Die Demokratie ist durch ein nur begrenzt eingelöstes allgemeines Gleichheits- und Partizipationsversprechen gekennzeichnet: Viele Menschen fühlen sich politisch handlungsunfähig und haben den Eindruck, kein Gehör zu finden oder nicht repräsentiert zu werden. Am Beispiel der Situation von Geflüchteten in Deutschland zeigt Nikolai Huke die Ursachen und Folgen dieser Schieflage auf. Die Konfrontation mit Macht- und Herrschaftsverhältnissen im privaten Alltag, in Behörden und in der Arbeitswelt, so die These, erfahren Subalterne als Ohnmacht. Politisches Engagement erscheint ihnen infolgedessen wenig erfolgversprechend. Demokratische Partizipation wird dadurch sozial selektiv und die Demokratie grundlegend unterminiert.
Inhalt
Danksagung..................................................................................................... 7
1 Einleitung................................................................................................... 9
2 Das gebrochene Versprechen politischer Teilhabe
Erscheinungsformen von Ohnmacht in der Demokratie........................................ 17
2.1 Ohnmacht gegenüber dem eigenen Ausschluss aus dem Volk.
Was die Ideologie des autoritären Populismus über ungleiche politische
Teilhabe in der Demokratie verrät.................................................................... 19
2.2 Ohnmacht gegenüber verhärteten Staatsapparaten. Staatstragende
Demokratieverständnisse und die Frage der strategischen Selektivität.................... 23
2.3 Ohnmacht gegenüber begrenzten Einfluss- und Wahlmöglichkeiten.
Liberale Demokratie und das Problem sozial selektiver Responsivität..................... 32
2.4 Ohnmacht gegenüber einer verzerrenden Öffentlichkeit.
Ungleiche Artikulationschancen als Achillesferse deliberativer Demokratie............. 39
2.5 Ohnmacht gegenüber der eigenen Anteilslosigkeit. Radikaldemokratische
Konfliktorientierung und das Einfordern politischer Gleichheit als
gesellschaftliche Privilegien.......................................................................... 49
2.6 Das gebrochene Versprechen politischer Teilhabe als existenzielle Gefahr
für Demokratie........................................................................................... 57
3 Der Ohnmacht der Subalternen auf der Spur
Warum Ungleichheit politisch häufig unsichtbar bleibt..........................................61
3.1 Verworfene Erfahrungen, sprachlose Subjekte. Postkoloniale und
poststrukturalistische Theorien der Subalternität.............................................. 62
3.2 Blockierte Erfahrungen, beschädigte Subjekte. Ohnmacht ausgehend von
der Kritischen Theorie denken....................................................................... 69
3.3 Internalisierte Verhältnisse, angepasste Subjekte.
Reproduktionstheoretische Perspektiven im Anschluss an Pierre Bourdieu
und John H. Goldthorpe................................................................................ 75
3.4 Fehlendes Bewusstsein, desorganisierte Subjekte.
Subalternität bei Antonio Gramsci....................................................................86
3.5 Überfordernde Situationen, hilflose und resiliente Subjekte.
Ohnmachtserfahrungen und ihre Folgen in psychologischen und
pädagogischen Ansätzen.............................................................................. 93
3.6 Widersprüchliche Erfahrungen, eigensinnige Subjekte.
Theorien subalterner Handlungsfähigkeit.........................................................101
3.7 Ohnmacht und Grenzen politischer Handlungsfähigkeit von Subalternen
in der Demokratie..................................................................................... 104
4 Alltägliche Ohnmacht, alltagsfremde Demokratie
Erfahrungen, die ungleiche Artikulations- und Teilhabechancen (re-)produzieren..... 111
4.1 Zukunftsunsicherheit - »Mit einem Fuß immer im Flieger«....................................118
4.2 Soziale Isolation - »Auf sich gestellt«............................................................. 136
4.3 Ein überfordernder und nicht zu bewältigender Alltag -
»Ich vergesse ganz viel«.... 154
4.4 Behördlich verwaltetes Leben - »Immer wieder Steine in den Weg gelegt«........ 170
4.5 Gewaltsames Othering - »Jeden Tag geschubst, angerempelt, teilweise bespuckt« .. 187
4.6 Chancenlosigkeit - »Utopisch, dass er eine Chance hat, zu bestehen«.................. 203
4.7 Ungleichheit, die unüberwindbar und unveränderbar erscheint -
»Irgendwann empfindet man das ja als normal«................................................ 229
4.8 Abhängigkeit von Hilfe - »Keine Chance, wenn sie nicht Leute
vor Ort haben, die ihnen helfen«................................................................... 252
4.9 Verhältnisse, die ohnmächtig machen. Was die Situation von Geflüchteten
über ungleiche politische Teilhabechancen in der Demokratie verrät..................... 272
5 Das Versprechen politischer Teilhabe als unabschließbares Projekt
Ohnmachtserfahrungen als Auftrag, Demokratie und Alltag fortlaufend
zu demokratisieren.....................................................................................285
6 Literatur.................................................................................................. 293