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Spurensuche; 1-4

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Jahr: 2009
Spurensuche
Zählung: 1-4
Mediengruppe: Zeitschrift
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Inhalt

E D I T O R I A L: „Jede Debatte über Erziehungsideale ist nichtig und gleichgültig diesem einem gegenüber, dass Auschwitz nicht sich wiederhole.“ (Theodor W. Adorno) ---------------------Hinter den Mauern des Vergessens : Erinnerungskulturen und Gedenkprojekte in Österreich„Der Holocaust war kein Bild an der Wand, sondern ein Fenster, durch das Dinge sichtbar wurden, die normalerweise unentdeckt bleiben.“ (Zygmunt Baumann) Muss Erinnerung an brutale Inhumanität, menschliche Gräueltaten und vergangenes Leid Schmerz auslösen, um nachhaltig zu wirken wie der sprichwörtliche „Pfahl im Fleische“, oder soll erinnerndes Gedenken primär an nü¨chterne Reflexion geknüpft sein, um so die komplexen zeithistorischen Zusammenhänge zu erschließen? Zweifellos eine schwierige Frage, sowohl hinsichtlich der darin enthaltenen moralisch-ethischen Implikationen als auch hinsichtlich der Aufgabe einer adäquaten Vermittlung zeithistorischer Forschungsergebnisse an eine breitere Öffentlichkeit. Der polnische Fotograf Pawel Herzog, der sich im Rahmen des „Toleranz-Instituts“ in Lódz mit den Spuren des dortigen Ghettos befasst hat, berechnet in seiner Arbeit den Erkenntniswert gezielter Verfremdung mit ein, und geht davon aus, dass Gedenken zualler erst die Bereitschaft voraussetzt, sich mit den dunklen Seiten der jüngeren Vergangenheit zu konfrontieren, und zwar nicht mit der Betroffenheitsattitüde eiliger Konsumenten, sondern mit offener Neugier, Empathie und geschärftem Blick auf die gesellschaftliche Relevanz zeithistorischer Dokumente des Holocaust. Mindestens ebenso wichtig ist für Herzog, von dem das Coverfoto dieser Schwerpunktausgabe stammt und dessen Fotocollagen zudem die einzelnen Kapitel programmatisch einleiten, daher neben der eingehenden Betrachtung der historischen Spuren auch die kritische Reflexion und Kenntnis der historischen Sachverhalte. Im vorliegenden Fall: Erst wenn klar ist, dass es sich bei der aktuellen Fotoserie mit den in die Fenster hineinmontierten Personen um historische Aufnahmen des Fotografen Mendel Grossmann handelt, der ab 1940 Leben und Verfolgung der Menschen im Ghetto Lódz heimlich dokumentierte, wird in künstlerisch-codierter Form deutlich, dass Vergangenes hinter der Fassade der Gegenwart – wenn auch auf den ersten Blick nicht sofort sichtbar – beständig präsent ist und der kritische Dialog daher von jeder Generation aufs Neue geführt werden muss. Da sich Geschichte immer aus der Gegenwart heraus konstituiert, ist dieser Dialog, zumal die Zeitzeugen und Zeitzeuginnen des „Zivilisationsbruchs Auschwitz“ (Dan Diner) allmählich aussterben, immer wieder mit neuen Fragen zu führen. „Die Farben der Deportation“ lautete der Titel eines Projektes der Volkshochschule Hietzing im Jahr 2008, in dessen Rahmen den Spuren der einstigen jüdischen Bewohner und Bewohnerinnen im Wiener Gemeindebezirk Hietzing, ihrer Vertreibung sowie ihrer Ermordung in den Konzentrationslagern nachgegangen wurde. Die Ergebnisse dieses Projektes bildeten sodann den Ausgangspunkt für eine Bestandsaufnahme österreichischer Gedenk- und Erinnerungsprojekte im Jahr 2008. Da die Spurensuche nach den Hietzinger NS-Opfern weit über die Grenzen Österreichs hinaus führte, finden sich auch Beiträge zur aktuellen Gedenk- und Erinnerungsprojekten an den einstigen Orten der Vernichtung. Auf den folgenden rund 250 Seiten wird ein in der breiteren Öffentlichkeit nur wenig bekanntes Spektrum zivilgesellschaftlicher Initiativen und Projekte vorgestellt, die zum Teil seit Jahren und oft unbedankt mit viel Engagement und persönlichem Einsatz Erinnerungsarbeit und damit politisch-zeithistorische Bildung leisten. Dass sich in Österreich der Umgang mit der NS-Vergangenheit erst vergleichsweise spät von den identitätstabilisierenden Nachkriegsmythen auf Basis der „Opfer- und Pflichterfü¨llungsthese“ löste, dürfte mittlerweile hinlänglich bekannt sein. Dass die offiziöse Geschichts- und Vergangenheitspolitik ab Anfang der 1990er Jahre die „dunklen Stunden“ (Thomas Klestil) und die „bösen [ ...] Seiten“ (Franz Vranitzky) der österreichischen Zeitgeschichte endlich aus der kollektiven Verdrängung riss, und die Rolle Österreichs am „Zustandekommen und Funktionieren des Nationalsozialismus“ (Gerhard Botz) erstmals ins Zentrum wissenschaftlicher Forschungsarbeiten rü¨ckte, kann aber nicht darüber hinweg täuschen, dass auch heute immer wieder neue Mauern des Vergessens errichtet werden. Eine besondere Rolle und Funktion im Bereich des Erinnerns an die Verbrechen des Nationalsozialismus kommt dabei der Politik zu. Wie es um die Einstellung österreichischer Politiker und Politikerinnen im Hinblick auf Erinnerungs- und Gedenkkultur bestellt ist, wird hier erstmals empirisch auf Basis einer repräsentativen Umfrage analysiert.INHALTSVERZEICHNIS: 1. Robert Streibel: Arbeiten gegen den Tag. Denkmäler sind nur stumme Fenster, S. 10-16. 2. Eva Blimlinger: Luftballons und Briefe in den Himmel. Gedenken und Erinnern als Event, S. 17-22. 3. Christian Angerer: Literarische Verarbeitung von KZ-Erfahrungen, S. 23-27. 4. Stephan Ganglbauer: Wird gedacht? „Erinnern & Gedenken 1938–2008“. Ergebnisse zweier Online-Umfragen von „erinnern.at“ und der Volkshochschule Hietzing, S. 28-39. 5. Brigitte Bailer: Unverzichtbar für die Erinnerung. Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), S. 42-51. 6. Brigitte Bailer/Bertrand Perz/Heidemarie Uhl: Die Österreichische Gedenkstätte in Auschwitz, S. 52-59. 7. Hannah M. Lessing/Renate S. Meissner: Projekte gegen das Vergessen. Der Beitrag des Nationalfonds zum Gedenkjahr 2008, S. 60-67. 8. Hannah Landsmann: Vergangenes im Dialog mit der Gegenwart. Das Jüdische Museum Wien, S. 68-75. 9. Bernhard Denkinger/Ulrike Felber/Wolfgang Quatember/Andreas Schmoller: Lernort Ebensee. Zeitgeschichte Museum und KZ-Gedenkstätte, S. 76-81. 10. Jörg Wollenberg: Die NS-Gedenkstätte Ahrensbök in Holstein. Ein moderner Lernort, S. 82-89. 11. Sandra Wiesinger-Stock: Die Österreichische Gesellschaft für Exilforschung. Forschung, Erinnerung, Vernetzung, S. 90-92. 13. Nadja Danglmaier: Auf den Spuren des Nationalsozialismus in Klagenfurt, S. 95-99. 14. Heimo Halbrainer/Gerald Lamprecht: Die Bildungsarbeit des Vereins CLIO in Graz. Erinnern an verdrängte Zeitgeschichte, S. 100-104. 15. Maria Ecker/Philipp Haydn: Wer sehen will, muss hören. Tonspuren vom „Anschluss“ und Novemberpogrom, S. 105-108. 16. Christian Gmeiner: Mobiles Erinnern. Ein transnationales Erinnerungsprojekt für die Opfer der Todesmärsche jüdischer Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus Ungarn, S. 109-115. 17. Gregor Kremser: Droß, Sittendorf, Melk. Drei niederösterreichische Gedenk-Projekte, S. 116-121. 18. Johanna Grützbauch: Wolkersdorf 1938. Ein Erinnerungsprojekt, S. 122-128. 19. Gerhard Pazderka: Hadersdorf am Kamp: Der Bürgermeister, das Mahnmal, S. 129-136. 20. Gerhard Meseck/Klaus Köhler: Jüdisches Leben im Bezirk Korneuburg, S. 137-141. 21. Klaus Kienesberger/Michael Kienesberger: Widerständiges im Salzkammergut, S. 142-146. 22. Ulli Fuchs: „Erinnern für die Zukunft“ 1938. Ein Projekt im Wiener Gemeindebezirk Mariahilf, S. 147-153. 23. Barbara Sauer/Michael Landesmann/Barbara Kintaert: Projekt „Servitengasse 1938“, S. 154-162. 24. Georg Traska: „Das Dreieck meiner Kindheit“. Eine Ausstellung über die jüdische Vorstadtgemeinde in Wien XV, S. 163-171. 25. Robert Streibel: Die Farben der Deportation – eine Spurensuche, S. 173-198. 26. Adam Sitarek: Eine Stadt in der Stadt. Spuren des Ghettos Lódz, S. 200-205. 27. Sabine Jencek: Künstlerische Annäherungen, S. 206-212. 28. Joanna Podolska: Es eint uns mehr als uns trennt. Das Toleranz-Institut in Lódz, S. 213-217. 29. Bogdan Bialek: Andenken an die Opfer vom 4. Juli 1946. Schritte zur Versöhnung in Kielce, S. 218-225. 30. Werner Dreier: Gespeicherte Erinnerung: Zeitzeugen und Zeitzeuginnen auf DVD, S. 227-233. 31. Kirsten Pörschke/Lena Knäpple: (Weiße Flecken)-Zeitung zur NS-Zeit. Ein journalistisches Vierländerprojekt mit Schülern und Schülerinnen, S. 234-243. 32. Claudio Cassetti: „In Deutschland kein KZ gesehen?“ Stadtführungen vermitteln Zeitgeschichte, S. 244-249.

Details

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Jahr: 2009
Übergeordnetes Werk: Spurensuche
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2. ISBN: 978-3-902167-12
Jahrgang: 18
Zählung: 1-4
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Mediengruppe: Zeitschrift