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Der Sinn der Sucht

eine Krankheit psychodynamisch verstehen
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Voigtel, Roland
Verfasser*innenangabe: Roland Voigtel
Jahr: 2022
Verlag: Gießen, Psychosozial-Verlag
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

(I-22/20-C3) (G ZWs / KL,FP)
Die Krankheit »Sucht« ist ein Massenphänomen in gegenwärtigen Industriegesellschaften. An den Schnittstellen von Therapie, Beratung, Prävention und Politik sind ihre Relevanz und Aktualität – als individuelles Leiden und gesamtgesellschaftliches Phänomen – seit Jahrzehnten ungebrochen. Angesichts bisheriger Theorien zu Sucht und Abhängigkeit, die zumeist widersprüchlich und für die Behandlungspraxis nur bedingt geeignet erscheinen, entwickelt Roland Voigtel ein theoretisch klar abgegrenztes und zugleich anwendungsorientiertes Konzept der Krankheit »Sucht«: Im Gespräch zwischen Neurochemie, Psychiatrie, Lerntheorie und vielfältigen Konzepten der Psychoanalyse sieht er den Anfangspunkt der Sucht in der missglückten Beziehungserfahrung des Kleinkindes mit seiner Bezugsperson. Zwischen der Illusion von Autonomie und der Betäubung unerträglicher Trennungsaffekte wird das Suchtmittel zu Beziehungsersatz und Ich-Stütze. Ausgehend von dieser Grundidee ermöglicht Voigtel Therapeut*innen ein einfühlendes Verständnis, diagnostische Sicherheit und die Wahl der passenden Haltung und Behandlungsform für ihre Patient*innen.
 
Inhalt
 
Einleitung 11
 
I Maßlosigkeit als Krankheit
Geschichte und gängige Erklärungen der Sucht
 
1 Wo beginnt die Sucht? 21
 
2 Geschichte 27
Am Anfang gab es keine Sucht 27
Protestantische Moral 29
Eine Krankheit wird hergestellt 37
Körperliche Abhängigkeit 39
Erbgut-Entartung 41
Die nüchternen Arbeiter 44
Ergebnisse 47
 
3 Psychiatrische Auffassungen 51
Entartete Leidenschaft 51
Äußerliche Deskription 53
 
4 Auffassungen in der Gesundheitspolitik 63
Inflationierter Begriff 64
Faktorenmodell 66
Drogenpolitik 68
Spezifische Definition 71
 
5 ökonomische und soziologische Modelle 73
Verführerisches Angebot und schlechte Lebenslage 74
Abweichende Subkulturen 76
Soziologische Medizin-Kritik 80
 
6 Lerntheorie 83
 
7 Kulturkritik 91
 
8 Psychoanalytische Konzepte 99
Ungezügelte Lust 99
Die Macht des Triebes 103
Eine initiale Verstimmung 104
»You know, l'm no good« (Amy Winehouse) 108
Ungereimtheiten des Triebkonzepts 111
Sucht als Abwehr 114
»Heroin, it's my wife and it's my Iife« (Lou Reed) 115
Externalisierung 118
Narzissmus versus Ordnung und Ehrbarkeit 122
Angst vor Verschlungen-Werden 128
Undifferenzierte Hassliebe 129
Drei Sorten Sucht 131
Passive Überlassung 136
Überblick 138
 
9 Neurochemisches Modell 141
Botenstoffe im Belohnungssystem 141
Drogenwirkung im Gehirn 146
Rattenversuche 151
 
10 Vererbung 155
 
11 Zwischenresümee 163
 
II Missglückte Bindung
Ein neues psychoanalytisches Modell der Sucht
 
12 Vorklärung:
Sucht und nicht-süchtiger Gebrauch 169
Kein Stoff macht psychisch abhängig 170
Nicht-süchtiger Gebrauch 171
Risiken des Gebrauchs 175
 
13 Das unbelebte Objekt 177
Unbezogenheit beruhigt 180
Abgrenzung zu ähnlichen Phänomenen 182
 
14 Die Beziehungsstörung 189
Rekapitulation 189
Die vorsprachliche Zeit 191
Leben in prozeduralen Schemata 193
Mangelnde Modulation 197
Die frühsprachliche Zeit 205
Das begrenzende Selbstobjekt 210
Das Nein 212
Das bewertete Ich 215
Die Triangulierung 217
 
15 Die Abwehroperationen 219
Erste Operation: Überlassung an das direktive Objekt 219
Zweite Operation: Donale Verschiebung 223
Dritte Operation: Rückzug in den beruhigenden Raum 224
Separationsdruck und Angst 227
Vierte Operation: Einsatz des unbelebten Objekts 231
Destruktive Maximierung 235
Exkurs: Die Verwerfung 236
 
Ansteckung in der Gruppe? 237
Eine Chance für Therapie und Prävention 238
 
16 Varianten schwerer Sucht
(Darstellung mit Fallbeispielen) 241
Erste Variante: Adaptive Sucht 241
Zweite Variante: Fusionäre Sucht 256
Dritte Variante: Resignative Sucht 276
Vergleich 303
 
17 Zur Therapie 307
Die Übertragung des direktiven Objekts 309
Das Ringen um die Abstinenz 311
Die Identifikation mit der Therapeutin 316
 
18 Manische Abwehrsysteme 319
Kontraphobische Selbstbehauptung (Antechie) 321
Ideal-Anspruch 325
Selbstverletzung 328
Perversion 329
»Sexsucht« 333
 
19 Symptomatische Sucht -
eine ergänzende Abwehroperation 335
Pathologischer Narzissmus 336
Borderline-Zustand 339
Depression 346
Neurosen 353
 
20 Reaktive Sucht 357
Traumatische Erfahrungen 357
Soziale Notlagen 360
Punktuelle Vulnerabilität 363
 
III Privates Elend
Sozio-Psychoanalyse der Abhängigkeitsbedingungen
 
21 Eine kurze Geschichte der Erziehungshaltungen 367
Missachtung versus Anerkennung 368
»Mutterliebe« 372
Das bürgerliche Privatleben 375
Staatsmacht, exekutives Patriarchat und Volkserziehung 381
Nazi-Erziehung 384
Nach dem Krieg 386
»The Order is rapidly fading« (Bob Dylan) 389
Autonomieförderung und Postheroik 393
 
22 Selbstsorge versus Fürsorge 399
Direkter Zwang 399
Bedrückende Lebensumstände 402
Statussicherung 405
Innere Zwangslagen 407
Was ändern? 409
 
23 Der Einschluss im Privaten 411
 
Theoretische Schlussbemerkung 423
 
Literatur 427
 
Personen 443

Details

Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Voigtel, Roland
Verfasser*innenangabe: Roland Voigtel
Jahr: 2022
Verlag: Gießen, Psychosozial-Verlag
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Systematik: Suche nach dieser Systematik NK.RU, I-22/20
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ISBN: 978-3-8379-3144-0
2. ISBN: 3-8379-3144-7
Beschreibung: Komplett überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe, 445 Seiten : Illustrationen, Diagramme
Schlagwörter: Psychoanalyse, Sucht, Theorie, Psychoanalytische Therapie, Theorien
Suche nach dieser Beteiligten Person
Sprache: Deutsch
Früherer Titel: Rausch und Unglück : die psychischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Sucht
Fußnote: Komplett überarbeitete und aktualisierte Neuausgabe von "Rausch und Unglück. Die psychischen und gesellschaftlichen Bedingungen der Sucht" (2001) (Freiburg i. Br., Lambertus). - Enthält Literaturverzeichnis auf Seite 427-441
Mediengruppe: Buch