Die Monologe
Sechs Filme in der Gesamtlänge von über 20 Stunden. Die Darstellung des Menschen in weiblicher Gestalt, in dunklen Lichträumen der Sprache und Musik als Film wie auf dem Theater in untrennbarer Einheit. Zwei der Monologe, Kernstücke preussischer Kultur von je vier Stunden, beschreiben Geschichten in anderen Ländern (Penthesilea in Griechenland, Marquise von O... in Italien). Zwei andere Monologe (Die Nacht und Ein Traum, was sonst) entstanden aus dem deutschen Exil nach dem letzten Kriege. Nun zurückgekehrt, wurden sie Darstellungen vom Ort der Herkunft aller, im Geiste, des Nichtgewollten, von wo sie jetzt herausgeben werden können. Der Ort ist nun selbst zum Monolog geworden, dessen, der die Koordinaten des monologischen Universums entwarf. Der verödetet Ort N. mit dem Haus der Vertreibeung wieder notdürftig bewohnt, ehemalige Stätten von Park und Ställe und Hof und Gärten des väterlichen Gutes sind verwandelt wieder kultiviert, Gras wächst über die Not und den Schrei der Natur. Angefügte Zugaben dokumentieren davon.
Es stellt sich die Frage, ob die imaginierte Welt aus dem Verlust und der wir längst entwachsen sind, in die Realität zurückgeholt werden durfte und ob nicht die Festschreibung der Flucht bei gleichzeitig möglichem Zugang zur Realisierung endgültiger Verrat am Ganzen gewesen wäre. Als beide Welten, die des bisherigen Oeuvres und diese nun neue Realität N. nach beklagtem Verschwinden - noch vor der ästhetischen Wiederbelebung durch neuen Erwerb mit geistigen Mitteln - in Paris 2003 zusammenkamen, konnte man sehen, wie alles zusammenhängt und miteinander in immer neuen Variationen sich im Dialog verhält. Manchmal erscheint der Sinn des Immer Einen in der sinnlichen Spannung dieser vielgestaltigen Realisierung von unseren Vorstellungen in immer neuen Möglichkeiten. Ohne diese gedanklichen Bilder und Töne hinter den gestalteten Worten und Bewegungen, an die der Teilnehmenden appellierend, wäre das, was diese Monologe sagen und tun und im Schweigen aufheben, nicht möglich.
Auch die Lesungen mit Buch in der Hand werden vor dem Fenster der Züge vom Tag in die Nacht (Molly) und im leer verhängten Theater nach der Reise in die Alben des Textes zum Kosmos animierter Vorstellungen.
Was hier versucht wurde, entstand aus Mangel an Produktionsmitteln und ist weniger ein Selbstgespräch als ein auch chorischer Dialog mit epischen Mitteln meditativer Sprach- wie Bewegungsmetaphysik im geistigen Raum jener Koordinaten, die Film und Theater und Literatur wie optische und musikalische Welten auf einen Punkt vereinen, um sie von daher wieder wirksam zu machen, was dann auch ohne reales Verständnis der Worte sich ins Imaginäre überträgt.
So hat am Ende rückwirkend die schmale Bemessung der Produktionsmittel - immer am Rande des Scheiterns - auch hier wie in den anderen Filmen dieser Herkunft zu einer Reduktion und Einfachheit geführt, die in einem Menschen, in Gesicht und Bewegung, ohne Maske und Kostüme und reale Räume, ein Gleichnis des Ganzen vorführt, was in der Vielheit nicht leicht gelingt. Und es zeigt was mit einfachen Mitteln von Technik und Aufwand der sinnenhaft gefühlte Geist aus unserer erforschten und umsichtig geführten Natur vermag. Über zwanzig Stunden immer die Selbe, immer der Selbe immer das Selbe und immer anders. Einmal angeschlagen die immer Selbe unendliche Melodie. Wirklich Ernst genommen hebt sie die anderen Filme des Lebens und alle Mühen des Theaters auf. In Nossendorf, dem geheilten aus diesem Geist. Zu sich gekommen.
Syberberg, Nossendorf