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Wie das Denken im Kopf entsteht

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Pinker, Steven
Verfasser*innenangabe: Steven Pinker. Aus dem Amerikanischen von Martina Wiese und Sebastian Vogel
Jahr: 2018
Verlag: Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Ein Buch des Jahrzehnts ist Steven Pinkers „Wie das Denken im Kopf entsteht". Der bescheidene Titel verspricht weit weniger, als das Buch hält. Wir bekommen einen umfassenden Überblick über den gegenwärtigen Stand der Kognitionswissenschaft. Hierbei handelt es sich um einen neuen Wissenschaftszweig, der u.a. Psychologie, Hirnforschung, Evolutionslehre, Informatik integriert. Pinker, von Hause aus Psychologe, ist einer der weltweit führenden kognitionswissenschaftlichen Fachleute, und dennoch versteht er zu schreiben wie ein guter Wissenschaftsjournalist: leicht lesbar, allgemeinverständlich, unterhaltsam, informativ.
Pinker bietet uns eine Fülle faszinierender Einblicke in die Psychologie des Wahrnehmens, Denkens, Fühlens und Wollens, der sozialen Interaktionen. Das erste Kapitel zeichnet den Geist als „ein System aus Rechenorganen, die durch natürliche Selektion so gestaltet wurden, dass unsere entwicklungsgeschichtlichen Vorläufer damit die Probleme ihres Jägerlebens lösen konnten." Der Informationsverarbeitung und der Evolution sind sodann jeweils eigene Kapitel gewidmet. Es folgen Kapitel über Wahrnehmung, Vernunft, Gefühle und zwischenmenschliche Verhältnisse (Familie, Liebesbeziehungen, Konkurrenz, Freundschaft, Bekanntschaft, Bündnisse und Feindschaften). Schließlich ist ein Kapitel der kognitionswissenschaftlichen Analyse der Phänomene Kunst, Musik, Literatur, Humor, Religion und Philosophie gewidmet. In den Zusammenhang würde auch ein Kapitel über Sprache passen; hierüber hat Pinker ein eigenes, ebenfalls inzwischen berühmt gewordenes Buch geschrieben („Der Sprachinstinkt").
Für Pinker ist das Gehirn eine durch die Evolution geformte informationsverarbeitende Maschine, ein "neuronaler Computer". Ausführlich und weit ausholend, aber pointiert und gut lesbar untersucht Pinker in den Kapiteln über Wahrnehmung, Vernunft, Gefühle und zwischenmenschliche Verhältnisse die wichtigsten Fähigkeiten und Schwächen des Gehirns und fragt abschließend, warum sich das menschliche Gehirn mit scheinbar Nichtigem und Nutzlosem wie Kunst, Literatur, Musik, Religion, Philosophie und Humor beschäftigt. Ein gedankenreiches, gutgeschriebenes akademisches Buch für Fachleute wie auch für interessierte Nichtfachleute.
Spektrum der Wissenschaft Steven Pinker, Professor für Kognitionswissenschaft am Massachusetts Institute of Technology, ist ein weit über die Grenzen seines Faches hinaus belesener Mann. In diesem Buch stellt er eine umfassende, wenn auch teilweise nicht hinreichend spezifizierte neurophilosophische Theorie der Kognition vor, wobei er zusätzlich auf Sozial- und Entwicklungspsychologie, Paläoanthropologie sowie den genetischen und Sozialdarwinismus amerikanischer Prägung zurückgreift. Auch in der Art der Darstellung handelt es sich um ein für den amerikanischen Markt geschriebenes Buch: Gut gewählte Zitate aus Pop- und Folksongs von Woody Guthrie bis Simon & Garfunkel und John Lennon, Filmen sowie der Welt- und amerikanischen Literatur sorgen für eine kurzweilige Lektüre.
Pinker behandelt eine Vielzahl von Themen: die Computermetapher des Denkens und neuronale Netze, die Neurophysiologie des visuellen Systems, Wahrnehmungspsychologie und neuropsychologische Defizite bei Hirnverletzten, Evolutions-, Entwicklungs- und Sozialpsychologie, Selektionsgenetik, Semantik und Sprachentwicklung. Neodarwinistischen Theorien ("Egoismus der Gene") wird breiter Raum gegeben.
In Kognitionswissenschaft, Semantik und Sprachentwicklung, wo Pinker eigene Forschungsleistungen vorzuweisen hat, orientiert er sich merklich an Vorbildern wie dem Philosophen Jerry Fodor, Noam Chomsky, dem Schöpfer der modernen Linguistik, und dem Künstliche-Intelligenz-Forscher David Marr. Andere wichtige, aber zur Argumentation nicht passende Theorien wie die des britischen Physikers Roger Penrose werden ohne stichhaltige Begründung verworfen; selbst in einem populärwissenschaftlichen Buch hätte ich mehr erwartet.
Eine schlüssige Erklärung des Phänomens "Bewußtsein" kann auch Pinker nicht geben, er folgt dem Linguisten Ray Jackendoff und dem Philosophen Ned Block, indem er einzelne Eigenschaften definiert und zu erklären versucht: Wissen von sich selbst, Zugang zu Informationen, Empfindungsfähigkeit, Willen.
Die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Darwinismus und der Evolution zielt auf den Leser in den USA, wo die Behandlung dieses Themas im Schulunterricht immer noch umstritten ist. Manche Formulierungen sind reißerisch und unwissenschaftlich: Aussagen wie, daß die durchschnittliche Forelle einen Intelligenzquotienten von 4 habe und der Mutter-Kind-Konflikt im Mutterleib beginne, sind bestenfalls als Metaphern akzeptabel. Das Werk endet mit der Frage nach dem Sinn des Lebens: Kunst, Lachen, Religion sind die wichtigen Elemente in Pinkers Antwort.
Das Buch ist unterhaltsam und " bis auf einige semantische Inkongruenzen zwischen dem Amerikanischen und dem Deutschen " gut übersetzt. Aber es erinnert mich in seiner etwas zu bunten Mischung an die Schriften von Herbert Spencer (1820 bis 1903), dem Ingenieur, Erfinder des Überdruckventils, Autodidakten und Modephilosophen des 19. Jahrhunderts, der mit den Theorien der Evolution und Assoziation sowie dem psychologischen Wissen seiner Zeit versuchte, eine Theorie des menschlichen Geistes zu entwickeln. Spencer fand viele Leser, was vermutlich auch Pinker beschieden sein wird.
Dem Nichtspezialisten seien Bücher empfohlen, die näher an der aktuellen Forschung und in ihrem Anspruch bescheidener sind: zum Korrelat von Gefühlen und Gedanken im Gehirn "Descartes' Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn" von Antonio R. Damasio (München 1995); zu neuronalen Netzen und der Computermetapher im Hinblick auf Denken, Bewußtsein und menschliches Verhalten "Die Seelenmaschine" von Paul M. Churchland (Heidelberg 1997); und zur Neurophilosophie "Philosophie des menschlichen Bewußtseins" von Daniel C. Dennett (Hamburg 1994).
 
AUS DEM INHALT: / / Vorwort zur Ausgabe 2009 / / Vorwort 9 / 1 Die Standardausrüstung 13 / 2 Denkende Maschinen 81 / 3 Die Rache der Zukurzgekommenen 189 / 4 Des Geistes Auge 267 / 5 Gute Ideen 371 / 6 Hitzköpfe 449 / 7 Familienbande 527 / 8 Der Sinn des Lebens 647 / Anhang / Anmerkungen 701 / Literaturverzeichnis 720 / Quellennachweise 756 / Register 757

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Pinker, Steven
Verfasser*innenangabe: Steven Pinker. Aus dem Amerikanischen von Martina Wiese und Sebastian Vogel
Jahr: 2018
Verlag: Frankfurt am Main, Fischer Taschenbuch
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Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HLG
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ISBN: 978-3-596-19275-5
2. ISBN: 3-596-19275-7
Beschreibung: 3. Auflage, IX, 767 Seiten : Diagramme
Schlagwörter: Evolution, Gehirn, Kognitive Psychologie, Abstammung <Evolution> , Cerebrum, Encephalon, Enzephalon, Hirn, Hirngewebe
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Sprache: Deutsch
Originaltitel: How the Mind Works
Fußnote: Literaturverzeichnis: Seite 720-756
Mediengruppe: Buch