, der Psychologe Leopold Szondi, der Schriftsteller Otto Heuschele und der Historiker Carl Jacob Burckhardt. --- Theos, Mythos, Eidolon, Eikon, Agalma, Hermeneia, Hermeneutike, Moira

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Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Kerényi, Karl
Verfasser*innenangabe: Karl Kerényi
Jahr: 1964
Verlag: Zürich, Rhein-Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PR.E
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Beschreibung: 72 S.
Schlagwörter: Aufsatzsammlung, Geistesgeschichte, Griechenland <Altertum>, Beiträge, Griechenland <Altertum> / Antike, Sammelwerk
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Sprache: Deutsch
Mediengruppe: Buch