Dass die Malerei im 21. Jahrhundert, in Zeiten der »Entgrenzung« der Künste und der Herrschaft der Digitalisierung, keine Vorrangstellung mehr unter den Kunstformen genießt, gilt als ausgemacht. Und doch: Malerei ist überall, nicht nur auf der Leinwand, ihre Rhetorik omnipräsent: in Videos, Fotografien, Assemblagen, Installationen oder Performances. Auch die regelmäßig von gemalten Bildern erzielten Auktionsrekorde zeugen davon, dass die Malerei nach wie vor eine Sonderrolle hat. Warum eigentlich?
Kenntnisreich und engagiert zeichnet Isabelle Graw in ihrem neuen Buch die Erfolgsgeschichte der Malerei nach. Im Fokus stehen so unterschiedliche Künstlerinnen und Künstler wie Édouard Manet, Jutta Koether, Martin Kippenberger, Jana Euler, Marcel Broodthaers u.a. Mit stringentem Rückbezug auf den Beginn des Siegeszugs der Malerei in der frühen Neuzeit setzt Isabelle Graw einige Grundpfeiler, an denen sie ihren Faszinationsgehalt bis heute festmacht: ihre besondere Materialität, ihr ganz spezieller Warencharakter, das intellektuelle Prestige der Malerei, das eigentümliche Phantasma der Lebendigkeit. Gespräche mit aktiven ProtagonistInnen der Malerei bieten den gewonnenen kunsthistorischen Einsichten Paroli: aktuell, lebendig und kontrovers. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
KAPITEL 1: INTELLEKTUELLES PRESTIGE UND INTENSIVIERTE AUSSENBEZÜGE
-- Nur für Kenner. Malereispezialisten und ihr Gegenstand
-- Das Wissen der Malerei. Denkende und subjekthafte Bilder
-- Wenn das Außen zum Innen wird. Fallbeispiel Edouard Manet
-- Malerei anders beleuchtet. Ein Gespräch mit Jutta Koether über die spezielle Kraft der Bilder von Joan Mitchell
KAPITEL 2: VOM DESKILLING ZUM RESKILLING IN SUBJEKTHAFTEN BILDERN
-- Die Kraft des unpersönlichen Pinsels im Frühwerk von Frank Stella
-- Malerei als "Object-Tableau" bei Ellsworth Kelly
-- Der Grauschleier der Subjektivität. Gerhard Richter in der Nationalgalerie Berlin (2012)
-- Nicht Versöhnt: "Deskilling" versus "Reskilling". Ein Gespräch mit
Charline von Heyl
KAPITEL 3: MALEREI GEGEN MALEREI
-- Malereikritik in gemalten Bildern. Vom Anti-Essenzialismus zur Suggestion der Selbsttätigkeit bei Immendorff, Polke, Koether, Oehlen und Kippenberger
-- "Hallo hier bin ich, das muss reichen". Die Persona im Produkt bei Martin Kippenberger
-- Malerei als Coverstory. Ein Gespräch mit Merlin Carpenter
KAPITEL 4: MALEREI OHNE MALEREI
-- Der abwesende Maler. Thesen zur Wert- und Malereireflexion im Werk von Marcel Broodthaers
-- Malerei ohne Maler. Ein Gespräch mit Wade Guyton
-- Menschliche Gestalten mit malerischem Appeal. Über Anthropomorphismus, Schaufensterpuppen und Malerei in den Arbeiten von Isa Genzken und Rachel Harrison
KAPITEL 5: JENSEITS VON "NETWORK PAINTING"
-- Stillgelegte Lebensbezüge in den Bildern von Avery Singer
-- Der Fluch des Netzwerks. Ein Selbstgespräch über die Bilder von Jana Euler
-- Follow me: Malerei im Zeitalter der Sozialen Medien. Ein Gespräch mit Alex Israel
KAPITEL 6: DER WERT DER MALEREI
-- Die Ökonomie der Malerei. Überlegungen zur besonderen Wertform des Leinwandbildes
-- Wertfragen. Ein Gespräch zwischen Kerstin Stakemeier und Isabelle Graw