Es wird registriert, daß das individuelle Bewußtsein sich in verschiedenen Hinsichten nicht selbst beobachten kann, daß es zumindest zu Teilen für sich selbst intransparent ist. Die folgenreichste Formulierung dieser Entdeckung findet Freud mit seiner Konzeption des Unbewußten, das als das Nichtbeobachtbare schlechthin konzipiert ist und dessen Dann-doch-Beobachtung eine moderne soziale Mythologie ins Leben ruft. Auch Lacan reagiert auf das Ausgangsproblem der unterbrochenen Selbstreferenz des Bewußtseins. Beide Autoren werden im Blick auf die Ausgangsfrage diskutiert, und ihre Ergebnisse werden dann konfrontiert mit dem, was die Systemtheorie in Luhmannscher Prägung zur Frage der Selbstbeobachtung des Bewußtseins und zur Frage der unterbrochenen Selbstreferenz beisteuern könnte.
"Es ist Peter Fuchs´ Verdienst, zwei große Gedankengebäude unseres Jahrhunderts in Kontakt miteinander zu bringen. Dies insbesondere, da er das theoretische Potential der Psychoanalyse wieder sichtbar macht und ihr durch die Konfrontation mit der Systemtheorie ihren eigentlichen, heute beinahe in Vergessenheit geratenen Wert und ihre Seriosität wieder zuerkennt. Der Versuch eines systemtheoretischen Vorstoßes in die Entdeckungen der Psychoanalyse stellt einen ersten Schritt in dieses noch vollkommen unausgelotete Forschungsfeld dar. Fuchs´ Überlegungen können als ein spannender Beitrag hierzu gelesen werden, dessen brillante Argumentationen die Lektüre zu einem Erlebnis machen. Fuchs selbst will mit seinem Beitrag explizit keinen Theorienvergleich, sondern merkt an: "Im Mittelpunkt stand weniger die Richtigkeit/Unrichtigkeit der beobachteten Theorien, sondern mehr ihr Maß an Unterscheidungsscharfsinn, an disziplinierter Phantasie, an délicatesse". Ebendiese Qualitäten weisen die vielfältigen, fruchtbaren und raffinierten Gedanken des Buches von Fuchs selbst auf." Nina Ort - http://www.literaturkritik.de
/ AUS DEM INHALT: / / /
Einleitung 9
I. Die Dominanz der Verlautbarungswelt 17
A. Eine primordiale Fissur 17
B. Hinc illae lacrimae 21
C. Das Idiosynkrasieproblem des Bewußtseins . . . . . . . 25
II. Die Beobachtung des Unbewußten 29
A. Das Problem bei Sigmund Freud 31
1. Die Verzeitlichung der Verräumlichung 34
2. Die Extension der Psyche 38
3. Aber was für ein System, um Gottes willen? . . . . 41
a) Die Energie und die entscheidende Differenz 43
b) Der psychische Apparat aus dem 7. Kapitel
der Traumdeutung: erste Differenzierungen ..
c) Die lineare Abrollung des Schemas: Wo ist
das Bewußtsein? 52
d) Die Regression 54
e) Die Not des Lebens und der Umweg 57
f) Die entscheidende Verspätung 61
4. Das Unbewußte 65
a) Die Repräsentanz als Einheit des Systems . . . . 67
b) Das Unbezeichnete 70
5. Die zweite Topik 74 K.
' a) Das Ich und das Es 74 f.
b) Die dritte >PersonAnderesgeschieht-
zwischendurch< 145
3. Der Gegenspieler 148;
a) Die Projektion der Kommunikation 149;
b) Die adressierte Strömung und der Umweg in j|
der Kommunikation 156;!
c) Das Einfallstor - Augmentation/ jj
Amplifikation 159
4. Eine kleine Erzählung über einen einsamen
kleinen Datenfaden 161
a) Die Mitteilung und die Verweigerung 163]
b) Die Information 166:
c) Das Abwesende, der Mord der Sache und die j
Beobachtung zweiter Ordnung 1
C. Das Begehren 173
1. Die vierte Wahl 175
2. Die zentrale Offerte: Adressabilität 178
3. Also, dann: Laios, Jokaste und Ödipus als
quälbare Adresse 184
D. Das Unbewußte 188.
1. Noch einmal die Freudsche Innovation 191
2. Das Bewußtsein ist das Unbewußte 194
3. Die Zeitmauer oder: Wie etwas im Anderswo
der Zeit des Beobachters liegen kann 200
4. Die singuläre Nichtsingulantät oder
die Individualität des Bewußtseins 203
a) Die Nichtsingularität - Die A-Reihe von
Erschütterbarkeiten des Bewußtseins 204
b) Singularität und Interpenetration -
Die B-Reihe von Erschütterbarkeiten des
Bewußtseins 210
IV. Die soziale Funktion des Unbewußten 221
A. Noch einmal: Adressabilität 222
B. Die Verwerfungen von Adressabilität: die Geburt
des Dividuums . . . 225
C. Das polykontexturale Bewußtsein, die polykontexturale
Adresse 229
D.Die Problemlösung 233
Nachwort . 237