Glöckel, Otto, * 8. 2. 1874 Pottendorf (Niederösterreich), † 23. 7. 1935 Wien, Schulreformer, sozialdemokratischer Politiker. Ab 1907 Reichsratsabgeordneter, 1918-20 Mitglied der Provisorischen bzw. Konstituierenden Nationalversammlung, 1920-33 Abgeordneter zum Nationalrat, 1919-20 Unterstaatssekretär für Unterricht, 1922-34 Geschäftsführender 2. Präsident des Wiener Stadtschulrats, 1934 vorübergehend in Haft. Führender Organisator der sozialdemokratisch ausgerichteten Schulreform in der 1. Republik (Einheitsschule). Glöckel und seine Mitarbeiter (wie V. Fadrus, H. Fischl, K. Furtmüller) wollten Chancengleichheit durch Abbau von Bildungsbarrieren, soziale Integration und Ausschaltung des kirchlichen Einflusses erreichen. Leitstelle der Schulreformarbeit war zunächst die Reformabteilung (1919-23) im Unterrichtsamt, dann der Stadtschulrat für Wien. Mit seinen Maßnahmen zur "inneren" Reform, wie Neuformulierung der Lehrpläne, Herausgabe kindgemäßer Lehrbücher (mit Hilfe des von der Stadt Wien gegründeten Verlags Jugend und Volk), Einübung demokratischer Verhaltensmuster in den "Schulgemeinden", Anhebung der Aus- und Fortbildung der Lehrer (1923 Errichtung des Pädagogischen Instituts der Stadt Wien mit Pädagogischer Zentralbibliothek), setzte sich Glöckel weitgehend durch, bei seinen organisatorischen Reformen war er bei der Umwandlung der Militärkadettenanstalten (1919) in Staats- (ab 1920 Bundes-)Erziehungsanstalten und beim Ausbau des Sonderschulwesens in Wien erfolgreich; seine Schulversuche zur Allgemeinen Mittelschule führten nur zu einem Kompromiss bei der Schaffung der Hauptschule (1927).
Inhalt
Oskar Achs: Otto Glöckel - Leben und Werk
I. Glöckels Selbstbiographie - Leben und Wirken bis 1918 .
Otto Glöckel erzählt aus seinem Leben (1931)
II. Gegen die Schule der Monarchie und die sie prägenden Kräfte .
P?ichtschullehrerelend (1903)..
Die Schulpolitik der Christlichsozialen in der Praxis (1902)
Schule und Klerikalismus (1911) . . .
Kriegsschäden am Schulwesen (1917) . .
Gegen die militärische Jugenderziehung (1917) .
III. Beiträge zur Konzeption einer sozialistischen Schulpolitik
Einheitsschule ( 1916).
Lehrer und Arbeiterkind (1916)
Das Tor der Zukunft (1917)
Sozialistische Schulpolitik nach der Revolution (1921)
Neues Parteiprogramm und Schule (1926).
IV. Im Kampf um die Schulreform in Osterreich . .
Schulreform und Volksbildung in der Republik (1919) .
Die nächsten Plane der Schulverwaltung (1919) .
Die Erneuerung des Volksschulunterrichts (1920) .
Die Stellung des Lehrers in der neuen Schule (1920) .
Die österreichische Schulreform (1923) .
Drillschule - Lernschule - Arbeitsschule (1928) .
Wirtschaftskrise und Schulabbau (1933) .
V. Praktische Arbeit: Die Schulreformstadt Wien .
Antrittsrede als Stadtschulratspräisident (1922)
Glück im Unglück (1925) . . . .
Lehrerbildung (1925).
10 Jahre Republik2Wand1ungen der Schule (1928)
Anhang .
Ausgewählte Bibliographie.