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Vorbestellen	Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a	Standorte: GS.BME Brit / College 3x - Magazin: bitte wenden Sie sich an die Infotheke / Bitte wenden Sie sich an die Infotheke College 3	Status: Verfügbar	Frist:	Vorbestellungen: 0

Literatur und Künste liefern uns seit gut fünf Jahrhunderten Bilder von hexenhaften Wahrsagerinnen, von Tänzerinnen mit bunten Röcken und Kastagnetten und von Vagabunden mit dunklen Augen und einem Messer im Wams. Nicht die Lebenswirklichkeit von Sinti und Roma, von Manouches oder Kalderasch dient diesen Konstruktionen als Vorlage, sondern Phantasien der Mehrheit über eine Minderheit, die seit Jahrhunderten selbst von sogenannten Ziganologen ungeprüft abgeschrieben und weitergegeben werden. Die „Zigeuner“ im Tatort und im Jugendbuch, in der Reiseerzählung und der Operette sind Artefakte, die der Mehrheitsgesellschaft als unverzichtbare negative Orientierungen zur Selbstverständigung dienen. Ihre mediale Konstruktion folgt vor allem außerästhetischen Interessen: sie desillusioniert die Bilder vom edlen Wilden, diskriminiert antibürgerliche, vagabundierende Lebensweisen und subvertiert die Hoffnungen auf Integration.Die Erfahrung des Holocaust hat der Antiziganismus fast unbeschadet überstanden. Schlimmer noch, die Vorurteile gehen in einem Philoziganismus auf, der mit den Phantasien von ungebundenen Nomaden und von ‚freidelirierenden Schizos’ die alte romantische Sehnsucht von der ‚Freiheit hoch auf dem grünen Zigeunerwagen’ (Thomas Mann) als Theoriekitsch weiterleben lässt.