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Ich weiß nicht, wie es dem realen Egyd Gstättner derzeit geht. Hoffentlich besser als der Gstättner-Figur in der autobiografisch gefärbten Erzählung "Das Mädchen im See". Der literarische Egyd, ehemals starker Raucher, leidet nämlich an den Folgen eines Herzinfarkts. Und gemeinsam mit der letzten Zigarette scheint er auch seine Kreativität ausgedämpft zu haben.Das Paradoxe ist freilich, dass er uns die Geschichte seiner Schreibkrise recht gewandt erzählt. Eigentlich nicht uns, sondern einer längst verstorbenen Wahlverwandten, der Freiin Ottilie von Herbert, die im Jahr 1847 als 22-jährige im Wörthersee ertrunken ist und der Kärnten das angeblich einzige Kärntner Lied in Moll verdankt. Die traurige Geschichte der jungen Ottilie, die möglicherweise aus unglücklicher Liebe Selbstmord begangen hat, verknüpft Egyd Gstättner nicht nur mit der Geschichte seiner eigenen Lebensbedrohung, sondern auch mit anderen traurigen Lebens- und Sterbensgeschichten, zum Beispiel mit der Gustav Mahlers, der einige Sommer am Wörthersee verbracht hat, und natürlich mit der von Ingeborg Bachmann, Kärntens kulturellem Markenartikel.Egyd Gstättners Erzählung gerät leider bisweilen in eine Richtung, die uns aus der österreichischen Literatur bekannt ist: Auf der einen Seite trampelt die stupide Masse herum, auf der anderen leiden die wenigen Ausnahmemenschen, Künstlernaturen selbstverständlich, deren Leben "in extremis" von den Spießern nicht verstanden wird. Daher kränken die Mittelmäßigen die Künstlernaturen so lange, bis diese wirklich krank werden und sterben müssen.Was Gstättners Erzählung vor dem Absturz in diese selbstmitleidig-misanthropische Richtung bewahrt, ist letztlich er selbst: Egyd Gstättner mit seinem klugen, oft grimmigen Humor und mit seiner Lust am saftigen Fabulieren. Das sind die Qualitäten, die wir an Gstättners Prosa schätzen und auch in seiner jüngsten Erzählung finden. Schaffenskrise? Ich sehe keine. (schach / OÖ-Nachrichten)