Die historische Jugendbewegung, beginnend mit dem »Wandervogel« um 1900, hat nicht nur in den folgenden Jahrzehnten, sondern auch nach 1945 gesellschafts- und kulturgeschichtlich bemerkenswerte Spuren hinterlassen, die bislang in wissenschaftlichen Studien kaum berücksichtigt worden sind. Nicht nur füreine größere Zahl bürgerlicher Heranwachsender, sondern auch für aus anderen Schichten und Milieus stammende Jugendliche wirkte die Begegnung mit jugendbewegten Formen der Vergemeinschaftung ausgesprochen anregend. Viele jugendbewegte Kreise definierten sich als Erfahrungs-, Erinnerungs- und gutvernetzte Handlungsgemeinschaften aus "jugendbewegtem Geist. Rückblickend haben sie vor allem immer wieder den Kernsatz »Wer je die flamme umschritt, bleibe der flamme trabant« aus dem »Stern des Bundes« von Stefan George zitiert, um die lebenslange Bedeutung ihrer jugendbündischen Sozialisation zubetonen.
Inhalt
Vorwort 9
Barbara Stambolis
Einleitung 11
I. Grundlegende Fragen: inwiefern Wirkungen?
Walter Laqueur
Jugendbewegung - historische Betrachtungen >in einem weiten Bogen< . . 27
Arno Klönne
»Nie wieder ganz tauglich«. Wie jugendbündisches Aufwachsen zur Last
werden konnte 39
II. Generationelle Erinnerungsperspektiven, persönliche Zugänge
Micha Brumlik
»Wer je die flamme umschritt...« Die jüdische Jugendbewegung
Deutschlands und ihr Fortleben in der Nachkriegszeit 47
Claus-Dieter Krohn
Bündische Jugend der 1950er Jahre im »kommunikativen Gedächtnis« . . 61
Jürgen Reulecke
Der Historiker als >Ombudsmann<? Eine Begegnung mit dem
Freideutschen Kreis: jugendbewegt geprägt! 85
III. »Prägungen« und ihre Auswirkungen
Meike G. Werner
Freundschaft | Briefe | Sera-Kreis. Rudolf Carnap und Wilhelm Flitner.
Die Geschichte einer Freundschaft in Briefen 105
Justus H. Ulbricht
Verlegerische Volksmission im »Geist der Jugend«. Anmerkungen zu
einem Desiderat der Jugendbewegungsforschung 133
Rüdiger Ahrens
»Privatleben ist Fahnenflucht«. Prägekräfte der bündischen Jugend
(1918-1933) 145
Paul Ciupke
Gesellschaftliche Suchbewegungen und Experimentierwerkstätten:
Jugendbewegung und Volksbildung in der Weimarer Zeit 169
Michael Philipp
Ein Strahl von Hellas. Werner Hundertmark, ein Dichter der >Verlorenen
Generation« 195
Alfons Kenkmann
Beispiele jugendbewegten Eigensinns im Zeitkäfig der NS-Zeit 233
Eva Moser
Otl Aicher (1922 -1991), Grafik-Designer. Leitmotive der
Jugendbewegung in Lebenslauf und Selbstdeutung 251
Bernhard Schäfers
Die Wirkung der Weißen Rose auf die Jugend und die Öffentlichkeit . . . 263
IV. Im Fokus: Vernetzungen
Christopher Beckmann und Jürgen Nielsen-Sikora
Bund Neudeutschland. Entstehung, Protagonisten, Netzwerke 281
Konstantin von Freytag-Loringhoven
Eine Hochschulreform der Jugendbewegung. Aufstieg und Scheitern der
westdeutschen Kollegienhausbewegung 1945 -1962 303
Hartmut Alphei
Wiederaufbau und Neuordnung der Lehrerbildung in Niedersachsen
nach 1945. Ein Brückenschlag zurück in die Weimarer Republik, getragen
von Menschen aus der Jugendbewegung der 1920er Jahre 327
Hans-Ulrich Thamer
Politische Zirkel im Einflussbereich der Jugendbewegung. Der
Nauheimer und der Grünwalder Kreis 343
Barbara Stambolis
Die Gilde Soziale Arbeit - Kinder- und Jugendfürsorge vor dem
Hintergrund der Erfahrungen zweier Weltkriege 355
Autorenverzeichnis 375
Abkürzungen 381
Anmerkung zu den verwendeten Bildern 383
Namensregister 385