(I-19/19-C3) (GMK ZWs / PL)
Tödliche Steinwürfe von der Autobahnbrücke, sexuelle Nötigung mit Todesfolge, Messerattacke auf den Vater im Affekt, Aussetzung eines Neugeborenen, brutaler Dreifachmord aus grenzenlos empfundener Einsamkeit - das Spektrum jugendlicher Gewalttaten ist groß, die Hilflosigkeit der Erwachsenen und der Gesellschaft noch viel größer. Helmut Remschmidt beschreibt anhand von achtzehn zum Teil spektakulären Fällen, wie man schwere Gewalttaten junger Menschen erklären kann und welche Mittel es gibt, Gewalt effektiv zu reduzieren.
Während Kriminologen und Gerichtsgutachter in der Regel die Akte schließen, sobald das Urteil gesprochen ist, hat der bekannte Jugendpsychiater Helmut Remschmidt die Mehrzahl der Gewalttäter, von denen er hier berichtet, weit über das Absitzen der Strafe hinaus im Auge behalten. Das macht sein Buch so einmalig wie aufschlussreich. Es gibt keineswegs nur den gewaltbereiten, kriminellen Jugendlichen, der auf die schiefe Bahn gerät oder unter einer manifesten psychiatrischen Erkrankung leidet, es gibt auch den Täter aus geordneten Verhältnissen, der nach der Entlassung aus dem Gefängnis wieder Fuß in der Gesellschaft fasst und Karriere macht. Remschmidt klärt darüber auf, welche sozialen und psychischen Einflüsse zu Gewalthandlungen beitragen, warum es Geschlechtsunterschiede bei der Gewalttätigkeit gibt und wie man junge Gewalttäter untersucht. Sein Buch enthält aber auch konkrete Forderungen zur Reduzierung von Gewalt, entstanden aus einer über vierzigjährigen intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema.
Inhalt
Vorwort........................................................................... 11
Teil I
Ursachen und Entwicklungsbedingungen
gewalttätigen Verhaltens
1. Gewaltbegriff) Verbreitung und Äußerungsformen
von Gewalt......................................................................... 18
2. Die Entwicklungsgeschichte von Gut und Böse:
Wie Kinder ein moralisches Bewusstsein erwerben .... 22
3. Böse Jungen, brave Mädchen? Warum Gewalttaten
beim männlichen Geschlecht häufiger sind..................... 25
4. Gewaltbereitschaft: Welche Einflüsse tragen zur
Manifestation von Gewalthandlungen bei?..................... 27
5. Begutachtung: Wie man junge Straftäter untersucht
und die Fragen des Gerichtes beantwortet....................... 36
Teil II
23 Fallgeschichten
Geplante Mord- und Totschlagsdelikte.......................................... 44
1. Der Armbrustmord........................................................... 44
2. Auftragsmord: Ein gedungener Täter tötet die Eltern
des Auftraggebers und deren Hund................................ 52
3. Mordversuch einer Fünfzehnjährigen an ihrer älteren
Schwester aus extremer Geschwisterrivalität .................. 60
Tötungsdelikte als Resultat eines Gruppengeschehens............. 73
4. Tödliche Steinwürfe von der Autobahnbrücke............... 73
5. Tod in einer Asylunterkunft ............................................ 88
Kindstötung........................................................................................... 95
6. Aussetzen eines Neugeborenen mit tödlichem Ausgang . 95
7. Tod eines Säuglings durch Schütteltrauma........................ 104
Tötungsversuche im Rahmen einer manifesten
psychiatrischen Erkrankung.............................................................. 115
8. Messerattacke auf den Vater in wahnhafter Verkennung . 115
9. Überfall auf eine Polizeistation unter dem Einfluss
einer paranoiden Psychose............................................... 123
Beziehungs- und Affekttaten mit tödlichem Ausgang................ 134
10. Stellvertretermord aus verschmähter Liebe..................... 134
11. Der «dritte Minister» tötet den Führer............................. 140
12. Ermordung der Geliebten aus Rache und gekränkter
Ehre..................................................................................... 147
13. Tötung des Vaters im Affekt ............................................ 156
14. Dreifachmord aus grenzenlos empfundener Einsamkeit . 165
Tötung auf Verlangen.......................................................................... 182
15. Ein vierzehnjähriger Jugendlicher tötet eine Seniorin
auf deren dringlichen Wunsch ......................................... 182
Tötungsdelikte aus sexuellen Motiven.......................................... 191
16. Doppelmord eines vierzehnjährigen Triebtäters............... 191
17. Sexualmord eines intelligenzgeminderten
Heranwachsenden.............................................................. 199
Tötungsdelikte im Zusammenhang mit Alkohol*
und Drogenmissbrauch.................................................................... 206
18. Zwei Homosexuelle töten einen dritten unter
massivem Alkoholeinfluss.................................................. 206
19. Totschlag unter massivem Alkoholeinfluss durch
einen psychisch vorbelasteten Täter................................ 218
Junge Mehrfachintensivtäter.......................................................... 226
20. Tödlicher Messerstich eines Fünfzehnjährigen im
U-Bahnhof......................................................................... 226
21. Tötung eines Homosexuellen durch einen
fünfzehnjährigen Jugendlichen......................................... 239
Aufklärung von Tötungsdelikten nach über zwanzig Jahren . . 248
22. Aufklärung der Mordtat eines Heranwachsenden
durch DNA-Analyse nach 26 Jahren................................ 248
23. Widerruf eines Mordgeständnisses und Ermittlung des
wahren Täters durch DNA-Analyse nach 21 Jahren . . . . 259
Teil III
Wie man Gewalttaten reduzieren kann, ohne sie
gänzlich beseitigen zu können
1. Prävention......................................................................... 268
2. Vorbeugung und Aufklärung von Gewalttaten durch
Überwachungsmaßnahmen............................................... 272
3. Absolutes Alkohol- und Drogenverbot in öffentlichen
Verkehrsmitteln und an sozialen Brennpunkten............... 273
4. Absolutes Waffenverbot für Jugendliche und
Heranwachsende sowie Verbot großkalibriger Waffen
für Erwachsene................................................................... 274
5. Alternativen zur Untersuchungshaft bei jüngeren
Straftätern ......................................................................... 275
6. Alternativen zur Strafhaft.................................................. 275
7. Behandlung und Berufsausbildung von
Heranwachsenden in der JVA: Intervention anstelle
von Erziehung................................................................... 277
8. Plädoyer für die generelle Anwendung von
Jugendstrafrecht auf Heranwachsende............................. 282
Anmerkungen ............................................................... 285
Literatur.......................................................................... 286