Das vorliegende Buch unternimmt anhand von etwa 200 bekannten, in erster Linie aber vergessenen Werken eine Art Neuvermessung von Fragestellungen und Verfahrensweisen in der österreichischen Literatur der Zeit. Entlang von drei thematischen Achsen (»Sachwerte, Kursstürze, Projektionsfiguren«, »Der Erste Weltkrieg und die Töchter«, »Großstadtleben und Medienwelten«) ergeben sich neue Einblicke in die Umbrüche und Modernisierungsprozesse der Epoche ebenso wie in Alltagsrealitäten und weniger sichtbaren Veränderungen im Schatten der Historie.
Evelyne Polt-Heinzls Österreichische Literatur zwischen den Kriegen ist seit Franz Kadrnoskas »Aufbruch und Untergang« aus dem Jahr 1981 der erste systematische Versuch, mit einer größerflächigen Aufarbeitung der Erzählwelten der Ersten Republik Material für mögliche Kanonrevisionen bereitzustellen. Dafür ist es immer auch notwendig, die in der Literarhistorie besonders blickdichte Trennlinie zwischen »Hoher Literatur« und Zeitromanen durchlässig zu machen, um vergessene Autorinnen und Autoren zur Diskussion zu stellen, aber auch, um kanonisierte Werke neu zu kontextualisieren.
Evelyne Polt-Heinzl, geb. 1960. Studium der Germanistik, Politikwissenschaft und Philosophie in Salzburg und Wien. Literaturwissenschaftlerin und -kritikerin. (Verlagstext)
AUS DEM INHALT:
Inhalt
Vorspann I
Vorspann II
1. Die kalkulierte Implosion
2. Begeisterung
3. Trompeter und Harfenisten - Die Dichter
Teil I: Sachwerte, Kursstürze, Projektionsfiguren
1. Umsturz und Kontinuität oder Verwaltung ist immer
2.1 Die Schuld der Väter - Generationsbruch 1918
2.2 Kriegsfolgen - Nüchtern und sachlich
3. Der Ingenieur, der Krieg und der Fortschritt
4.1 Wer wann weshalb sachlich wird
4.2 Die Neue Sachlichkeit in der Liebe
5. Deregulierung, politisch
6.1 Geldgeschäfte der Schieber und Spekulanten
6.2 Zeitfigur Machtmensch/Wirtschaftsführer
7.1 Alles wird relativ oder Wie die Werte purzeln
7.2 Zeitfigur Hochstapler
7.3 Gute Bankgeschäfte - Oder Defraudation
8.1 Massenarbeitslosigkeit - Neue Erzählkonzepte
8.2 Das Rote Wien
Teil II: Der Erste Weltkrieg und die Töchter
1. Väter und Töchter
2. Der Familienpatriarch - Gestürzt und aufrecht
3. Der einzige Mann im Haus ist die Tochter
4. Option Töchterschacher
5. Femme fragile - Feindfigur Lesbierin
6.1 Ausbildungsfragen - Berufsbilder
6.2 Problemfall Studentin
7. Untermietszenarien - Die verlorene Intimität
8. Nischen und schlechtes Image
Teil III: Großstadtleben und Medienwelten
1.1 Metropolenerfahrung
1.2Waren-und Reklamewelten
2.1 Jazz - Der neue Rhythmus
2.2 Vergnügungsindustrie
3.1 Orte des Mondänen
3.2 Kinopaläste und Filmträume
4. Kutsche, Auto, Schieberlimousine
5. Rollenbilder für das Telefon
6. Radiophonie und Gespensterkunde
7.1 Die Presse erfindet sich neu
7.2 Exkurs: Die Ullstein-Welt
8.1 Phantasienahrung und Stoffreservoir
8.2 Krisenphänomen Presse
8.3 Das Annoncengeschäft
9.1 Chronikales - Aus dem Gerichtssaal
9.2 Schmelztiegel Kriminalistik und Zeitfigur Detektiv