Mentalisieren beschreibt die imaginative Fähigkeit, dem eigenen Verhalten und dem Verhalten anderer einen Sinn zuzuschreiben, indem Motive und psychische Zustände als Ursachen für Verhalten angenommen werden. Diese Fähigkeit, die in frühen Interaktionen gelernt wird, steht in enger Verbindung mit psychischer Gesundheit. Holger Kirsch und Josef Brockmann geben eine Übersicht über die theoretischen Grundlagen sowie aktuelle Entwicklungen des Mentalisierungsansatzes und zeichnen dabei seine Entstehung aus Bindungstheorie und psychoanalytischer Objektbeziehungstheorie nach. Sie arbeiten Anwendungen des Mentalisierungskonzepts in der Psychotherapie aus und illustrieren diese mit einem anschaulichen Fallbeispiel. Dabei wird deutlich, wie weitreichend die Anwendungsmöglichkeiten dieses Konzepts sind und wie stark Psychotherapie, Pädagogik und Soziale Arbeit in Fragen der Gesundheit, der Wahrnehmung von Stress, des epistemischen Vertrauens und beim sozialen Lernen von einer mentalisierungsfördernden Haltung profitieren können.
Inhalt
Einleitung: Übertragungen überall 7
Kontexte von Freuds Begriffsbildung 13
Rhetorisches Übertragungsmodell: Metapher 14
Medizinisches Übertragungsmodell: Infektion 15
Magnetistisches Übertragungsmodell: Rapport 17
Linguistisches Übertragungsmodell: Übersetzung 21
Entwicklung des Übertragungsbegriffs
im Denken Freuds 23
Entdeckung des Phänomens in der Praxis 25
Theorie der falschen Verknüpfung 28
Erste Definition: Übertragung als Affektverschiebung 35
Zweite Definition: Übertragung als Beziehungsform 41
Auftritt der Gegenübertragung 52
Konfliktlinien innerhalb des Freud’schen
Übertragungskonzepts 59
Übertragung als Fantasie – Übertragung als Realität 59
Übertragung als Wunschanheftung –
Übertragung als Objektersetzung 61
Gegenübertragung als Störung der Kommunikation –
Gegenübertragung als Kommunikation von Unbewusst
zu Unbewusst 64
Zur Technik: Beherrschen – Deuten – Handhaben 66
Gegenübertragung heute:
Von der Sackgasse zum Königsweg? 73
Gegenübertragung als Forschungsinstrument 76
Übertragung ¿ Gegenübertragung 79
Therapeutische Allianz und Übertragung 85
Allianz als Übertragung 85
Allianz versus Übertragung 87
Die intersubjektive Dynamik der Übertragung:
Sich abarbeiten am Anderen 91
Ursprung der Übertragung: Die anthropologische Grundsituation 93
Bewältigung der Übertragung: Übersetzung und Überbleibsel 99
Wiederaufnahme der Übertragung: Die analytische Situation 101
Mit Übertragung und Gegenübertragung arbeiten:
Anregungen für die Praxis 113
Übertragungen erkennen: Übertragung oder Nichtübertragung?
Gegenübertragung oder Eigenübertragung? 113
Übertragung fördern: Zum Provokateur der Übertragung werden 118
Gegenübertragung zulassen: Sich befremden lassen 121
Übertragung deuten: Deuten der Übertragung oder Deuten
in der Übertragung? 125
Übertragung begleiten:
Supervision von Übertragung-Gegen übertragung
oder Supervision in Übertragung-Gegenübertragung? 135
Zum Schluss: Ende der Übertragung
oder Übertragung der Übertragung? 137
Zusammenfassung: Zehn Prinzipien für das Arbeiten
mit Übertragung und Gegenübertragung 140
Literatur 143