Verlagstext:
Im öffentlichen Diskurs wird die Arbeitsrealität sogenannter Solo- und Mikroselbstständiger meist nur mit Klischeebildern von Selbstverwirklichung und Selbstausbeutung belegt. Und das obwohl der Wandel der Beschäftigungsverhältnisse und die Zunahme neuer Beschäftigungsformen die Arbeitszeit der »neuen« Selbstständigen zum gesellschaftspolitischen Thema werden lässt. Johanna Muckenhuber bricht mit ihrer Untersuchung dieses Halb- oder auch Nicht-Wissen auf und ermöglicht differenzierte Einsichten in die arbeitszeitbezogenen Realitäten der Personengruppe.
Die Arbeitszeiten von Solo- und Mikroselbstständigen werden nicht von Interessensvertretungen kollektivvertraglich ausgehandelt, sondern müssen von den Einzelnen für sich selbst festgelegt werden. Eine systematische Erfassung der Arbeitszeiten oder eine kollektive Interessenorganisation fehlen. Dabei treten die Unterschiede zu den traditionellen Berufen verstärkt hervor: nicht-routinisierbare Arbeitsleistungen, welche zu variablen Preisen verkauft werden, eine damit einhergehende Unsicherheit hinsichtlich des Einkommens und die ständige Anspannung, ob die eigene Kreativität und Leistungsfähigkeit ausreichen werden, um den Kunden zufriedenzustellen. Mit einer Kombination aus quantitativen und qualitativen Forschungsansätzen entmystifiziert Johanna Muckenhuber diese Arbeitswelt. In der AuseinanderSetzung mit dem Phänomen der Zeit führt sie eine Analyse der Bewertung von Arbeitszeit durch, welche für beruflichen Erfolg, aber auch für eine gute Lebensführung als notwendig erachtet wird.
/ AUS DEM INHALT: / / /
1Einleitung: "Selbstständige arbeiten länger, aber ist das ein Problem?" 11
2Aufbau der Arbeit und Methodenüberblick 13
3Institutionelle Darstellungen Solo- und Mikroselbstständiger 17
3.1 Das arbeitgeberlnnenorientierte Bild 21
3.2 Das arbeitnehmerlnnenorientierte Bild 23
3.3 Solo-Selbstständige als Zielgruppe anderer Solo-Selbstständiger -
Zwischen Selbstorganisation und Unternehmen 26
3.4 Vergleichende Zusammenfassung institutioneller
Darstellungen von Solo- und Mikroselbstständigen 29
4Arbeitszeiten als relevantes Thema - Erste Reaktionen der
Interviewpartnerinnen 31
5Ergebnisse der quantitativen Analyse: Selbstständige arbeiten länger -
unabhängig von ihrem Beruf 35
5.1 Quantitative Fragestellungen und Analysemethoden 36
5.2 Bivariate Zusammenhänge 37
5.3 Soziostrukturelle Einflussfaktoren auf die Arbeitszeit 37
5.4 Vergleich der Arbeitskräfteerhebung mit dem European
Living and Working Conditions Survey 41
6Theoretische Verortung: Bourdieus Theorie der Praxis 43
6.1 Die drei Kapitalsorten 44
6.2 Das soziale Feld und die Metapher des Spiels 49
6.3 Der Habitus 54
6.4 Theoretische Anwendung des Habituskonzeptes auf die
Begriffe der Zeit und der Arbeitszeit 67
7"Was ist Arbeit?" - Theorie vssubjektive Arbeitsdefinitionen 73
7.1 Theoretisch-sozialwissenschaftliche Definitionen von Arbeit 75
7.2 Subjektive Definitionen der Arbeit 82
7.3 Gegenüberstellung von Definitionen, abgeleitet aus Theorie
und Empirie 98
7.4 Exkurs: Intra-individuelle Aushandlungsprozesse
der Arbeitszeit 101
8Gestaltung der Arbeitszeiten Selbstständiger 107
8.1 Dimensionen für die Gestaltung der Arbeitszeit
und Kategorien 107
9Ursachen Uberlanger Arbeitszeiten - Einflussfaktoren auf die Arbeitszeit:
"Eine Arbeitszeit-Ursachen-Typologie" 121
9.1 Einflussfaktoren auf die Arbeitszeit 121
9.2 Typen überlanger, regulärer und kurzer Arbeitszeiten 131
10Wohlbefinden bei und trotz überlanger Arbeitszeiten 161
10.1 Wohlbefinden 162
10.2 Beschreibung der Einflussfaktoren auf das Wohlbefinden 164
10.3 Überblick über die Wohlbefindenstypologie 172
1 l.Die Bedeutung von Anerkennung im Arbeitskontext 189
11.1 Das Ausmaß der erhaltenen Anerkennung 189
11.2 Die Bedeutung der Anerkennung durch andere 191
11.3 Anerkennungstypologie 192
12Das Autonomieparadoxon 195
13Arbeitszeiten und Erfolg: Nicht nur Workaholics sind erfolgreich 197
14Selbstständigkeit und Familie 199
15Ob Bauer/Bäuerin oder Wissensarbeiterin:
Lebensweltliche Ähnlichkeiten 203
16Prekäre Selbstdefinitionen: Zwischen Unternehmerlnnentum,
neuer Heimarbeit und selbstständigem Proletariat 207
16.1 Der Idealtypus der MikroUnternehmerinnen 208
16.2 Die prekären Scheinselbstständigen 209
16.3 Jene am Weg zum Unternehmerischen Selbst 211
16.4 Freelancerinnen - weder Arbeitnehmerinnen noch
-geberinnen 212
16.5 Selbstdefinitionen und das Unternehmerische Selbst 214
17Gegenüberstellung der Selbst- und Idealbilder 217
17.1 Überblick über Unterstützungsangebote und -wünsche für
beziehungsweise von Selbstständige(n) 218
17.2 Herausforderungen für die Interessensvertretung: 219
17.3 Widerstand gegen das Ich-Ideal eines
Unternehmerischen Selbst 221
18Ausformungen des Ausmaßes der Verfügbarkeit von Zeitkapital 223
18.1 Personen mit sehr großem Zeitkapital: 223
18.2 Mäßiges Zeitkapital auf Grund des Bedürfnisses
nach Freizeit 226
18.3 Geringes Zeitkapital 228
19Bewertung notwendiger Arbeitszeit 231
19.1 Nur wer viel arbeitet, arbeitet gut 231
19.2 Wer gut arbeitet, arbeitet effizient
(und muss daher nicht viel arbeiten) 234
19.3 Wer erfolgreich sein möchte, arbeitet viel - ich will das nicht /
Oder: Es geht nicht darum erfolgreich zu sein, es geht um das
,gute Leben' 236
20Unterschiedliche Ausformungen eines auf die Arbeitszeit bezogenen
Habitus - Der Zusammenhang zwischen Zeitkapital und Bewertung
notwendiger Arbeitszeit 239
20.1 Der Luxus-Zeit-Habitus 240
20.2 Der Notwendigkeits-Zeit-Habitus 244
20.3 Der Bohemien-Zeit-Habitus 246
21Fazit und weiterführende Forschungsfragen 251
Literaturverzeichnis 253
Abbildungsverzeichnis 263
Tabellenverzeichnis 265