Der Konstruktivismus ist eine neurowissenschaftlich begründete Lern- und Erkenntnistheorie, die - in Verbindung mit der Systemtheorie - eine pädagogische Wende von der Wissensvermittlung zur Unterstützung von selbst gesteuerten Lernprozessen anregt. Der Konstruktivismus ist eine vieldiskutierte Basistheorie unsere Zeit. Die erkenntnistheoretische Kernthese lautet: Wir erkennen die externe Welt nicht, wie sie wirklich ist, sondern wir konstruieren gemeinsam mit anderen eigene Wirklichkeiten, die ein "viables" Handeln ermöglichen. Auch Lernen ist eine selbstgesteuerte, biographisch geprägte Aktivität, die "von außen" wohl angeregt, nicht aber organisiert werden kann. Der pädagogische Konstrukttivismus betont die subjektive Perspektive der Konstruktion von Lebenswelten gegenüber der traditionellen Perspektive linearer Wissensvermittlung. Nicht die Vermittlung von Fachwissen steht im Vordergrund, sondern die Fähigkeit, Wissensnetze aufzubauen.
Dieses subjektorientierte Konzept ist in der Pädagogik nicht völlig neu. Dennoch enthält der Konstruktivismus anregende Provokationen und Irritationen. In diesem Buch wird eine pädagogische Bilanz der Konstruktivismusdiskussion gezogen, und es werden didaktisch-methodische Konsequenzen für Schule, Universität und Erwachsenenbildung aufgezeigt. Auch die Organisationsentwicklung von Bildungseinrichtungen wird durch den Konstruktivismus angeregt. Durch zahlreiche bildungspraktische Beispiele wird versucht, die Kluft zwischen Theorie und Praxis zu verringern. Das Buch will ermuntern, eignene Erfahrungen mit dem Konstruktivismus zu machen. Der Anfang enthält ein Glossar mit Schlüsselbegriffen des Konstruktivismaus.
/ AUS DEM INHALT: / / /
1. Konstruktivistische Grundlagen 7
1.1 Erkenntnistheoretische Irritationen 7
1.2 Konstruktionen des Konstruktivismus 10
1.3 Erkennen und Handeln - Der doppelte Blick des Konstruktivismus 21
1.4 Dekonstruktivismus 26
2. Lernen 29
2.1 Lernen als Konstruktion von Wirklichkeit 29
2.2 Ich lerne - also bin ich 30
2.3 Die Nachhaltigkeit des Lernens 35
2.4 Lernen und Bildung 40
2.5 Heimliche Lehr-Lernpläne 42
2.6 Der postmoderne Lerntyp 46
3. Lernanlässe und Lernaktivitäten 53
3.1 Die emotionale Konstruktion der Wirklichkeit 53
3.2 Die Wirklichkeiten der Sprache 56
3.3 Emergenz der Kognition 60
3.4 Anschlussfähigkeit 64
3.5 Bewegung in Driftzonen 66
3.6 Lernziel Differenzwahrnehmung 69
3.7 Situierte Kognition - Lernen in Kontexten 71
3.8 Beobachtung 74
3.9 Strukturelle Koppelungen 78
3.10 Wissen - Ein konstruktivistischer Schlüsselbegriff 80
3.11 Kreativität durch Selbstorganisation 85
3.12 Lernmotivation durch Perturbation? 89
3.13 Interkulturelles Lernen 92
6 Inhaltsverzeichnis
4. Bildungsmanagement und Organisationsentwicklung 96
4.1 Betriebliches Bildungsmanagement 96
4.2 Organisationsentwicklung im Bildungssektor 99
5. Konstruktionsmethoden 102
5.1 Lernanregende Umwelten inszenieren 107
5.2 Chreoden-Analyse: Das biografische Gepäck 110
5.3 "Kognitive Landkarten": Die Ordnung im Kopf 113
5.4 Wahrnehmungsübungen: Man sieht, was man sehen will 114
5.5 Lernziel Perspektivität 118
5.6 Generative Themen - Erzählen als Selbstbeobachtung 120
5.7 Evaluation als Konstrukt 122
6. Bildungswissenschaft in der Epoche des Konstruktivismus 125
6.1 Forschungsdesigns 125
6.2 Quantifizierende Verfahren 126
6.3 Interpretative Verfahren '. 127
6.4 Experimentelle Designs 129
Ein Blick nach vorn 131
Glossar konstruktivistischer Pädagogik 139
Literaturverzeichnis 145