Dieses Buch beschreibt die Möglichkeit einer praktischen Umsetzung der Polyvagaltheorie in der therapeutischen Arbeit. Ausgangspunkt ist die Gestalttherapie in ihrer dialogisch-phänomenologischen Ausrichtung. Die Konzepte der Polyvagaltheorie werden erläutert und zu Dialog, Kontakt und autonomen Körperreaktionen in Beziehung gesetzt. Es wird gezeigt, wie die Theorie durch eine spezifische therapeutische Haltung erfolgreich in der Praxis eingesetzt werden kann. Praxisbeispiele demonstrieren die Anwendung. Dabei wird deutlich, dass auch andere Therapieformen, die über Kontakt sichere Räume für Betroffene erzeugen können, gleichermaßen für die Anwendung der Polyvagaltheorie geeignet sind. Es geht in diesem Buch um die Schaffung einer Verständnisgrundlage, wie im psychotherapeutischen Prozess gezielt mit autonomen Körperreaktionen gearbeitet werden kann. Gerade bei einem erlebnisorientierten therapeutischen Vorgehen sind diese autonomen Körperreaktionen sehr häufig zu beobachten und können gezielt für die Integration von traumatischem Erleben eingesetzt werden. Die Polyvagaltheorie stellt ein Theoriegebäude vor, das autonome Körperreaktionen in ein Erklärungsmuster einbettet. Insbesondere in der Arbeit am Trauma, aber auch bei anderen seelischen Themenstellungen, sind es zu einem nicht unerheblichen Teil diese unwillkürlichen Reaktionen, die in der Folge zu massiven Schwierigkeiten der Affektkontrolle wie Angst- und Panikattacken, Flashbacks, Depressionen, psychosomatischen Problemen und dissoziativen Symptome führen. Betroffene sind diesen organismischen Reaktionen oft hilflos und ohnmächtig ausgeliefert. Interessierten Betroffenen kann dieses Buch Erklärungen liefern, warum sie in vielen Situationen ihre Empfinden und Verhalten nicht kontrollieren können, obwohl sie sich verzweifelt bemühen. Sie können hier erste Schritte in der Selbstregulation erfahren und so im Vorfeld abschätzen, ob diese Art der therapeutischen Arbeit für sie geeignet erscheint. Die Arbeitsweise wird immer mit der Theorie in Bezug gesetzt, so dass Therapeut*innen befähigt werden, ihren eigenen Arbeitsstil bei der Anwendung der Polyvagaltheorie zu entwickeln. Das Kernelement des Buches ist die praktische Umsetzung. Viele ausführlich kommentierte Fallbeispiele verdeutlichen die Möglichkeiten, wie die Polyvagaltheorie in die therapeutische Praxis integriert werden kann. So wird der Text zu einem hilfreichen Begleiter für betroffene und Therapeut*innen unterschiedlicher Ansätze.
NHALT
I Vorwort 11
II Trauma und Autonomes Nervensystem 17
1. Eine Theorie des autonomen Nervensystems 21
2. Neurozeption 25
3. Reaktionen des Organismus 29
Soziale Kommunikation 30
Mobilisation - Kampf- oder Fluchtverhalten 33
Immobilisation - Totstellen, Verhaltensstarre 34
4. Co-Regulation 36
5. Therapeutische Konsequenzen 39
III Praktisches Arbeiten 47
1. Therapie und Polyvagaltheorie 49
Sprache und Erleben 49
Den Körper deuten 57
2. Experimente 64
Whoo-Sound 66
Kopf 68
Bewegung 72
Grenzen 80
Berührung 83
Atmung 87
3. Traumatische Reaktionen 89
Traumareaktionen 90
Neurozeption und Sicherheit 91
Spürbewusstsein wiederherstellen 104
Wege aus der Immobilisation 108
Umgang mit Mobilisation 120
Etablierung sozialer Kommunikation 130
Berührung 137
Krankheit, Schmerzen und Medizin 149
Co-Regulation mit Paaren 152
Unkontrollierte defensive Zustände auffangen 160
IV Schlussbemerkung 165
V Anhang 167
1. Materialien 167
Balance-Kissen 167
Medizinisches Trampolin 167
Smovey-Ringe 168
Safe&Sound Protocol 168
2. Fortbildungen und empfohlene Literatur 169
3. Literaturverzeichnis 170
4. Stichwortverzeichnis 172