Cover von Wissenschaft, Wahrheit, Existenz wird in neuem Tab geöffnet

Wissenschaft, Wahrheit, Existenz

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Kamlah, Wilhelm
Verfasser*innenangabe: Wilhelm Kamlah
Jahr: 1959
Verlag: Stuttgart, Kohlhammer
Mediengruppe: Buch
verfügbar

Exemplare

AktionZweigstelleStandorteStatusFristVorbestellungen
Vorbestellen Zweigstelle: 07., Urban-Loritz-Pl. 2a Standorte: PI.L Kam / College 3x - Magazin: bitte wenden Sie sich an die Infotheke / Bitte wenden Sie sich an die Infotheke College 3 Status: Verfügbar Frist: Vorbestellungen: 0

Inhalt

Wilhelm Kamlah (* 3. September 1905 in Hohendorf, dem heutigen Neugattersleben; † 24. September 1976 in Erlangen) war ein deutscher Historiker, Theologe, Musikwissenschaftler und Philosoph mit schulenbildender Wirkung. Im Zentrum von Kamlahs „Lehre vom Menschen“ steht zunächst die Bedürftigkeit des Menschen. Sein erster anthropologischer Satz lautet: Wir Menschen alle sind bedürftig. Verwickelt in unser Fragen und Handeln sind und bleiben alle unsere Handlungen in letzter Konsequenz auf diese unsere grundlegende Bedürftigkeit bezogen. Fragen wie die nach Natur und Herkunft unserer Willensfreiheit oder die nach dem Verhältnis von Leib und Seele ergeben sich nach Kamlah aus Zusammenhängen mit anderen Voraussetzungen, etwa aus dem Versuch, sich dem Menschen unter der Prämisse der res extensa zu nähern. Er hält dagegen, dass man nicht durch die Addition des freien Willens zu den physikalischen Gegenständen zum Menschen gelange. Vielmehr sei der Mensch stets schon erreicht, wenn er über sich nachdenkt; vom Menschen, von uns selbst gehen wir bei aller Reflexion nicht nur aus, sondern müssen auch jedes methodische Denken gerade in der Wissenschaft ansetzen. Erst von hier aus gelange man, und zwar durch Subtraktion, durch Absehen von spezifisch Menschlichem erst zu den Gegenständen der Physik. Ein weiterer wichtiger Begriff in Kamlahs Anthropologie ist das Widerfahrnis im Sinne einer Unverfügbarkeit. Damit meint Kamlah Ereignisse, denen ein Mensch ausgesetzt ist, „ohne etwas dafür zu können“, wie alltagssprachlich dafür gesagt werden kann, dass einem etwas zustößt, was nicht die Folge oder Wirkung seines eigenen Tuns ist, einen also sogar unvorbereitet trifft. Wird davon abgesehen, wem etwas widerfährt, ist im Deutschen die Rede von einem Ereignis üblich. Widerfahrnisse sind also immer Ereignisse oder Geschehnisse: solche können wie Erdbeben oder Regenschauer Menschen betreffen, aber auch nicht. Andere Ereignisse wie z.B. Geburt und Tod, Schlaf oder Ohnmacht sind für Menschen dagegen immer Widerfahrnisse wie generell alles, „was einem (so) passiert“. Ereignisse sind als Widerfahrnisse in Bezug auf die eigene Bedürftigkeit und auf sie bezogene Begehrlichkeit deswegen für einen selbst auch immer ‚an-‘ oder ‚unangenehm‘, kommen einem entgegen oder werden im Gegenteil als hinderlich erlebt, werden als erwartet oder gar erwünscht angenommen oder abgelehnt, wenn sie einem nicht passen, nicht recht kommen, hinderlich, zuwider gar oder widerlich sind. Aufbauend auf diese Tatbestände und der Feststellung, dass wir Menschen aufeinander angewiesen sind, gründet Kamlah seine normativen Überlegungen auf der Forderung: Beachte, dass die anderen bedürftige Menschen sind wie du selbst, und handle demgemäß. Als Prämisse erklärt sie die „praktische Grundnorm“ seiner Moralphilosophie und auf ihr begründeten Ethik. Kamlah hat ein umfassendes Verständnis von Ethik. Er betrachtet nicht nur die Frage „Wie soll ich handeln?“ als Gegenstand der Ethik, sondern auch die Frage nach dem Leben-können: „Wie lebe ich ein erfülltes Leben?“ Die Frage nach dem Leben-können beantwortet er durch eine „eudämonistische Ethik“. In ihr geht er von der Grunderfahrung des Loslassens aus. Nur wer die Erfahrung des Loslassens von seiner selbstbefangenen Begehrlichkeit macht und bemerkt, dass genau dieses Loslassen ein gelassenes und insofern ruhiges Lebens ermöglicht, gelangt zur Grundeinsicht der Eudämonie. Diese „Ruhe der Seele“ stellt eine wichtige Lebensbedingung dar – neben den Gütern der Vitalität und anderen Gütern, die nicht dogmatisch gesetzt werden dürften. Im Zusammenhang damit kritisiert Kamlah die moralische Ablehnung und die in der weithin üblichen Bezeichnung "Selbstmord" bereits zum Ausdruck kommende gewohnheitsmäßige Verurteilung des Freitodes und plädiert für den Fall eines dauerhaften Verlustes der wichtigsten Lebensbedingungen für das Recht, selbst den Zeitpunkt des eigenen Todes zu bestimmen.

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Kamlah, Wilhelm
Verfasser*innenangabe: Wilhelm Kamlah
Jahr: 1959
Verlag: Stuttgart, Kohlhammer
opens in new tab
Systematik: Suche nach dieser Systematik PI.L
Suche nach diesem Interessenskreis
Beschreibung: 73 S.
Suche nach dieser Beteiligten Person
Mediengruppe: Buch