Ein wissenschaftlich fundierter, praxiserfahrener Debattenbeitrag über den Zustand der Debatte, ein Buch das Alarm schlägt, das die Feinde und Gefahren für Demokratie, Meinungsbildung und Zusammenleben benennt und konkrete Verbesserungsvorschläge unterbreitet, damit wir endlich wieder besser streiten.
Zu laut, zu viel, zu dumm, niemand hört mehr zu, niemand ist mehr beweglich oder offen oder im Geringsten wohlwollend. Gebäudeenergiegesetz, deutsche Staatsräson, Agrardiesel, Einwanderung – bei vielen Themen finden sich Beispiele für den dysfunktionalen Status Quo politischer Kommunikation, für die Unmöglichkeit, ergebnisoffener öffentlicher Meinungsbildung. Das ist gemeinhin der Befund: Die Debattenkultur in Deutschland ist in einem desolaten Zustand.
Aus beteiligter Expertensicht analysieren die Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach und der Radiojournalist Korbinian Frenzel unsere Debattenfähigkeit. Sie ordnen das breite Tableau beteiligter Akteure, sie untersuchen, wer welchen Illusionen zum Opfer fällt. An welchen Defekten das Diskurssystem krankt, welche neuartigen Herausforderungen sich stellen. Um schließlich einen Ausweg aus der Misere zu skizzieren, um Ideen, Lösungen, konkrete Handlungsvorschläge einzubringen.
Inhalt
1 Demokratie in der Depression II
Erschöpfung 17
»Dagegen-Debatten« 17
Wenn die Wohlmeinenden nicht mehr wohlmeinend sind 25
Immer ist irgendwas 29
Ernsthaftigkeit 32
Der innere Stammtisch: Elite by day, Volk by night 32
Elitenversagen in der Politik 36
Immer diese Selbstverständlichkeiten 41
Vom Fehlen der Fehlerkultur 46
Unübersichtlichkeit 49
Demokratisierungsgrad 49
»Too many players«?! 53
Öffentlichkeit vs. Öffentlichkeiten 56
Individualisierungsbedürfnisse 63
Apathie 69
Politische Selbstwirksamkeit 69
Money, Money, Money 71
Von der Entpolitisierung zur Repolitisierung 76
2 Kaputte Kommunikation 79
Polarisierung 88
Banalisierungen des politischen Diskurses 91
Empörung, Erregung, Aufmerksamkeit 96
Das schleichende Gift 103
Populismus und Medien 108
Widerstände und Widersprüche 113
Tonalitäten 117
Sprachlosigkeit 117
Bekenntnisbedürfnisse 122
Absolutheitsansprüche 131
Sprachdefekte 136
Tücken des Grundsätzlichen 146
Gewissheiten und Zweifel 150
Fakten! Fakten! Fakten? 151
(Un)Follow the science 157
Am Kern vorbei 161
Diskurshoheit als Ersatz für Veränderung 167
Arenen 173
Journalismus unter seinen Möglichkeiten 174
Urteilskraft und Umfragen 186
»Monster« oder Möglichkeiten 190
Nebenbühnen der Politik 197
3 Besser Streiten 203
Ambivalenzen 207
Mut zu Mehrdeutigkeit 209
Im Zweifel für den Zweifel 213
Räume für Irrationales 216
Grenzen ziehen - Grenzen weiten 222
Eine Neubelebung der Streit-Idee 224
Verantwortung 227
Elitenverhalten und Eigenverantwortung 227
Diskretion als Stärke 233
Anschauliche Sprache 235
Und immer wieder: Politische Bildung 241
Aushandlungsorte 246
Lagerfeuer oder Shoppingmall? 247
Journalismus 251
Sortierung im Digitalen 259
Wissenschaft und wir 265
Debatten zurück in die Parlamente 272
10 Vorschläge zum Kopfnicken und Kopfschütteln 280
Dank 286
Anmerkungen 288