»Über die Schönheit«, schreibt Freud, wisse die Psychoanalyse »am wenigsten zu sagen«; auch Adorno bemängelt das Fehlen einer Vorstellung darüber, wie Kunst psychoanalytisch aufzufassen sei. Auf der Grundlage des innovativen Konzepts der kinästhetischen Semantik legt der Autor eine psychoanalytische Ästhetik vor, die die Künste durch eine verbindendeTheorie interpretiert. In Auseinandersetzung mit Philosophie und Ritualtheorie wird gezeigt, auf welchem Weg Kunst den Bewusstseinszustand des Rezipienten transformiert und die fürdie Kunstbegegnung charakteristische veränderungsoffene Berauschung erzeugt. Ausgehend von spezifischen Analysen im Bereich von Musik, Malerei und Poesie werden die Mechanismen des Ästhetischen aufgedeckt, die sich auch auf die Massenkultur des Films oder des Produktdesigns übertragen lassen.
AUS DEM INHALT
Danksagung
Einleitung 1 1
Kapitel 1
Urformen der Kunst -
Die altsteinzeitliche Bildhöhle 2 1
Die altsteinzeitliche Bildhöhle 23
Schamanistisches Ritual und ästhetischer Prozess 28
Erste Ableitungen 34
Die Schönheit des ästhetischen Objekts,
die Schönheit des ästhetischen Prozesses und die Angst 36
Kapitel 2
Positionen der philosophischen Ästhetik -
Vom Leiden des Schönen im Reich der Rationalität 4 1
Zum Dialog m i t Nachbardisziplinen 4 1
Piaton una der unbetrauerte Verlust des Sinnlichen 43
Baumgarten und der Keil der Schönheit
im Leib der Philosophie 48
Die Welt als Hades des Willens -
Sexualität und Kunst als Erlösung 53
Augenblick und Dauer im ästhetischen Prozess 58
Die Schönheit der sexuellen Begegnung 60
Der Schrecken als Kategorie des Ästhetischen 65
Ritualisierung und die innere Ordnung des ästhetischen
Prozesses 68
Kapitel 3
Die kinästhetische Semantik -
Strukturen sinnlicher Erkenntnis 73
Die kinästhetische Semantik - Ein Überblick 74
Freuds Fragmente einer Theorie der Wahrnehmung 83
Umrisse einer Theorie der Schönheit bei Freud -
Die komplementäre Beziehung
von Sublimation und Vorlust 86
Der Rhythmus als Organisator
des ästhetischen Prozesses 9 1
Schönheit und Sexualität 94
Religiosität zwischen Spiritualität und Orthodoxie 97
Kapitel 4
Von Ferenczi bis Ogden -
Körperselbst und Wahrnehmungsbeziehung 105
Wahrnehmungsbeziehung und Diskoordination -
Die Grenzen des Konzepts von Merleau-Ponty 106
Der kinästhetische Modus und das Körperselbst 110
Der Sprechakt 112
Spracne und Zeitraster 114
Klinische Konzepte zur kinästhetischen Beziehung 116
Wahrnehmungsbeziehung und Normalität 122
Sexualität als Wahrnehmungsbeziehung 123
Konfliktstrukturen 126
Kapitel 5
Das Rituelle und die ästhetische Form in der Musik 131
Ritualisierung, Totalisierung und Seduktion -
A u f dem Weg in die Präsenzerfahrung 134
Der Klang und andere Mechanismen der Verführung 141
Musik und Ritualforschung 145
Zur Psychoanalyse des Rituellen 149
Zur Struktur des Rituellen 155
Traumfabrik Kino - Zur Psychologie der Totalisierung 163
Schönheit und Konflikt 165
Kapitel 6
Die Rolle der kinästhetischen Semantik
in den bildenden Künsten 171
Malerei und Transzendenz 171
Architektur - Zur Formensprache
des rituellen Gebäudes 175
Skulptur-Transzendenz und Inkarnation 182
Projektionsraum N a t u r -
Begütigungen des Naturschönen 185
Malerei - Das Stillleben als Vorbote
einer Ästhetik des Todes 187
Innerweltliche Transzendenz und Endlichkeit -
Die Erfahrung von Tod und Leben im Stillleben 193
Kapitel 7
Narration und Aisthesis -
Ästhetische Gesetze der lexikalischen Semantik 199
Sprache und Entfremdung - Utopie und Atopie 200
Ästhetische Mechanismen der Sprache -
Metonymie und Metapher 204
Metonymie und Narration 206
Die Metapher und die Erzeugung von Sinn 207
Sprachkunst als Doppelstruktur 209
Die Wahrnehmung der Sprache im Gedicht 211
Metonymie und Ritualisierung 215
Klang, Rhythmus, Stimme - Die poetische Sprache 219
Der Kriminalroman als Ritus der Moderne 221
Der Kreuzweg des postreligiösen Subjekts 226
Schrebers "Nervensprache"
und die Torsion des Symbolischen 233
Kapitel 8
Die Rolle des Ästhetischen
in der spontanen Ritualisierung
postreligiöser Gesellschaften 241
Von den Megariten kohärenter Gesellschaften
zu einem heteronomen Teppich
weicher Ritualisierungen 241
Der iKult als postreligiöses Totem -
Produktdesign und psychoanalytische Ritualtheorie 249
Kultort Kino - Struktur und Funktionalität
der modernen Bildhöhle 255
Mischwesen im Sportstudio-
Die Rolle des Körperkultes
in der ästhetisierten Gesellschaft 263
Das Zerbrechen der Vase -
Zur Frage des ästhetischen Raums bei Ai Weiwei 268
Kapitel 9
"Der Arbeit einer Psychoanalyse vergleichbar" -
Die Katharsis und das Ethos des Ästhetischen 275
Ethische Implikationen der kinästhetischen Semantik 275
Melodie und Mythos - Die Katharsis bei Aristoteles 279
Abreaktion oder Übertragung? - Die Katharsis bei Freud 281
Lacan und die Ethik der Psychoanalyse 284
Elever un objet ä la dignite de la Chose 285
Begehren und Katharsis 287
Die Rolle der kinästhetischen Semantik
in der Katharsis 289
Was bedeutet die Abstraktion
anderes als einen Verlust? 291
Moral versus Ethik 295
Zur Psychologie der Kreativität 299
Das Ethos des Kinästhetischen 303
Literatur 309
Register 319