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Die Transnationalisierung der sozialen Welt

Sozialräume jenseits von Nationalgesellschaften
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Pries, Ludger
Verfasser*innenangabe: Ludger Pries
Jahr: 2007
Verlag: Frankfurt am Main, Suhrkamp
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Dona Rosas Familie ist nur ein Beispiel: Ihr Sohn Antonio bewirtet in New York Mexicaner, die am Hudson Fußball spielen, ihre Tochter Aurora betreibt in Puebla ein Hotel - für Arbeitsmigranten auf Heimaturlaub. Mit über 80 Jahren pendelt Dona Rosa zwischen den Welten, um ihren Kindern unter die Arme zu greifen. Heute erstrecken sich familiäre Netzwerke oft über nationale Grenzen hinweg, wir müssen das Verhältnis von sozialen und geographischen Räumen überdenken. Dazu leistet Ludger Pries` materialreiche Studie einen wichtigen Beitrag. Sie bietet einen Überblick über ein Forschungsparadigma, das in der akademischen und der politischen Debatte rasant an Bedeutung gewinnt: Transnationalisierung. Anders als in der Diskussion um die Globalisierung geht es dabei weniger um abstrakte Phänomene wie Kapitalströme und Umweltrisiken als um die unzähligen Entscheidungen individueller Akteure, die uns zwingen, unsere mentalen Landkarten zu Beginn des 21. Jahrhunderts neu zu zeichnen.
"Wenn die Weltbürgergesellschaft mehr sein soll als nur ein vager Traum oder eine politische Deklamation, so muss sie in starkem Maße aus den sich real verwebenden transnationalen Sozialräumen erwachsen. Zunächst wird in Kapitel 2 anhand einiger Beispiele dargelegt, dass heute vielfältige Entwicklungen jenseits von Globalisierung und Nationalstaat zu beobachten sind. Zwar nehmen grenzüberschreitende Phänomene und Beziehungen unweigerlich an Bedeutung zu, aber die meisten dieser Wandlungstendenzen dehnen sich nicht zu etwas Globalem im "erdumspannenden" Sinne aus, sie verbinden vielmehr viele verschiedene Orte miteinander. Damit ist auch das klassische Zeitalter der Nationalstaaten als der eigentlichen Souveräne des öffentlichen und kollektiven Lebens endgültig vorbei. Aber die Menschen sind weder auf sich als Einzelne in einer globalisierten Welt zurückgeworfen, noch sind sie hilflos den Fängen internationaler Konzerne ausgeliefert. In ihrem alltäglichen Handeln, durch neue Formen von Organisationen und durch die Entwicklung neuer sozialer Institutionen weben immer mehr Menschen mit an transnationalen Beziehungsgeflechten, die sozialen Halt und neue gesellschaftliche Orientierungen geben. In Kapitel 3 wird diese Transnationalisierung der sozialen Welt in der Praxis an verschiedenen Beispielen aus eigenen Forschungen und Erfahrungen erläutert. Besonders durch grenzüberschreitende Arbeitsmigration werden transnationale Beziehungen massenhaft und täglich neu geschaffen und stabilisiert. Dies lässt sich am Beispiel transnationaler Familien wie der von Doiia Rosa zeigen. Transnationalisierung findet aber auch in und durch Organisationen statt. Grenzüberschreitende Konzerne arbeiten manchmal sehr zentralistisch und stark auf das Stammsitzland fixiert. Manchmal sind sie aber auch nur lose Verbindungen von über viele Länder verteilten Produktionseinheiten. Wieder andere internationale Unternehmen tendieren dazu, sowohl stark dezentralisiert und an die jeweiligen nationalen Gegebenheiten angepasst als auch sehr stark zwischen diesen Einheiten koordiniert zu arbeiten. Solche transnationalen Organisationen finden sich nicht nur im Profit-Bereich, sondern vielleicht sogar noch stärker bei Non-Profit-Organisationen. Nach der Darstellung dieser Beispiele für Transnationalisierungsprozesse wird in Kapitel 4 genauer gefragt, was denn das eigentlich Neue an dieser Art von gesellschaftlichen Verbindungen ist. Dies führt unmittelbar dazu, über das Verhältnis von Raum und Sozialem eingehender nachzudenken. In der Globalisierungsdebatte wurde der etwas übertriebene Standpunkt vertreten, das Räumliche, die konkreten Orte und die Raumbindungen aller Sozialbeziehungen schlechthin würden immer mehr an Bedeutung verlieren. Die Transnationalisierungsthese behauptet genau das Gegenteil: Das Räumliche verliert nicht an Bedeutung, vielmehr gewinnt es teilweise sogar an Relevanz für die Vergesellschaftung. Um diese komplexen Veränderungen der Beziehungen zwischen geographischen Räumen und Sozialräumen besser zu verstehen, lohnt eine eingehendere Beschäftigung mit den Raumvorstellungen der Menschen und den Raumkonzepten der Wissenschaften. Die Gegenüberstellung von absoluten und relativen Raumvorstellungen erweist sich dabei als hilfreich für die Unterscheidung von Formen der Internationalisierung von Vergesellschaftung. Eine solche systematische Differenzierung von insgesamt sieben Internationalisierungstypen wird in Kapitel 5 entwickelt. Nachdem diese verschiedenen Formen von Internationalisierung erörtert wurden und somit Begriffe wie Globalisierung und Transnationalisierung einen spezifischeren und systematischen Inhalt bekommen haben, werden in Kapitel 6 Beispiele für Forschungen über Transnationalismus aus verschiedensten Wissenschaften gegeben. Vor diesem Hintergrund werden in Kapitel 7 die Überlegungen zu den Raumkonzepten (Kapitel 4) und den unterschiedlichen Typen von Internationalisierung (Kapitel 5) mit den Erfahrungen aus den verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zu einem wissenschaftlich präziseren Modell von Transnationalisierung zusammengeführt. Abschließend wird in Kapitel 8 nach den praktischen Konsequenzen gefragt, die sich aus dem vorgestellten Transnationalisierungsverständnis ergeben. Dies geschieht am Beispiel des Bereiches, von dem alle erwachsenen Menschen direkt betroffen sind: der Erwerbsarbeit. Es wird gefragt, welche Möglichkeiten einer grenzüberschreitenden transnationalen Regulierung von Arbeit und Erwerb bestehen." (Textauszug)

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Pries, Ludger
Verfasser*innenangabe: Ludger Pries
Jahr: 2007
Verlag: Frankfurt am Main, Suhrkamp
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GP.W
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ISBN: 978-3-518-12521-2
2. ISBN: 3-518-12521-4
Beschreibung: 1. Aufl., 430 S.
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Mediengruppe: Buch