Die Nazis träumten von einer verbrechensfreien Gesellschaft. Sie zogen Ideen und Diskurse rechtsextremer Kriminalisten heran und konzipierten die "vorbeugende Verbrechensbekämpfung". Sie wollten also Verbrechen "bekämpfen", bevor sie überhaupt geschahen. Menschen wurden als "BerufsverbrecherInnen" klassifiziert und in "Vorbeugungshaft" genommen, das heißt, in einem Konzentrationslager interniert und mit dem "grünen Winkel" gekennzeichnet. Dieses Buch erzählt die Geschichten von acht "Berufsverbrecherinnen" - vorbestrafte Abtreiberinnen und Diebinnen aus Österreich, die ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert wurden. Über diese KZ-Häftlingsgruppe ist bis heute fast nichts bekannt, und von den Opfern existieren keinerlei Selbstzeugnisse. Anhand von Gerichtsakten rekonstruiert Sylvia Köchl die Biografien und arbeitet ein bisher unbekanntes Kapitel der NS-Geschichte auf. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Wegweiser durchs Buch
Abkürzungsverzeichnis
Teil 1: Projektgeschichte/n und
Werkstattberichte
Entstehungsgeschichte: »Akteneinsicht nicht möglich«
Werkstattbericht 1: Der Zugang zu den Namen
Werkstattbericht 2: Archivsituationen
Werkstattbericht 3: Das Image-Problem
Teil 2: Hintergrundinformationen
Die »(deutsche) Volksgemeinschaft«
»Vorbeugende Verbrechensbekämpfung« durch die Kriminalpolizei
»Rechtsprechung« im Nationalsozialismus
Gefängnisse und Strafvollzug im Nationalsozialismus
Die österreichische Kerkerstrafe
Das Verbrechen der Abtreibung
Das Verbrechen des Diebstahls
Teil 3: Vorgeschichten von acht
»Berufs VERBRECHERINNEN«
Die Sprache der Quellen
Der Umgang mit den Klarnamen
Marianne Scharinger (* 1903)
»Als Leibesfruchtabtreiberin vorgemerkt«
Johanna Manz (* 1905)
»Rückfallstäterin«
Therese Pimsel (* 1904)
»Volksschädliches Handwerk«
Kreszenz Kalt (* 1897)
»Ein ausgesprochen asoziales Subjekt«
Anna Schatz (* 1890)
»Bekannte Lohnabtreiberin«
Margarethe Tomaselli (* 1904)
»Diese Vagantin«
Rosina Schmidinger (* 1870)
»Der innere Hang zum Verbrechen«
Marie Berger (* 1885)
» Unverbesserlich«
Teil 4: Mit dem grünen Winkel im KZ Ravensbrück
Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück
Die Häftlingsgruppe mit dem grünen Winkel
Das System der Häftlingsfunktionen
Marianne Scharinger
KZ-Haft in Ravensbrück 1939-1944
Johanna Manz
KZ-Haft in Ravensbrück und Flossenbürg 1942-1945
Therese Pimsel
KZ-Haft in Ravensbrück und Auschwitz 1942
Kreszenz Kalt
KZ-Haft in Ravensbrück 1942-1945
Anna Schatz
KZ-Haft in Ravensbrück 1942-1943
Margarethe Tomaselli
KZ-Haft in Ravensbrück und Buchenwald 1942-1945
Rosina Schmidinger
KZ-Haft in Ravensbrück 1944
Marie Berger
KZ-Haft in Ravensbrück 1944
Österreichische »Berufsverbrecherinnen« und ihre Schicksale
Teil 5: Weiterleben nach der KZ-Haft
251 Marianne Scharinger
»Als sogenannte Engelmacherin vielseits bekannt«
267 Johanna Manz
»Einen etwa noch vorhandenen Besserungswillen«
297 Kreszenz Kalt
297 Margarethe Tomaselli
298 Teil 6: Opferfürsorge: »Missbrauch« und »Diskreditierung«
298 Das Opferfürsorgegesetz
307 Das Opferfürsorgegesetz in der Praxis
308 Barbara Furtlehner: »Vorbeugungshaftgefangene«
312 NS-Einschätzungen bereitwillig übernommen
312 Paula Kolo: »liederlich«, »asozial«, »gewiss nicht politisch«
319 Im Zweifel gegen die Opfer
320 Aloisia Oppal: »Anspruchsberechtigung verwirkt«
327 Kein Unrecht
330 Teil 7: Anhänge
330 Forschungslücken: Wo kein Täter, da kein Opfer?
331 Literatur
338 Artikel in Zeitschriften & auf Websites
338 Websites
340 Dank