Der international bekannte Psychoanalytiker Hermann Beland setzt sich mit zeitgenössischen Problemstellungen der Psychoanalyse anhand zahlreicher klinischer Beispiele und der Analyse gesellschaftlicher Phänomene auseinander. Die vorliegenden Texte ergänzen die Aufsätze aus Die Angst vor Denken und Tun (2008) und setzen den Versuch fort, klinisch wie theoretisch zu belegen, dass sich Freuds Erkenntnisse, eine dynamische Ich-Psychologie und Wilfred R. Bions Ansichten durch einen semiotischen Strukturbegriff integrieren lassen. In diesem Zusammenhang beschäftigt er sich unter anderem mit subjektiven Grenzen der Angsttoleranz, mit kollektiver Trauer, mit der gesellschaftspolitischen Bedeutung von Ödipalität sowie mit dem Verhältnis von Religion und Gewalt.
INHALT
Vorwort 9
I ZUR THEORIEENTWICKLUNC 19
1. Die regulativen Strukturen des psychischen Systems 21
Zum kritischen Mechanismus ihrer Einsetzung
2. Jedes Gefühl ist die Folge einer Situationsdeutung 49
Klinischer wie theoretischer Grundsatz
jeder psychoanalytischen Affekttheorie
3. Unbewusste Phantasien 73
Protomentale und symbolische Beziehungsverständnisse
als dynamische Strukturen des Systems Psyche
4. Acheronta movebo 89
100 Jahre Psychoanalyse des Traums
5. Psychoanalytische Psychosomatik 113
Die schwere theoretische Geburt
des psychosomatischen Menschen
6. Sprache, Ödipus, Symbol 131
Elemente einer psychoanalytischen Sprachtheorie
7. Freuds Todestriebhypothese -
Eine zukunftsoffene Eckdatentheorie? 145
Erklärungs- und Arbeitswert anhand klinischer
und theoretischer Beispiele
8. Wahrheitsfunktion, Anschauungsformen,
Existenzbegriff, Theorie des Denkens 167
Bion für das philosophische Interesse
II ZUR KLINIK 179
9. Unaushaltbarkeit 181
Subjektive Grenze der Schmerztoleranz
als objektiver Auslöser des Abwehrsystems
10. »Das Gespenst ist wieder da« 191
Trennungspathologien von Einzelnen
und ihren Gruppen
11. »Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?« 207
Psychische Agonie durch Nichtverstehen
12. Technische Probleme bei projektiver Abwehr
narzisstischer Spannungen (»Vorwurfspatienten«) 227
13. Neid 247
Die systemsprengenden Phänomene
14. Transformation in Halluzinose 265
Eine mathematikgeschichtliche Annäherung
an Bions Transformationen
15. Was ist und wozu entsteht
psychoanalytische Identität? 281
16. Der Lehranalytiker, der gut genug ist 307
III ZUR GESELLSCHAFT 321
17. Todesangst am Anfang des Lebens -
Körperliche Getrenntheit und die
gesellschaftliche Induktion von Angst 323
Psychoanalytischer Versuch über Die Mergelgrube
und Der Knabe im Moor von Annette
von Droste-Hülshoff
18. Todesbereitschaft und die Rettung des Rechts 355
Interpretation der Antigone des Sophokles
19. Die gesellschaftliche Produktion
von Traumen aus der Sicht des 18. Jahrhunderts 383
Interpretation des Tristram Shandy von Laurence Sterne
20. Religion und Gewalt - Gewalt im Begriff 397
Soziale Gewalt durch Realitätsverzerrung
in theologischen Begriffsbildungen
21. Die politische Funktion
der sophokleischen Tragödien 423
Anerkennung transgenerationaler Ödipalität
22. Kollektive Trauer 449
Wer oder was befreit ein Kollektiv zu seiner Trauer?
Literatur 469
Nachweis 481
Register 485