Der Band beschäftigt sich mit Theorien, Modellen und Methoden der Entwicklungspsychologie. Der aktuelle Stand des theoretischen Wissens und die wesentlichen Modellannahmen werden beschrieben. Themen sind z.B. Piagets Theorie der Entwicklung des Erkennens, Informationsverarbeitungstheorien, Tiefenpsychologische Ansätze, Entwicklungsgenetik, Allgemeine Prinzipien und aktuelle Theorien zur Entwicklungspsychologie der Lebensspanne. Darüber hinaus wird in drei Kapiteln die Palette genuin entwicklungspsychologischer Datenerfassungs- und Auswertungsmethoden dargestellt.
/ AUS DEM INHALT: / / / Teil I: Theorien und Modelle
1. Kapitel: Entwicklung der Entwicklungspsychologie: Wurzeln,
Meilensteine, Entwicklungslinien
Von Sabine Weinert und Franz E. Weinert t
1 Einleitung 3
2 Historische Wurzeln: Anfänge und Konsolidierung der Entwicklungs-
psychologie als eine empirische Wissenschaft 6
2.1 Bedeutung der Evolutionstheorie für die Entwicklungspsychologie . . . 7
2.2 Entwicklungspsychologie als Teilgebiet der wissenschaftlichen
Psychologie 10
2.3 Frühe Wurzeln und Orientierungen in der entwicklungs-
psychologischen Forschung 12
2.3.1 Frühe deskriptiv-nativistische Perspektiven: Wilhelm Preyer (1841-
1897) und die systematische Beobachtung
des kindlichen Verhaltens 13
2.3.2 Frühe konstruktivistische Perspektiven: Alfred Binet
(1857-1911) und die Untersuchung von Entwicklungs- und
interindividuellen Unterschieden im Kindesalter 14
2.3.3 Frühe biologisch-soziale Perspektiven: Stanley Hall
(1840-1924) und die breit angelegte (querschnittliche)
Untersuchung von Kindern und Jugendlichen 16
2.3.4 Frühe behavioristische Perspektiven: John B. Watson
(1878-1958) und die Einführung der experimentellen
Forschung in die Entwicklungspsychologie 17
2.3.5 Die psychoanalytische Perspektive: Sigmund Freud
(1856-1939) und die Sozialisationsforschung 19
2.3.6 Ein erstes Resümee: Unterschiedliche Entwicklungsmodelle in
den frühen Phasen entwicklungspsychologischer Forschung . . . 20
3 Meilensteine in der Entwicklung der Entwicklungspsychologie
im 20. Jahrhundert 24
3.1 Von frühen konstruktivistischen Perspektiven zu elaborierten
Modellen der Selbstregulation und der Interiorisierung
sozial-kultureller Mittel 24
XII Inhaltsverzeichnis
3.1.1 Jean Piaget (1896-1980) und die Prinzipien der Selbst-
regulierung in der menschlichen Entwicklung 25
3.1.2 L. S. Vygotsky (1896-1934) und das Konzept der
Interiorisierung sozial-kultureller Mittel 29
3.2 Von der psychoanalytischen Sichtweise der Entwicklung
zu einer breiten Untersuchung der sozial-emotionalen
Entwicklung 32
4 Entwicklungslinien in der entwicklungspsychologischen Theoriebildung
in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts 36
4.1 Von der Kinderforschung zur Entwicklungspsychologie
der Lebensspanne 37
4.2 Von generellen Entwicklungsmodellen und der integrativen Theorie
Piagets zu spezifischen Ansätzen der Informationsverarbeitung und
des Wissenserwerbs v 40
4.3 Von normativ-beschreibenden Ansätzen zu multikausalen Erklärungs-
modellen der menschlichen Entwicklung 42
4.4 Von der Beschreibung von Kompetenzdefiziten im Kindes- und
höheren Erwachsenenalter zum Studium des kompetenten Kindes
und des kompetenten alten Menschen 45
4.5 Ein Resümee: Hauptperspektiven, Domänen, Kontexte und
Aufgaben der neueren entwicklungspsychologischen Forschung 47
Literatur 53
2. Kapitel: Entwicklungsbegriffe
Von Hanns Martin Trautner
1 Einleitung 59
2 Entwicklungsbegriffe vom Altertum bis heute 62
3 Bestimmungsstücke des Entwicklungsbegriffs 66
4 Entwicklungsbegriffe und Entwicklungstheorien 72
4.1 Alltagsbegriff von Entwicklung und naive Entwicklungs-
psychologie 73
4.2 Der Entwicklungsbegriff in einem organismischen Modell 74
4.3 Der Entwicklungsbegriff in einem mechanistischen Modell 77
4.4 Der Entwicklungsbegriff in einem dialektischen Modell 79
4.5 Der Entwicklungsbegriff unter einer Systemperspektive 81
5 Zusammenfassung und Ausblick 85
6 Literatur . 86
Inhaltsverzeichnis XIII
3. Kapitel: Jean Piagets Theorie der Entwicklung
des Erkennens
Von Kurt Reusser
1 Biografie und Werkentwicklung 92
1.1 Werdegang 92
1.2 Werkentwicklung 96
1.2.1 Phänomenologe und Kartograf des kindlichen Denkens
und seiner Entwicklung (frühe Zwanziger- bis Mitte
Dreißigerjahre) 96
1.2.2 Der klassische Piaget der mittleren Schaffensperiode
(späte Dreißiger- bis Fünfzigerjahre) 101
1.2.3 Spätwerk (späte Fünfziger- bis Siebzigerjahre) 104
2 Genetische Erkenntnistheorie 107
2.1 Erkenntnistheorie als empirische Wissenschaft 108
2.2 Der Assimilations-Akkommodations-Zyklus als
funktionelles Apriori im Prozess der Erkenntnis
als Konstruktion 113
3 Stufentheorie der geistigen Entwicklung des Kindes 117
3.1 Grundbegriffe und Methoden 118
3.1.1 Stufenbegriff 118
3.1.2 Stufenübergänge und Entwicklungsfaktoren 119
3.1.3 Klinische Methode 122
3.2 Die vier Entwicklungsstufen der Intelligenz 124
3.2.1 Das Säuglingsalter oder die Entwicklung der sensomotorischen
Intelligenz (0 bis 2 Jahre) 124
3.2.2 Das voroperatorische Denken im Kleinkind- und
Vorschulalter (ca. 2 bis 7 Jahre) 137
3.2.3 Das konkret-operatorische Denken wird stabil, systemhaft
und beweglich (ca. 7 bis 11 Jahre) 150
3.2.4 Die formalen Operationen - das Denken wird wissenschaftlich
(ca. ab 11 Jahren) 156
4 Kritische Würdigung 162
4.1 Würdigung und Wirkung 163
4.2 Kritik 169
4.3 Schluss 180
5 Literatur 181
5.1 Zitierte Werke von Jean Piaget und Bärbel Inhelder 181
5.2 Übrige Literatur 184
XIV Inhaltsverzeichnis
4. Kapitel: Neo-Piagetsche Theorien der kognitiven Entwicklung
Von Andreas Demetriou
1 Der aktuelle Stand zu Piagets Theorie 191
2 Juan Pascual-Leone: Die Theorie konstruktiver Operatoren 194
2.1 Kognitive Entwicklung erklären 195
2.2 Erklärung individueller Unterschiede in der kognitiven Entwicklung . . 200
2.3 Schlussfolgerungen 202
3 Robbie Case: Die Theorie der exekutiven Kontrollstruktur
und zentraler konzeptueller Strukturen 204
3.1 Strukturen und Stufen in der Theorie von Case 204
3.2 Stufen in der Theorie von Case 206
3.3 Vertikale und horizontale Strukturen 210
3.4 Wesen, Funktionen und Entwicklung der Verarbeitungskapazität . . . 211
3.5 Exekutive Kontrollstrukturen und zentrale Konzeptstrukturen 214
3.6 Regulierungsmechanismen, die zur hierarchischen Integration
und zum Stufenübergang führen 216
3.7 Schlussfolgerungen . . . .. 217
4 Graeme S. Haiford: Die Theorie des "Struktur-Mappings" 219
4.1 Repräsentation und Verarbeitungskapazität 219
4.2 Dimensionalität der Repräsentationen und Entwicklungsstufen 222
4.3 Ursachen und Mechanismen der Entwicklung 224
5 Kurt W. Fischer: Die Theorie der Fertigkeitsniveaus 226
5.1 Entwicklung nach Fischers Theorie 227
5.2 Ursachen und Mechanismen der Entwicklung 229
5.3 Schlussfolgerungen 230
6 Andreas Demetriou: Eine Drei-Ebenen-Theorie der Architektur
und der Dynamik des sich entwickelnden Verstands . . 231
6.1 Die Architektur des Verstands 231
6.1.1 Die ümweltorientierten Systeme 233
6.1.2 Das selbstorientierte Niveau des Verstands 235
6.1.3 Das Verarbeitungssystem 237
6.2 Entwicklungssequenzen 238
6.2.1 Die Entwicklung des Verarbeitungssystems 238
6.2.2 Die Entwicklung der SCSs 239
6.2.3 Die Entwicklung des "hyperkognitiven" Systems 245
6.2.4 Entwicklungsdynamik 247
6.2.5 Mechanismen der kognitiven Veränderung . 250
6.3 Von Piaget zu einer dynamischen Systemtheorie:
Modelle zur Formalisierung kognitiver Entwicklung 252
6.4 Schlussfolgerungen 254
Literatur 259
Inhaltsverzeichnis XV
5. Kapitel: Informationsverarbeitungstheorien
zur kognitiven Entwicklung
Von Friedrich Wilkening
1 Einleitung 265
2 Grundannahmen, definierende Charakteristika und generelle Ausrichtung . . 267
3 Drei Modelltypen 272
3.1 Sieglers Modell: rule assessment, strategy choice und overlappingwaves .. 272
3.2 Produktionssysteme 284
3.3 Konnektionistische Modelle 291
4 Abschließende Betrachtungen 302
Literatur 306
6. Kapitel: Kontexte und Entwicklung
Von Rainer K. Silbereisen und Peter Noack
1 Ansätze einer ökologischen Entwicklungspsychologie 311
1.1 Effekte des Kontexts auf Entwicklung 313
1.2 Vernetzte Kontexte 314
1.3 Makrosoziale Bedingungen von Entwicklung 316
1.3.1 Kulturvergleich 316
1.3.2 Historische Vergleiche 319
1.4 Kontexte nutzen 321
2 Neue Anstöße für die Erforschung von Entwicklungskontexten 323
2.1 Die Rolle ethnischer Unterschiede 324
2.2 Herausforderungen der verhaltensgenetischen Forschung 326
2.3 Gleichaltrige als eigenständiger Entwicklungskontext 329
2.4 Das Interesse an Nachbarschaften 330
2.5 Methodologische Herausforderungen 332
3 Entwicklungskontexte: Aspekte und Mechanismen 333
3.1 Erfüllung bzw. Missachtung entwicklungsbezogener Bedürfnisse . . . . 334
3.2 Transparenz der Anregungen 336
3.3 Transformation von Kontexten über die Entwicklung 337
3.4 Multidimensionalität von Kontexten 338
3.5 Die Rolle des Individuums 340
3.6 Prozesse und Mechanismen 342
4 Forschungsstrategien und Forschungsperspektiven 346
4.1 Datenerhebung 346
4.2 Datenauswertung 348
4.3 Untersuchungsdesigns 349
XVI Inhaltsverzeichnis
4.3.1 Radikaler Wechsel des Erziehungsumfelds 350
4.3.2 Peergruppen während der Jugendzeit 351
4.3.3 "Turning Points" 352
4.3.4 Migration und Akkulturation 354
4.3.5 Interventionen 355
5 Schlussbemerkung 357
Literatur 359
7. Kapitel: Sozialisationsforschung im Spannungsfeld
zwischen gesellschaftlicher Reproduktion und entstehender
Handlungsfähigkeit
Von Lothar Krappmann
1 Konjunkturen der Sozialisationsforschung 369
2 Reproduktion der Gesellschaft oder Genese des Subjekts 370
3 Ein vielstimmiges Forschungsfeld 373
3.1 Wege der soziologischen Sozialisationsforschung 373
3.2 Der Sozialisationsbegriff in Konkurrenz mit anderen Erklärungs-
ansätzen in der entwicklungspsychologischen Forschung . 375
3.3 Sozialisation als einzudämmende Gegenkraft zu bewusstem
erzieherischen Handeln 378
3.4 Fazit 379
4 Sozialisation: Generelle Theorie oder lockerer Verbund
geteilter Annahmen? 381
4.1 Sozialstrukturelle Sozialisationsforschung . 383
4.2 Sozialökologische Sozialisationsforschung 385
4.3 Strukturgenetische Sozialisationsmodelle . 387
4.4 Sozialinteraktionistische Sozialisationsforschung 390
4.5 Kulturhistorische Sozialisationsforschung 392
5 Perspektiven der Sozialisationsforschung 394
Literatur . . . 396
8. Kapitel: Entwicklung und Handeln:
Aktive Selbstentwicklung und Entwicklung des Handelns
Jochen Brandtstädter und Werner Greve
1 Zur Entwicklung einer aktionalen Entwicklungsperspektive:
Wissenschafts- und sozialhistorische Rahmenbedingungen 411
2 Handeln im Kontext der Entwicklung . . . . . . . . . . 414
Inhaltsverzeichnis XVII
2.1 Funktionale Komponenten intentionaler Selbstentwicklung 415
2.2 Gelingen und Misslingen: Zur Konzeption "erfolgreicher"
Entwicklung 422
2.3 Metaziele entwicklungsregulativer Handlungen:
Selbsteffizienz und Selbstkultivierung 424
2.4 Handeln in Widerfahrniskontexten: Biologische, kulturelle
und individuelle Beschränkungen 427
3 Zur Ontogenese von Intentionalität und intentionaler Selbstentwicklung .. 429
4 Basisprozesse intentionaler Selbstentwicklung: Assimilative,
akkommodätive und immunisierende Prozesse 436
4.1 Assimilative Aktivitäten 438
4.2 Akkommodätive Prozesse 441
4.3 Immunisierungsmechanismen 443
5 Zusammenfassung und Ausblick 444
Literatur . . 445
9. Kapitel: Entwicklungsgenetik
Von Jens B. Asendorpf
1 Einführung 461
2 Allgemeine Prinzipien des genetischen Einflusses auf die Entwicklung . . . . 462
o2.1 Das Genom 462
2.2 Wirkung des Genoms auf die Entwicklung 462
2.3 Genetischer Einfluss auf die Umwelt 466
2.4 Veränderbarkeit der Wirkungen von Genom und Umwelt 468
2.5 Altersabhängigkeit genetischer Wirkungen 468
2.6 Genetischer Einfluss auf Lernen 470
2.7 Zusammenfassung: Genetischer Einfluss auf Entwicklungs-
gemeinsamkeiten 472
3 Genetischer Einfluss auf die Persönlichkeitsentwicklung 472
3.1 Relativität des Einflusses von Genom und Umwelt 473
3.2 Abschätzung des relativen Einflusses von Genom und Umwelt 474
3.3 Methodische Probleme der Zwillings- und Adoptionsmethode 480
3.4 Kombinationsstudien und beobachtete Persönlichkeitseigenschaften . 483
3.5 Zur Interpretation genetischer Einflussschätzungen 484
4 Geteilte versus nicht geteilte Umwelten und Umwelteinflüsse . 485
5 Interaktion und Kovarianz von Genom und Umwelt , 490
6 Altersabhängigkeit des genetischen Einflusses auf die Persönlichkeit 495
7 Säkularer Trend zu höherer Intelligenz: Ein Paradox? 498
XVIII Inhaltsverzeichnis
8 Genomanalyse der Persönlichkeitsentwicklung . 499
9 Das Menschenbild der Entwicklungsgenetik 502
Literatur . ; . . . . . ; . . . 503
10. Kapitel: Zur natürlichen und geschlechtlichen Selektion der
menschlichen Individualentwicklung
Von Heidi Keller und Athanasios Chasiotis
1 Einleitung 509
2 Darwin, Bowlby und die Folgen: Klassische Ethologie
und Bindungstheorie ..'. . . . . . . . ' i . . o'. 509
3 Grundkonzepte der Evolutionsbiologie 511
3.1 Die natürliche Selektion 511
3.1.1 Nepotistischer Altruismus . 513 ...