Das NS-Regime hatte die kulturelle Auslöschung der Slawen beschlossen. Wie aber erging es den Slowenen im demokratischen Österreich, im Bundesland Kärnten, wo starke national-sozialistische und deutschnationale Traditionen das Dritte Reich bis in den Mai 1945 aufrechterhalten hatten? Die Beantwortung dieser Frage führt den britischen Historiker Robert Knight (University College London) zu zentralen Aspekten der Nachkriegsgeschichte: personelle Kontinuitäten, die ehemalige Nationalsozialisten in einflussreiche Positionen brachten und die Kontinuität eines aggressiven Diskurses, der die Bevölkerung in "Heimattreue" und "Verräter" schied. Auch die territorialen Ansprüche Jugoslawiens auf Südkärnten werden in erster Linie als eine Funktion dieser Polarisierung gewertet.Das Buch schildert, wie nach den Verheerungen des Nationalsozialismus in einer kurzen Phase interethnischer Zusammenarbeit ein innovatives zweisprachiges Bildungssystem entstand, das jedoch im folgenden Jahrzehnt stetig ausgehöhlt wurde.Robert Knight zeigt, dass scheinbar liberale Werte wie individuelle Entscheidungsfreiheit und subjektive Kriterien ethnischer Identitätsfindung im historischen Kontext verstanden werden müssen. Im postnationalsozialistischen Kärnten, wo das Machtgefälle zwischen Deutschen und Slowenen strukturell verankert war, führten sie zu einem Ereignis, das alles andere als liberal war: der Zerstörung der zweisprachigen Schule im Herbst 1958. Die Studie wirft so ein historisches Licht auf die laufenden theoretischen Debatten über Multikulturalismus, Liberalismus und die Idee des "neutralen" Staates. (Verlagstext)
Inhaltsverzeichnis:
Danksagung.................................................................................................9
Einleitung....................................................................................................11
Urban Jarniks Plädoyer................................................................................11
Forschungsstand............................................................................... 13
Assimilation und Politik...............................................................................22
Liberale Werte und postnationalsozialistische Gesellschaft......................24
Bildungspolitik.............................................................................................25
Deutsche, Slowenen und "Windische"..........................................................27
1
Assimilation und Zwang.......................................................................31
Nationalisierungspolitik 1880-1918 ....................................................... 31
Ethnische Politik in der Ersten Republik Österreich 1918-1938........... 38
Ausschluss und Assimilation unter der NS-Herrschaft..............................52
2
Landespolitik 1945-1947.................................................................. 71
Vom Dritten Reich zur Zweiten Republik....................................................71
Die kurze Phase der slowenischen Partizipation.........................................76
Heimat und Mehrheitspolitik.......................................................................97
Rückzug der Briten, Ankunft der Bundespolitik..........................................106
Zweisprachiger Unterricht zwischen Irredentismus und Heimattreue. . . 125
3
Ethnische Politik im Kalten Krieg.....................................................137
Die Kärntner Grenze und die Verhandlungen zum
Staatsvertrag in London und Moskau.......................................................137
Ruhe und Beunruhigung.............................................................................146
Vertagte Einigung........................................................................................159
Minderheitenschutz - Diplomatie ohne Bezug..........................................173
Slowenen attackieren, Nazis umwerben................................... 193
4
Antislowenisches Lobbying...............................................................207
Die Kampagne für das "Elternrecht"..........................................................207
Drei Ziele in Wien........................................................................................218
Wedenigs Versuch die zweisprachige Schule zu retten............................241
Souveränität und Minderheitenschutz.......................................................262
8
5 Die Zerstörung der zweisprachigen Volksschule............................289
Wedenigs Salto Mortale..............................................................................289
Tumult in Kärnten - Wien dankt ab.............................................................300
Konsequenzen und Kontinuitäten................................................................321
Schlussfolgerungen.................................................................................. 331
Antislowenische Kontinuitäten...................................................................331
Entnazifierung und Denazifizierung.............................................................335
Österreich in den internationalen politischen Konstellationen................. 339
Das Drama der jugoslawischen Bedrohung............................................... 343
Liberale Werte nach dem Nationalsozialismus..........................................346
Anhang........................................................................................................355
Tabelle.........................................................................................................355
Abkürzungsverzeichnis................................................................................ 356
Quellenverzeichnis......................................................................................359
Literaturverzeichnis...................................................................................364
Index