Cover von Leidenschaftlich analytisch wird in neuem Tab geöffnet

Leidenschaftlich analytisch

Texte zu Sexualität, Geschlecht und Psychoanalyse
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Becker, Sophinette
Verfasser*innenangabe: Sophinette Becker ; herausgegeben von Anna Koellreuter und Margret Hauch ; mit einem Vorwort von Martin Dannecker und einem Geleitwort von Dagmar Herzog
Jahr: 2021
Verlag: Gießen, Psychosozial-Verlag
Mediengruppe: Buch
verfügbar

Exemplare

AktionZweigstelleStandorteStatusFristVorbestellungen
Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: PI.HPP Beck / College 3f - Psychologie / Regal 3f-4/5 Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Sophinette Becker war eine kritische Denkerin, die ihren differenzierten und klaren Blick auf Themen richtete, die häufig wenig beachtet oder gar tabuisiert wurden. Diese Anthologie ist von ihrer ganz eigenen Sichtweise geprägt, die zum Nachdenken anregt und dazu animiert, sich mit fremden Perspektiven und Erfahrungen auseinanderzusetzen.
 
In ihren Texten verbindet die Sexualwissenschaftlerin und Psychotherapeutin klinische, gesellschaftliche und politische Aspekte. Sie spricht zentrale sexualwissenschaftliche Themen an, wie sexuelle Orientierung, Transgender, Geschlechtsidentität und AIDS. Außerdem geht sie den Auswirkungen des Nationalsozialismus und den Mechanismen der Verdrängung nach, gerade auch im Hinblick auf die Psychoanalyse. Unter den Texten, die aus mehr als 30 Jahren ihrer Karriere stammen, finden sich unter anderem Titel wie »Pädophilie zwischen Dämonisierung und Verharmlosung«, »Von der Bosheit der Frau«, »Zur Funktion der Sexualität im Nationalsozialismus« oder »Geschlecht und sexuelle Orientierung in Auflösung - was bleibt?«. In ihnen zeigt sich, dass Beckers Stimme von unschätzbarem Wert für alle ist, die sich mit den Dynamiken in unserer Gesellschaft fundiert und kritisch auseinandersetzen wollen.
 
REZENSION: "Diskussion - Die Texte Sophinette Beckers bereicherten über Jahrzehnte den sexualwissenschaftlichen und psychoanalytischen Diskurs, oft, weil sie verborgene Aspekte, nicht wahrgenommene Phänomene, "Vergessenes" zum Gegenstand ihrer Betrachtung und Analyse gemacht hat. Wer ihre Art zu denken und zu reden einmal im Vortrag erlebt hat, wird vieles davon in der hier zusammengetragenen, gründlich -und liebevoll- editierten Publikation wiederfinden. Beim Lesen der einzelnen, auch älteren Texte, besticht deren Aktualität, z.B. im Kontext der Analysen zu HIV/Aids und der gegenwärtigen Covid-Pandemie. Die Begegnung mit einem unbekannten, gefährlichen Phänomen adressiert (damals wie heute) unbewusste Zuschreibungs- und Abwehrmechanismen, deren Aufdeckung zur Bewältigung der Krise beitragen können.
Sophinette Becker kann als Vertreterin einer kritischen Psychoanalyse bezeichnet werden, eine Haltung, die sich auch auf den eigenen disziplinären Hintergrund, die Psychoanalyse richtet. Hinweise dazu finden sich in fast allen Beiträgen, wobei es bei Becker nie bei reiner Kritik bleibt, sondern neue Entwicklungen in der Theoriebildung aufgegriffen und hinsichtlich Stimmigkeit und Ertrag hinterfragt werden. Solche Spuren finden sich etwa im Beitrag zur "Wiedervereinigung der Schuld", wo auf die Notwendigkeit der Benennung von Realität als Ergänzung psychoanalytischer Deutung i. S. einer psychoanalytischen Antwort hingewiesen wird, eine Intervention aus der analytisch-interaktionellen Psychoanalyse (Heigel-Evers & Ott 1995),
Deutlich wird in fast allen Texten die (sozial)politische Relevanz der Arbeiten Sophinette Beckers etwa im Kontext ihrer Arbeiten zur Pädophilie, wo eine sachlich-verstehende Haltung jenseits von Dämonisierung oder Verharmlosung angemahnt wird. Becker geht es immer um den Menschen und sein Leid, um die Wahrnehmung psychischer und psychosozialer Anstrengung, um die individuellen Versuche der Bewältigung und deren Umsetzungen auf der sozialen Bühne. Individuelle Probleme sind in diesem Verständnis immer auch Verweise auf die Dynamik unserer Gesellschaft.
Im Kontext der heute - nun endlich - stattfindenden Debatte um weibliche Täterschaft, die Entdeckung der pädophilen Frau etc. erscheinen die Arbeiten Beckers als Voraussetzung, sind Grundlage und door-opener für längst überfällige Analysen und Zugangswege im Störungsverständnis, in der Therapie und auch in der Gestaltung gesellschaftlicher Praxen. Fazit - Eine wichtige Textsammlung, welche die jahrzehntelange Arbeit, die kritischen Analysen Sophinette Beckers versammelt und einer breiteren LeserInnenschaft zugänglich macht. Die Analysen zu männlicher, weiblicher und queerer Identität, Pädophilie, dem Prozess der Deutsch-Deutschen Wiedervereinigung oder dem Umgang mit Bedrohungsszenarien treffen den Kern klinischer, gesellschaftlicher und politischer Phänomene. Den HerausgeberInnen und dem Verlag gebührt großer Dank für die umsichtige Zusammenstellung und Neuveröffentlichung der zentralen Arbeiten Sophinette Beckers."
socialnet - vollständige Rez siehe Link
 
Inhalt
 
Geleitwort 7
Dagmar Herzog
 
Vorwort 13
Martin Dannecker
 
Editorial der Herausgeberinnen 15
 
»Höhensonne haben Sie wohl keine?« 19
Zur Legierung des Goldes
zusammen mit Hans Becker
 
AIDS - Die Krankheit zur Wende? 37
 
Eine ganz normale Veranstaltung? 51
Anmerkungen zum Hamburger Kongress
 
Von der Bosheit der Frau 55
zusammen mit Cordelia Stillke
 
Die Legende von der Bewältigung des Unerträglichen 65
zusammen mit Hans Becker
 
Bemerkungen zur Debatte über Bürger-Prinz 85
»Ein klassischer Profiteur des Nationalsozialismus«
 
Die Wiedervereinigung der Schuld 93
zusammen mit Hans Becker
 
Pädophilie zwischen Dämonisierung und Verharmlosung 113
 
Trauma und Realität 129
 
Zur Funktion der Sexualität im Nationalsozialismus 143
 
Weibliche und männliche Sexualität 165
 
Das weibliche Körperselbst und die Perversion 179
Warum Frauen sexualisierte Aggression anders externalisieren
als Männer
 
Poststrukturalismus und Geschlecht: Ein Blick zurück 199
 
Sadomasochismus bei Transsexuellen 219
 
»Transsexualität« - zwischen sozialer Konstruktion,
bisexueller Omnipotenz und narzisstischer Plombe 233
 
Bisexuelle Omnipotenz als »Leitkultur«? 255
Sexuelle Verhältnisse im gesellschaftlichen Wandel
 
MRT statt TSG 275
Vom Essenzialismus zum Konstruktivismus und wieder zurück
 
Geschlecht und sexuelle Orientierung
in Auflösung - was bleibt? 293
 
You can always get what you want -
Psychoanalyse in neoliberalen Zeiten 307
Kommentar zu Hansburys »Das männliche Vaginale«
 
Verzeichnis der Publikationen von Sophinette Becker 321
 
Drucknachweise 329

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Becker, Sophinette
Verfasser*innenangabe: Sophinette Becker ; herausgegeben von Anna Koellreuter und Margret Hauch ; mit einem Vorwort von Martin Dannecker und einem Geleitwort von Dagmar Herzog
Jahr: 2021
Verlag: Gießen, Psychosozial-Verlag
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.HPP
Suche nach diesem Interessenskreis
ISBN: 978-3-8379-3100-6
2. ISBN: 3-8379-3100-5
Beschreibung: Originalausgabe, 331 Seiten
Schlagwörter: Aids, Bisexualität, Geschlecht, Geschlechterverhältnis, Homosexualität, Psychoanalyse, Sexuelle Orientierung, Gender relationship, Geschlechterbeziehungen, Geschlechterverhältnisse, Gleichgeschlechtliche Liebe, Homoerotik, Inversion <Sexualität>, Sexuelle Inversion, Uranismus, Psychoanalytische Therapie, Sexualität / Orientierung, Sexualverhalten / Orientierung
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Koellreuter, Anna ; Hauch, Margret; Dannecker, Martin; Herzog, Dagmar
Sprache: Deutsch
Fußnote: Literaturangaben
Mediengruppe: Buch