Die folgenschwere Militärintervention im Irak vor 20 Jahren setzte eine Kette politischer Umbrüche in der arabischen Welt in Gang - und zerrüttete Europa. Seitdem suchen die EU-Staaten vergeblich nach einer Strategie, um mit dem»Ring aus Feuer« umzugehen: den Dauerkrisen in der europäischen Nachbarschaft. Der Nahost-Experte und außenpolitische Berater Christian-Peter Hanelt zieht Bilanz. Er berichtet aus den Maschinenräumen der Diplomatie über dramatische Entscheidungen und verpasste Gelegenheiten, richtet aber auch den Blick auf neue Chancen. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
DER KRISENBOGEN
Wie Europa den Nahen Osten verloren hat - und ihn neu gewinnen
kann 11
Europas Fähigkeit zu mehr gemeinsamer Außenpolitik mitgestalten 13
Europas Nachbarn im Süden: 22 Staaten in einem komplexen Umfeld 14
Europa schaut aufden Nahen Osten: Verbindendes und Widersprüchliches 15
Ein „Ring aus Feuer“: Konfliktstoffinnerhalb Nordafrikas und des Nahen
Ostens 16
Folgen der Zeitenwende 17
Zeitenwenden im Nahen Osten 18
Ein Rundumblick über fünfnahöstliche Zeitenwenden in mehr als 40 Jahren 19
Zu diesem Buch 20
2023: ein Jahr diverser Gedenktage im Nahen Osten und in Nordafrika 21
Nachbarschaft gestalten statt Nachbarschaft erleiden 21
Das Ziel: Europa und der Nahe Osten - von einem „Ring aus Feuer“ zu
einem „Ring von Freunden“ 22
KAPITEL1
Zeitenwende 1979: Revolution, Willkür, Terror, Krieg und Frieden
drängen die Europäische Gemeinschaft zu eigenständiger Position 24
Iran: Der Schah geht, der Religionsführer kommt 26
Die Würfel fallen aufGuadeloupe 28
Irak: Saddam Hussein begründet die Republik der Angst 31
Saudi-Arabien: Fanatisierung der Religion und die Besetzung der Heiligen
Moschee in Mekka 34
Afghanistan: Islamistische Kämpfer gegen sowjetische Soldaten 38
Ägypten und Israel: Land für Frieden 42
Auch das kündigt sich an: Flucht übers Meer und Islam in Europa 47
KAPITEL 2
Zeitenwende 1991: Zwei Türen öffnen sich für Europa - nach
Nahost und in den Mittelmeerraum 50
Die USA leiten das nahöstliche Geschehen, Spanien ist Gastgeber 52
Norwegen trägt nicht nur Nachrichten hin und her 55
Gaddafi lehnt eine Israel-Palästina-Zweistaatenlösung ab 56
Arafat und palästinensische Orangen 57
Tausende Luftballons fliegen übers Jordantal 59
Europa findet sich im Namen „Oslo“ wieder 60
Europäische Zivilgesellschaft stärkt die Verständigung 61
Europa führt Regie im Mittelmeerraum: Frieden und Wandel durch Dialog
und Handel 62
Attentäter gegen den Frieden 64
Nationalreligiöser Israeli erschießt Ministerpräsident Rabin 67
Feuerwehrmann gesucht: Ein Europäischer Sondergesandter für Nahost 68
Zwei Streithähne blockieren ein EuroMed von 27 Ländern 70
Wissenschaftlicher Testlaufbeflügelt EU-Mittelmeerstrategie 71
Die Zeit der Friedenschancen schwindet 73
Europa hilft, Gesprächskanäle offenzuhalten 75
Der US-amerikanisch-europäische Gleichschritt kommt zu spät 77
Frankreich holt den schwer kranken Arafat nach Paris 78
Eine Mittelmeerunion zwischen französischer Vision und deutschem
Pragmatismus 80
Ein Kleeblatt gegen den Trump-Peace-Plan 81
Jerusalem zu Ostern 2022 - aufgeheizte Stimmung 82
Europa im Nahostkonflikt: Von mangelnder Dynamik und helfender Hand 85
KAPITEL 3
Zeitenwende 2001: Die Anschläge vom 11. September, der Krieg im
Irak, die gespaltene EU und die Folgen 90
Der schwerste Terroranschlag in den USA - die Täterspur führt nach Europa 91
Kampfansage im Namen der Religion 93
Von „war on terror" bis „Sicherheit am Hindukusch verteidigen“ 95
Tiefpunkt gemeinsamer europäischer Außenpolitik - wer macht mit beim
Irak-Krieg? 96
„Old and new Europe“ - die sich erweiternde EU lässt sich leicht spalten 99
Wer schützt Europa im Zweifel vor Russland - Frankreich und Deutschland
ohne die USA? 100
Saddam Hussein pokert - das Pentagon nimmt den irakischen Potentaten
ins Visier 102
Neue Waffeninspektionen der Vereinten Nationen - nur ein Feigenblatt? 103
„Ich bin nicht überzeugt“ - Ringen um die militärische Intervention in den
Irak 105
Briten, Italiener, Spanier, Polen, Dänen und Niederländer marschieren mit... 107
... die Entscheidungen aber trifft das Pentagon 108
Die „Koalition der Willigen“ wird zum Angriffsziel 110
Das irakische Volk wählt frei - Saddam Hussein gefasst und angeklagt 111
Al-Qaida trägt „den Widerstand“ nach Europa - Terroranschläge in London
und Madrid 113
Der langen Schatten des europäischen Zwistes - wenig Engagement für den
neuen Irak 114
„Ein Glück, er hat überlebt... “ 116
Abzug nach Anschlägen - Italien, Spanien und Polen holen ihre Soldaten aus
dem Irak 117
Die Briten bleiben militärisch an der US-amerikanischen Seite im Irak - bis
2011 119
Der neue Irak: Europas Transformationserfahrung einbringen 120
Brückenbauerin und Zivilmacht - aufeuropäische Kernkompetenzen
besinnen 121
Aufgeschreckt vom Terror im Irak - europäisches Militär gegen den IS 123
Europäische Versöhnungserfahrungen mit Irakerinnen diskutieren 124
Tragischerweise behalten die mittel- und osteuropäischen Neumitglieder der
EU recht 126
Die EU und der GCC: Verlockend fremd - Europa entdeckt die reichen
arabischen Golfstaaten 127
Absatzmarkt für europäische Produkte - Kritikchancen verpasst 130
Gehör verschaffen ist möglich - Europa hat Expertise anzubieten 132
„Al-Jisr“: eine Brücke der Zivilgesellschaft zwischen EU und GCC 134
Haltung statt Herabwürdigung 134
Ein französisches „Friedenscamp“ in Abu Dhabi 136
Weiter keine Stabilität im Golf: Zur Herausforderung Irak auch noch der Iran 137
Internationale Kontrollen der IAEO bringen iranisches Atomprogramm ans
Licht 138
E3-Initiative zur Kontrolle des iranischen Atomprogramms 139
Wenn drei europäische Außenminister zusammen auftreten 140
Europa setzt aufSanktionen und Verhandlungen, will weiteren Krieg im Golf
vermeiden 141
Europa vermittelt einen internationalen Atomkontrollvertrag 144
Was Iran und Saudi-Arabien umtreibt 146
Atomvertrag begrüßenswert - aber regionale Deeskalationsmechanismen
fehlen 147
Erfahrungen mit der KSZ-Schlussakte von Helsinki anwenden 148
Die Wissenschaft denkt eine „KSZ-Golf“ vor - ab 2021 entstehen regionale
Bündnisse 150
Brückenbauerinnen aus der Golf-Region selbst am Zuge 152
Nach den Verwerfungen der verbale Handschlag 156
Der Kampfgegen den Terror verschließt die Augen vor Demokratiedefiziten 157
Der Kampfgegen den Terror rechtfertigt die Zusammenarbeit mit
Autokratien 159
Der Kampfgegen den Terror verdeckt die immensen sozialen Probleme im
Nahen Osten 160
KAPITEL 4
Zeitenwende 2011: Arbeit, Brot, Freiheit und Würde - die
arabischen Protestbewegungen fordern Europa heraus 162
Tunesien: Ein Demokratie-Leuchtturm wird gebaut - fast... 162
Ägypten: Zerrieben zwischen tiefem Staat und islamistischer Ideologie 171
Libyen: Europäische Unterstützung mit angezogener Handbremse 181
Syrien: Von gebrochenen Reformversprechen zur größten
Vertreibungstragödie 189
Die Arabellion von 2011 bleibt unbeendet und kehrt in neuem Gewand
zurück 200
KAPITEL 5
Zeitenwende 2020-22: Europa und Nahost im Dauerkrisenmodus 203
Überregionale Konflikttreiberin: die Covid-19-Pandemie 203
Temporärer Konflikttreiber: Ukrainekrieg - geopolitische und
geoökonomische Neuordnung 215
Hitzewellen und Wassermangel verschärfen die Konflikte zusätzlich 231
KAPITEL 5
Europa und seine südlichen Nachbarn: Umdenken und Neuhandeln 240
Millionen Bäume pflanzen und das Mittelmeer vom Müll befreien 240
100.000 Bäume fürjede Stadt 241
Nachhaltig betriebene Meerwasserentsalzung 242
Dekorative Teppiche aus Plastikmüll 243
Lokalen Bürgerinitiativen Trainings anbieten 243
Küstenstädte miteinander vernetzen 244
Kommunale Akteure über zentrale Entscheider:innen motivieren 245
Mittelmeerverbund für Katastrophenschutz und Waldbrandlöschung 246
Potenzial der Nachbarn in den Europäischen Grünen Weg einbinden 247
Nach fünf Zeitenwenden riesige Baustellen für gestresste und
erschöpfte Gesellschaften 248
Europa überfordert nach fünfZeitwenden in Nahost - und noch mehr
gefordert 254
Die Europäische Union als glaubwürdigere Akteurin, Partnerin
und Vorbild stärken 260
Vereinbarungen umsetzen 261
Konflikttreibende schmerzhaft sanktionieren! 262
Rechtsstaatsprinzipien fördern: Vor der eigenen Haustür zuerst kehren 263
Aus der Überforderung in die außenpolitische Handlungsfähigkeit 264
Eine Entlastungsformel: EU-/E3 266
EU-Sondergesandte - bekannt und respektiert 267
Adel verpflichtet 268
Entwicklungszusammenarbeit: damit die linke Hand weiß, was die rechte tut 269
Europäische Glaubwürdigkeit stärken auch beim Thema Türkei,
Konsum und Abhängigkeiten 270
Ein mehrheitlich islamisches Land in die EU aufnehmen 270
Die Türkei in der Nach-Erdogan-Zeit 270
Ressourcenverbrauch und Konsumverhalten prüfen 272
Energielieferant ohne Demokratiedefizit gesucht 272
Nachhaltig wirtschaften, fair handeln - im Kontext von mehr
Rechtsstaatlichkeit 273
Verantwortungsloses Handeln von Eliten benennen 274
Banken von Großfamiliendominanz befreien 275
Nachbarn nicht vom Reformhaken lassen 275
Informelle Machtstrukturen besser verstehen 276
Von vorbildlichen Unternehmerinnen erzählen 277
Klare Worte aus 22 Mündern, Sanktionen gegen Reformblockiererinnen im
Gepäck 277
Gemeinsam kochen mit mediterranem Olivenöl 278
Für Produkte angemessene Preise zahlen, sie länger leben lassen 280
Migration und Mobilität fair gestalten, dazu Rechtsstaatlichkeit
fördern 281
Migration - ein dreifacher Gewinn 281
Duale Ausbildung leicht erklärt 283
Migrationsberatung am Strand 284
Temporärer Schutz und direkter Arbeitsmarktzugang 285
„Asylshopping“-Verdacht begegnen 286
Visumfreie Einreise aufProbe 287
Einreisebürokratie reduzieren und kluges Screening anwenden 289
Transmediterraner Brückenschlag: Wissen teilen, gemeinsam lernen 290
Euro-mediterrane Netzwerke ausbauen und pflegen 291
Berufsanfängerinnen in beide Richtungen vermitteln 293
Die Fähigkeit zum Reparieren wieder entdecken 294
Sprache muss wieder verbinden 295
ANHANG
Endnoten 297
Weiterführende Literatur 318
Zeitleiste 324
Glossar / Fachbegriffverzeichnis 339
Personenverzeichnis 348
Danksagung 356