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Bischöfe, Ketzer, Emigranten

der Protestantismus im Lande Salzburg von seinen Anfängen bis zur Gegenwart
Verfasser*in: Suche nach Verfasser*in Florey, Gerhard
Verfasser*innenangabe: Gerhard Florey
Jahr: 1967
Verlag: Graz ; Wien ; Köln, Böhlau
Mediengruppe: Buch
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Inhalt

Schon in den 1520er Jahren hatte die Reformation im Fürsterzbistum Salzburg viele Anhänger gefunden. Erzbischof Matthäus Lang und seine Nachfolger kriminalisierten die Protestanten. Im Erzbistum war ausschließlich die katholische Konfession erlaubt. Die Erzbischöfe Michael von Kuenburg, Johann Jakob von Kuen-Belasy, Georg von Kuenburg, Wolf Dietrich von Raitenau und Markus Sittikus führten die Maßnahmen gegen die Protestanten im Rahmen der Gegenreformation und Rekatholisierung weiter. Wolf Dietrich verwies sie im Jahr 1588 aus dem gesamten Erzbistum, hatte aber nur in der Stadt Salzburg durchschlagenden Erfolg. Dort lebten um 1600 nur noch wenige Geheimprotestanten. Unter den Bauern im Pongau und den Bergknappen in den Salz- und Metallbergwerken des Landes gab es weiter zahlreiche Geheimprotestanten. Während des Dreißigjährigen Krieges gab es keine Verfolgungen, da sich das Erzbistum auf die Außenpolitik konzentrierte. Max Gandolf von Kuenburg verwies zwischen 1684 und 1690 eine Anzahl protestantische Bergknappen aus Dürrnberg und protestantische Bauern aus dem Defereggental des Landes. Die Existenz von Geheimprotestanten war den Behörden bekannt. Immer neue Verordnungen wurden etwa von Erzbischof Franz Anton von Harrach dagegen erlassen. Sein Nachfolger Leopold Anton von Firmian versuchte 1729, die allgemeine Frömmigkeit im Land zu fördern, und berief dazu jesuitische Missionare ins Land, die schnell auf die Geheimprotestanten aufmerksam wurden. Von ihnen (die ja vorgaben, katholisch zu sein) wurden nun Loyalitätsbeweise gegenüber der katholischen Kirche gefordert, einige offen Bekennende unter Bruch der Bestimmungen des Westfälischen Friedens sofort ausgewiesen. Deshalb wandten sich die Protestanten mit einer Bittschrift an das Corpus Evangelicorum. Darin bekannten sie sich offen zum protestantischen Glauben. Mit Hilfe des Corpus wollten sie im Land anerkannt werden und eigene protestantische Prediger erhalten oder zumindest ungehindert auswandern dürfen. Zu einer Anerkennung war die Salzburger Regierung nicht bereit. Sie beschloss, die Protestanten so schnell wie möglich des Landes zu verweisen, damit sie sich nicht weiter ausbreiten könnten. Dazu wurden 6000 kaiserliche Soldaten ins Land geholt. Die Salzburger Protestanten stimmten ihr Vorgehen auf mehreren Treffen ab. Dabei kam es am 5. August 1731 zum Treuschwur der evangelischen Salzburger („Schwarzacher Salzlecken“). Im Spätherbst und Winter 1731/32 wurden zuerst 4000 bis 5000 Mägde und Knechte des Landes verwiesen. Die ersten wurden ohne Vorwarnung gefangengenommen und außer Landes gebracht. Ihre Verteilung in den protestantischen Gegenden Süddeutschlands bereitete erhebliche Probleme. Zwischen Mai und August 1732 verließen vor allem Handwerker- und Bauernfamilien in 16 geordneten Zügen das Land. Sie zogen geschlossen nach Preußen, als dessen Untertanen sie bereits galten, weshalb ihre Reise viel einfacher verlief. 1733 wurden Dürrnberger Protestanten auch per Schiff nach Regensburg gebracht. Fast ein Viertel der Ausgewiesenen überlebte die mühsamen Märsche im Zuge der Vertreibung dennoch nicht. Friedrich Wilhelm I. hatte am 2. Februar 1732 das Preußische Einladungspatent für die Salzburger erlassen. Sie sollten sich in Ostpreußen ansiedeln, um es zu „re-peuplieren“, da es durch die sog. Große Pest 1708–1714 entvölkert worden war. Von Stettin traf am 28. Mai 1732 das erste von 66 Schiffen in Königsberg ein. Der erste von elf Landtransporten kam am 6. August 1732, der letzte am 8. November 1733 nach Königsberg. Von den 17.000 Immigranten blieben 377 in der Stadt. Seit 1911 gab es in Königsberg den aktiven „Salzburger Verein“, der in den 1920er Jahren eine Forschungsstelle einrichtete, die zunächst im Prussia-Museum und später dann im Ortsteil Hintertragheim angesiedelt war. Die meisten Salzburger siedelten im Raum Gumbinnen. Mittellose Bauern erhielten hier eine Hufe. Handwerker konnten ihrem Gewerbe in den Städten nachgehen. Die Salzburger spielten beim Rétablissement Ostpreußens, das 1708/1709 von der Pest entvölkert worden war, anders als oft verbreitet nur eine untergeordnete Rolle. Die meisten Bauernstellen waren bereits in den 1720er Jahren mit anderen deutschen Immigranten besetzt worden, weshalb die Salzburger auch nicht geschlossen angesiedelt werden konnten.

Details

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Verfasser*innenangabe: Gerhard Florey
Jahr: 1967
Verlag: Graz ; Wien ; Köln, Böhlau
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Beschreibung: 328 S. : mit Abb. u. Faks.
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Fußnote: Literaturverz. (S. 297 - 301).
Mediengruppe: Buch