Wenn wir von Normen sprechen, denken wir zumeist an Vorschriften, die unser Leben regeln – die uns sagen, was wir tun sollen oder was wir nicht tun dürfen. Normen, so könnte man meinen, verlangen stets bestimmte Handlungen oder Unterlassungen und erfordern eine moralische Rechtfertigung. Aber stimmt das überhaupt? Lässt sich damit das Gemeinsame all jener sozialen Praktiken, die wir als normativ bezeichnen möchten, erfassen?
Christoph Möllers bestreitet das und behauptet, dass unser Umgang mit Normen an falschen Erwartungen leidet. Wir überfordern, so seine These, die Praxis des Normativen mit moralischen Ansprüchen und mit Hoffnungen auf Wirksamkeit. Beides verfehlt sie, denn die meisten Normen, denen wir begegnen, sind weder moralisch überzeugend gerechtfertigt, noch haben sie eindeutige Wirkungen. Dies ist kein Zufall, ja, es ist noch nicht einmal ein Problem, denn Normen erfüllen einen anderen Zweck: Indem sie eine bestimmte Möglichkeit des Weltverlaufs kennzeichnen und mit einer Bewertung versehen, erlauben sie es uns, inmitten einer Praxis zu ebendieser Praxis auf Abstand zu gehen und Alternativen zu ihr gegenwärtig zu halten. Dies funktioniert aber nur, wenn Normen eine distanzierende Spannung zur Welt aufbauen und auf Dauer stellen können. Ihre eigene Übertretung zuzulassen, so ein Ergebnis dieses Buches, ist deshalb nicht die geringste Aufgabe von Normen.
/ AUS DEM INHALT: / / /
Einleitung: Über Normen - nicht weniger, nicht mehr ..9
I Probleme
1 Gute Gründe? Defizite philosophischer Normativitätskonzepte
23
2 Begriffliche Hypotheken empirischer Forschung 67
Zwischenbetrachtung: Falsche Alternativenpaare zur
Beschreibung von Normen 97
II Begriffe
3 Die Möglichkeit der Normen: ein begriffliches Modell 125
Zwischenbetrachtung: Fällt Kunstästhetik in die Sphäre des
Normativen? 238
4 Die Wirklichkeit der Normen: Operationsbedingungen
des Normativen 271
III Erträge
5 Bedeutung und Funktion sozialer Normen 395
6 Perspektiven der Forschung 436
Danksagung 457
Sachregister 458
Ausfuhrliches Inhaltsverzeichnis 463
Ausführliches Inhaltsverzeichnis
Einleitung: Über Normen - nicht weniger, nicht mehr ..9
I Probleme
1 Gute Gründe? Defizite philosophischer Normativitätskonzepte
23
Normindividualismus: Normen als Handlungsgründe 23
Normrationalismus: Normen als Verstandesleistung 35
Normpiatonismus: Normen im "Reich der Gründe" 42
Pannormativismus: Zur Normativität beschreibender Aussagen 57
Normmoralisierung: Moralische Normen als Vorbild der
Normtheorie? 62
2 Begriffliche Hypotheken empirischer Forschung 67
Nach Kant: Rationalisierung des Normativen durch Verallgemeinerbarkeit
67
Nach Hume: Präferenzen oder die Empirisierung des Normativen 76
Nach Foucault: Macht oder die Absorption des Normativen 85
Normen in der Welt: Moralischer Realismus 93
Zwischenbetrachtung: Falsche Alternativenpaare zur
Beschreibung von Normen 97
II Begriffe
3 Die Möglichkeit der Normen: ein begriffliches Modell 125
Einführung 125
Element 1: Möglichkeit 131
Element 2: Realisierungsmarker 155
Sanktionen 171
Normative Ordnung, Norm und Normanwendung 179
Normen und Fakten 208
Zwischenbetrachtung: Fällt Kunstästhetik in die Sphäre des
Normativen? 238
4 Die Wirklichkeit der Normen: Operationsbedingungen
des Normativen 271
Formalisierung, Autorisierung und Verschriftlichung 271
Zeit 305
Raum 342
Von der normativen Haltung zur normativen Ordnung -
und zurück 362
III Erträge
5 Bedeutung und Funktion sozialer Normen 395
Ethische Implikationen? 396
Begriffliche Unterscheidungen 400
Heterogenität und Hierarchie in normativen Ordnungen 409
Gesellschaftliche Integration durch Normen? 418
Realität, Idealität und Wirkung von Normen 422
Norm - Form - Freiheit 427
Dogmatik: Zur Rehabilitierung lokaler Normativität 432
6 Perspektiven der Forschung 436
Empirie 436
Normen jenseits von funktionaler Differenzierung
und Autonomie 440
Das Historismusproblem und das Projekt einer
Theoriekomparatistik 443
Übernormativierung und Unternormativierung -
zwei Ausblicke zum Gelingen von Normativität 447
Danksagung 457
Sachregister 458
Ausführliches Inhaltsverzeichnis 463