Warum sollen Menschen die Natur schützen? Soll die Natur in einem bestimmten Zustand erhalten werden oder ist ihrer Entwicklung freier Lauf zu lassen? Bedarf es heute einer neuen Ethik, um die Natur in den Mittelpunkt menschlicher Schutzbemühungen zu rücken oder reichen herkömmliche Begründungen aus? Wie hängen moralische Argumente für den Naturschutz und konkrete Schutzstrategien zusammen? Die bislang vorliegende philosophische Literatur ist wenig hilfreich für die Praxis: wegen ihrer großen Abstraktheit fehlen konkrete Bezüge weitgehend.
Wer sich für das Thema Naturschutz und Ethik interessiert, kann sich nun mit der Arbeit von Eser/Potthast einen allgemeinverständlichen Überblick verschaffen. Wissenschaftstheoretische Grundlagen der Ökologie und moralphilosophische Voraussetzungen des Naturschutzes werden hier praxisorientiert dargestellt und an konkreten Beispielen veranschaulicht; zentrale Begriffe und Fragestellungen werden in übersichtlichen Schaubildern erläutert.
Der Band richtet sich an alle im Naturschutz Tätigen: sei es in Behörden, in Verbänden, in der Umweltpolitik oder in Naturschutzzentren. Er eignet sich vor allem aber auch hervorragend für Lehrerinnen und Lehrer der Biologie und Ethik.
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Vorwort 7
I. Was hat Naturschutz mit Ethik zu tun? 9
II Naturschutz, Ökologie und Ethik: Notwendige Begriffsklärungen 13
1. Was ist Naturschutz? 13
1.1. Wer sind die Akteure im Naturschutz? 13
1.2. Was ist Natur? 14
1.3. Zu den Unterschieden von Naturschutz, Umweltschutz, Tierschutz 15
2. Was ist Ökologie? 17
2.1. Zur Wertfreiheit der Ökologie 18
2.2. Zur Objektivität der Ökologie 20
3. Was ist Ethik? 22
3.1. Zum Unterschied von Ethik und Moral 23
3.2. Zum Unterschied von Ethik und Recht 24
4. Der Sein-Sollen-Fehlschluß und das Bewertungsproblem im Naturschutz 25
4.1. Der Sein-Sollen-Fehlschluß 25
4.2. Das Bewertungsproblem 27
4.3. Zum Unterschied von Zielen, Mitteln und Kriterien 29
III. Moralphilosophische Grundlagen 33
1. Welchen Status haben moralische Urteile? 33
1.1. Können wir wissen, was gut ist? 33
1.2. Sind moralische Urteile verbindlich? 35
1.3. Gibt es kulturunabhängige Kriterien von gut und schlecht? 36
1.4. Theorie und Praxis der Statusbestimmung moralischer Urteile 37
2. Begründung der Moral 38
3. Prinzipien oder Handlungsfolgen? 41
4. Vorbedingungen der Einigung über moralische Fragen 42
IV. Naturschutz und Ethik 44
1. Umweltethik, Naturschutzethik, Naturethik 44
2. Warum ist die Natur moralisch relevant? 46
3. Hat die Natur Rechte? 49
3.1. Zur Gegenseitigkeit von Rechten und Pflichten 49
3.2. Der Grundsatz "Sollen impliziert Können" 50
4. Welchen Wert hat die Natur? 52
5. Naturethische Prinzipien mittlerer Reichweite 56
V. Naturschutzbegründungen und Schutzstrategien in der Praxis: Warum welche Natur auf weiche Weise schützen? 59
1. Anthropozentrik 60
1.1. Gebrauchswert der Natur 60
1.2. Eigenwert von Arten 61
1.3. Eigenwert kulturgeschichtlicher Objekte 61
1.4. Eigenwert natürlicher Prozesse 61
2. Physiozentrik 62
2.1. Selbstwert von Arten 62
2.2. Selbstwert natürlicher Prozesse 63
3. Inklusive Position 63
VI. Zu den Schwierigkeiten "ökologischer" Naturschutzbegründungen: Zwei Fallbeispiele 65
1. Ethische Aspekte der Neophytenproblematik 65
1.1. Probleme durch fremde Arten? 65
1.2. Zur Wertfreiheit der Neophytenforschung 67
1.3. Mit welchen Naturschutzwerten konfligiert die Ausbreitung von Neophyten? 68
1.4. Welche Werte sind in der öffentlichen Debatte noch zu berücksichtigen? 73
2. Evolution und Naturschutz. Zum Verhältnis von Evolutionsbiologie, Ökologie und Naturethik 74
2.1 Ökologie und Evolutionsbiologie als Grundlage der Naturschutztheorie 75
2.2 Evolution und Naturschutzziele: naturschutzpraktische Aspekte 76
2.3. Grundlegende Fragen der Begründung von Evolution als Schutzziel 79
2.4 Zwei unterschiedliche Naturkonzeptionen in der Begründung zur Sicherung der Evolutionsprozesse 81
VII. Fazit: Die Rolle der Ethik im Naturschutz 87
Literatur 93
Anhang: Folienvorlagen 97