Die Professionalisierung des Gebärdensprachdolmetschens ist ein kontingenter, fortdauernder und kompetitiver Prozess, bei dem Grenzziehungsarbeit eine zentrale Rolle spielt. Nadja Grbic rekonstruiert in ihrer theoretisch fundierten Untersuchung dessen Entwicklung in Österreich seit dem 19. Jahrhundert, zeigt institutionelle Bedingungen der Professionalisierung auf und gibt Einsichten in Wahrnehmungsmuster, Handlungslogiken und Entscheidungsprozesse der Akteur*innen. Damit entwirft sie einen alternativen Erklärungsrahmen zu Fortschrittsmodellen, der über den Fall des Gebärdensprachdolmetschens hinaus eine differenzierte Betrachtung der Vielgestaltigkeit translatorischer Tätigkeiten ermöglicht.
Inhalt
Danksagung ............................................................................ 9
Einleitung .............................................................................. 11
1. Die Ausbildung als Identitätsstifterin und Werteschmiede .................... 21
1.1 Die Institutionalisierung der Ausbildung ............................................... 21
1.2 Der Beruf zum Nachlesen ............................................................ 25
1.3 Der Beruf im Lehrangebot ........................................................... 30
2. Der Beruf in der Schnittðäche zwischen beruðicher Praxis und Disziplin ... 35
2.1 Qualität, Professionalität und Expertise – Von der Essenz der Berufe .................. 35
2.2 Proïs und Laien – Vom Bedürfnis der Differenzierung ................................ 39
2.3 Das Ziel und der Weg – Professionalisierung als Impetus.............................. 45
3. Der Beruf durch die Linse translationswissenschaftlicher Zugänge ......... 55
3.1 Translator*innen in der Geschichte................................................... 56
3.2 Von Umkodierungsapparaten zu Akteur*innen im Handlungsfeld ...................... 63
4. Theoretischer Rahmen .......................................................... 89
4.1 Dimensionen der Betrachtung des Berufs: Eine Zusammenschau................... 90
4.2 Vom Gebrauch sozialer Kategorien ................................................... 97
4.3 Boundary Work – Von den Grenzen des Möglichen .................................... 100
5. Spurensuche: Forschungsfeld und methodologische Überlegungen ......... 117
5.1 Das Feld und die Forscherin.......................................................... 118
5.2 Methodologische Vorüberlegungen ...................................................126
6. Habitualisierte und organisierte Translation:
Ein Streifzug durch die Geschichte ............................................ 135
6.1 Konzeptuelle Grundlagen und Versuch einer Typologie ............................... 135
6.2 Habitualisierte Translationstätigkeit................................................. 139
6.3 Organisierte Translationstätigkeit ....................................................144
7. Herkunftsgeschichten: Woher kommen wir? ................................. 183
7.1 Herkunftswelten und multiple Zugehörigkeiten ...................................... 183
7.2 Gehörlosengemeinschaft und Gebärdensprache: Schwellenwelt
vs. neue soziale Welt ............................................................... 186
7.3 Ad-hoc-Einsätze und habitualisierte Translation ..................................... 206
7.4 In Transition – Ankünder von Arbeit und Beruf....................................... 220
8. Erste Begegnungen: Wer sind wir? ............................................ 231
8.1 Erste Kontakte und Gefühle von groupness ...........................................231
8.2 Von Fürsorgerinnen und Kofferträgern .............................................. 235
8.3 Die Arbeitsgemeinschaft der Sozialarbeiter*nnen
und Dolmetscher*nnen für Gehörlose ............................................... 246
8.4 Universität und Gehörlosenbund als Motoren der Qualiïzierung ...................... 255
8.5 Sozialarbeit vs. Dolmetschen: Erste Risse ........................................... 267
9. Konsolidierungsprozesse: Wohin gehen wir? ..................................271
9.1 Nach dem Weltkongress: Von der Arge zum Kerngeschäft .............................271
9.2 Der Lehrgang: Die Karten werden neu gemischt ..................................... 279
9.3 Abtasten und Katalogisieren ........................................................ 286
9.4 Das Kind bekommt einen Namen: Die Entwicklung der Marke ÖGSDV............ 298
9.5 Vermessung und Durchsetzung der Zuständigkeit.................................... 318
9.6 Und die Welt dreht sich weiter… .................................................... 340
10. Modellbildung: Grenzanalytische Perspektiven auf Translation ............. 359
10.1 Empirische Befunde und konzeptuelle Bausteine: Eine Zusammenschau..... 359
10.2 Translatorisches Terrain: Eine Typologie ............................................ 363
10.3 Translator*in-Werden: Ein Verberuðichungsmodell
des Gebärdensprachdolmetschens .................................................. 366
10.4 Translatorisches Tun oder Translator*in-Sein? Eine Alternative
zur Differenzierung in Proïs und Laien .............................................. 375
11. Zusammenfassung .............................................................. 381
Verzeichnis der Tabellen und Graïken............................................. 387
Tabellen ................................................................................ 387
Graïken ................................................................................ 387
Quellen ................................................................................. 436
Literaturverzeichnis................................................................. 389
Sekundärliteratur ....................................................................... 389