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Grundbausteine einer Theorie des Mädchens

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Tiqqun
Verfasser*innenangabe: Tiqqun. Aus dem Franz. vom philologischen Arm der deutschen Sektion der PI (Parti Imaginaire)
Jahr: 2009
Verlag: Berlin, Merve-Verl.
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Das Mädchen (la Jeune-Fille) ist die Gestalt, die Ewig-Weibliches und ewige Jugend in sich vereint. Seinen Ursprung hat es im Bankrott des von der totalen Kommerzialisierung überrannten Feminismus. Einzig fähig zu konsumieren (sowohl in der Freizeit wie bei der Arbeit), ist das Mädchen zugleich das luxuriöseste Konsumgut, das gegenwärtig in Umlauf ist: die Leit-Ware, die dazu dient, alle anderen zu verkaufen. Mit dem Mädchen wird Wirklichkeit, was sich nur die überdrehtesten Krämerseelen erträumten: die autonome Ware, die spricht und geht, die lebende Sache. Doch woran erkennt man es? Zunächst daran, dass es ist, was es zu sein scheint, sonst nichts. Zum zweiten hat alles, was das Mädchen tut, etwas Professionelles an sich, da es seine gesamte Existenz als eine Frage des Managements betrachtet. Als Eigentümerin ihres Körpers, verkauft das Mädchen (»Sternchen«, Model, Reklame, Bild) seine »Verführungskraft« wie man einst seine »Arbeitskraft« verkaufte. Selbst seine Liebschaften sind Arbeit, und wie jede Arbeit prekär... Schließlich altert das Mädchen nicht, es verwest.„Julien Coupat und seine Freunde können nicht die Autoren der in TIQQUN veröffentlichten Texte sein, weil diese in einer Zone angesiedelt sind, in der es unmöglich ist, zwischen Subjekt und Dispositiv zu unterscheiden, d.h. in der der Begriff des Autors jegliche Bedeutung verloren hat.“ Giorgio AgambenTiqqun ist ein Kollektiv von französischen Autoren, sieht sich jedoch selbst vielmehr als «ein Instrument im Dienste einer Position». Tiqqun steht mit seinem poetischen Stil und seinem politisch radikalen Engagement in der Tradition der Situationisten und des Lettrismus. Um die systemimmanente Kritik der Linken zu durchbrechen, soll jede Widerstandspraxis eine Revolte sein, ein konzeptloses Aufbegehren, das Informationsströme durchbricht und nicht intensiviert. Der Begriff «Tiqqun» kommt aus der kabbalistischen und messianisch-jüdischen Tradition und bedeutet zugleich Verbesserung, Zurückerstattung und Erlösung."Ist dieses Buch gefährlich? Gehört es in den Giftschrank für jugendgefährdendes Schriftgut? Vor der Abhandlung über die «Grundbausteine einer Theorie des Jungen-Mädchens» warnten besorgte Kritiker bereits, als sei ihnen eine Bastelanleitung für Sprengsätze zugespielt worden. Kein einzelner Name steht über diesem Text, stattdessen die rätselhafte Bezeichnung eines französischen Autoren-Kollektivs: Tiqqun. Trotz der Geheimniskrämerei um diese linke Gruppe und ihre gleichnamige philosophische Zeitschrift weiß man, dass Julien Coupat dazugehört. Dieser 1974 geborene Spross einer schwerreichen Familie ist in Frankreich eine schillernde Figur: Er saß im Gefängnis, weil man ihm vorwarf, die Oberleitung einer Zugstrecke beschädigt zu haben. Nicht nur der Philosoph Giorgio Agamben sprang ihm zur Seite, auch der Mangel an Beweisen sprach für Coupat: Im Mai 2009 wurde er freigelassen, nach siebenmonatiger Untersuchungshaft. Worum geht es in dem Büchlein dieser womöglich gar nicht handgreiflichen Autoren? Jedenfalls ist das Junge-Mädchen kein junges Mädchen. Allein der Bindestrich in dieser Wortneuschöpfung erhebt den Begriff über die Grenzen von Geschlecht und Lebensalter: «Der Frauenaufreißer in der Disko ist damit ebenso gemeint wie die als Pornostar geschminkte Jugendliche arabischer Herkunft. Der ältliche Playboy, der sich vom Geschäft zurückgezogen hat und seine Freizeit zwischen der Côte d’Azur und seinen Pariser Büros, in denen er noch einen Fuß drinhat, verbringt, gehört genauso dazu wie die großstädtische Single-Frau, die zu sehr an ihrer Karriere hängt, um sich bewusst zu werden, dass sie bereits fünfzig ist.»Obszöner als jede Ejakulation: Die Mitglieder von Tiqqun verstehen sich selbst als «Trash-Theoretiker» – was im Wortsinn bedeutet, dass sie auch intellektuell verwerfliches Material, diskursiven Abfall, in gesellschaftskritischer Absicht zu Collagen montieren. Es sind Fragmente, darunter zufällig aufgeschnappte Gesprächsschnipsel oder Stilblüten aus Zeitschriften, die sich zu einem Sammelsurium fügen. Das ist in formaler Hinsicht nicht neu: Beinahe dogmatisch schließt Tiqqun an die situationistischen Texte Guy Debords an, während pamphletartige Passagen an den italienischen Futurismus erinnern. Haben wir also einen in philosophischer wie ästhetischer Hinsicht stinkenden, nur für ahnungslose Nachgeborene aufgepeppten Theorie-Käse vor uns? Nein, dieses Gähnen über vermeintlich Altbekanntes ist selbst zum Gähnen. Wer die Augen öffnet für Konsumrealitäten und Warenfetischismen, für die magersüchtigen Körperbilder, erotischen Impotenzen und emotionalen Verkrüppelungen, von denen auch das Jahr 2009 manche zu bieten hatte, fühlt sich von diesem Text persönlicher angesprochen, als ihm lieb ist. «Verliebt sein», heißt es hier, ist ein «Dopingmittel, das Stress reduziert». Und: «Wenn das Junge-Mädchen kichert, arbeitet es noch.» Und: «Das Junge-Mädchen beschränkt sich nicht darauf, für das Unkomplizierte, Einfache und Erlebte zu schwärmen; es ist überdies der Meinung, dass das ‹Abstrakte›, das ‹Verkopfte› Übel sind, die zurecht ausgerottet werden müssen.» Und schließlich: «In Wirklichkeit ist jedes beliebige Familienessen, jedes beliebige Managertreffen viel obszöner als eine Szene, bei der ins Gesicht ejakuliert wird.» Wer sich für solche Diagnosen zu jugendlich fühlt – und vielleicht auch noch Nicolas Sarkozy heißt –, der möge das Junge-Mädchen-Buch in den Giftschrank schließen." kultiversum.de

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Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Tiqqun
Verfasser*innenangabe: Tiqqun. Aus dem Franz. vom philologischen Arm der deutschen Sektion der PI (Parti Imaginaire)
Jahr: 2009
Verlag: Berlin, Merve-Verl.
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Systematik: Suche nach dieser Systematik GS.OF
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ISBN: 978-3-88396-271-9
2. ISBN: 3-88396-271-6
Beschreibung: 131 S. : Ill.
Schlagwörter: Ideal, Materialismus, Weibliche Jugend, Backfisch, Mädchen <12-20 Jahre>, Weibliche Jugendliche
Beteiligte Personen: Suche nach dieser Beteiligten Person Coupat, Julien
Originaltitel: Premiers matériaux pour une théorie de la Jeune-Fille <dt.>
Mediengruppe: Buch