Verlagstext:
Wirtschaftskriminalität verursacht nicht nur große Schäden, sondern wird in Öffentlichkeit, Medien und Fachwelt zunehmend kritisch verfolgt. Wirtschaftskriminelle Handlungen haben heute ein Ausmaß und einen Umfang erreicht, der nicht länger zu relativieren ist. Damit zeigt sich, wie wichtig es ist, auf diese Problematik im Geschäftsbetrieb adäquat reagieren zu können. Das Werk erläutert zunächst die Vielfältigkeit wirtschaftskrimineller Delikte, analysiert Tätertypen, organisatorische Kontexte, Opfer und Schäden und bettet die Problematik in unternehmensethische Zusammenhänge ein. Das Ziel des Lehrbuchs ist es, das komplexe Phänomen auf Basis des einschlägigen juristischen, ökonomischen und sozialwissenschaftlichen Forschungsstands heraus zu verstehen und Ansatzpunkte für eine Prävention und Bekämpfung im Rahmen des Compliance- und Integrity-Ansatzes aufzuzeigen.
Aus dem Inhalt:
1 Recht, Moral und Wirtschaftskriminalität 19
1.1 Recht und Moral als Instrumente zur Abwehr
wirtschaftskriminellen Verhaltens . 19
1.2 Beurteilungskriterien zur Qualifikation von
Wirtschaftskriminalität . 21
1.3 Ebenen des Zusammenspiels von Wirtschaftsstrafrecht und
Moral 23
1.4 Zur Komplementarität beider Regelsysteme . 26
1.5 Grenzziehungen zwischen beiden Regelsystemen 28
2 Wirtschaftskriminalität ¿ ein schwer bestimmbares Deliktfeld . 31
2.1 Vorüberlegungen . 31
2.2 Wirtschaftskriminalität ¿ ein sozialgeschichtlicher Zugriff 32
2.3 Wirtschaftskriminalität ¿ ein ordnungspolitischer Zugriff 38
2.3.1 Vormoderne Ordnung und Wirtschaftskriminalität 38
2.3.2 Wettbewerbsordnung und Wirtschaftskriminalität . 41
2.3.3 Wirtschaftskriminalität im interventionistischen
Wohlfahrtsstaat . 44
2.4 Wirtschaftskriminalität ¿ eine begrifflich-systematische
Annäherung . 47
2.4.1 Aspekte zur Charakterisierung von
Wirtschaftskriminalität . 47
2.4.2 Bereiche der Wirtschaftskriminalität 49
2.5 Wirtschaftsstrafrecht und -straftäter 51
2.6 Illegale Märkte, Organisierte Kriminalität und
Wirtschaftskriminalität . 53
3 Bauelemente für eine Theorie der Wirtschaftskriminalität 58
3.1 Eine wirtschaftsethische und -kriminologische
Grundsatzdiskussion 58
3.1.1 Suchen Menschen mit destruktiver Energie nach
kriminellen Gelegenheiten? 58
3.1.2 Machen Tatgelegenheiten aus anständigen Menschen Täter? 60
3.1.3 Eine integrative Position . 61
3.2 Zur Bedeutung von Kriminalitätstheorien 62
3.3 Das Grundmodell: Fraud Triangle . 64
3.3.1 Tatgelegenheiten 66
3.3.2 Motivation ¿ Anreiz, Druck oder Zwang . 67
3.3.3 Rechtfertigung der Tat . 68
3.3.4 Kritische Würdigung . 70
3.4 Ergänzende Bauelemente . 71
3.4.1 Der Akteur auf dem Weg zur kriminellen Tat . 71
3.4.2 Die Begehung einer Straftat als rationale Wahlhandlung . 74
3.4.3 Der Mensch ist in gewissen Situationen zu allem fähig! 78
3.4.4 Zum Zusammenspiel personeller, organisatorischer und unternehmensexterner Faktoren . 83
3.5 Ein übergreifendes Prozessmodell . 83
4 Wirtschaftskriminelle Akteure: ein besonderer Tätertypus . 86
4.1 Ist es sinnvoll, sich mit Tätertypen auseinanderzusetzen? . 86
4.2 Der Wirtschaftsstraftäter ¿ ein Tätertyp mit besonderen
soziodemografischen Merkmalen 90
4.3 Profile von Wirtschaftsstraftätern . 93
4.3.1 Persönlichkeitsmerkmale . 93
4.3.2 Wertorientierungen . 95
4.3.3 Triebkräfte für wirtschaftskriminelles Verhalten 98
4.3.3.1 Emotionen 99
4.3.3.2 Kognition . 100
4.3.3.3 Motivation 101
4.4 Typen von Wirtschaftsstraftätern . 104
4.4.1 Methodische Überlegungen 104
4.4.2 Theoretisch-konzeptionelle Studien zur Erfassung von Wirtschaftsstraftätern 105
4.4.3 Empirisch-induktive Entwicklung von Tätertypen . 108
4.4.4 Eine verwirrende Typenvielfalt ¿ . 112
4.5 Einzeltäter und Tätergruppen . 113
4.5.1 Einzeltäter, Mitwisser und Mittäter . 113
4.5.2 Führungskräfte, Untergebene und Mitläufer . 114
4.5.3 Kriminelle Gruppen, Netzwerke und »organisierte«
Wirtschaftskriminalität . 115
4.6 Unternehmen als Wirtschaftsstraftäter? 116
5 Wirtschaftskriminalität gedeiht in defizitären Organisationen . 117
5.1 Organisationsprobleme eines Unternehmens . 117
5.2 Defizitäre Organisationsstrukturen 122
5.2.1 Hierarchien, Machtdistanz und unmoralisches Verhalten 123
5.2.2 Ressortdenken und organisierte Unverantwortlichkeit . 126
5.2.3 Eindimensionale Anreiz- und Bewertungssysteme . 127
5.2.4 Schwache Kontrollstrukturen und geringe Entdeckungsrisiken . 130
5.3 Organisationskulturen und ihr kriminogenes Wirkungspotential 131
5.3.1 Dunkle Seiten der Organisationskultur . 131
5.3.2 Tone from the Top . 133
5.3.3 Wahrgenommene Ungerechtigkeiten 135
5.4 Aufbau und Persistenz kriminogener Unternehmenskulturen . 137
5.4.1 Sozialisierung, Rationalisierung und Institutionalisierung 137
5.4.2 Stabilisierung kriminogener Unternehmenskulturen . 138
5.4.3 Hohe Gruppenkohäsion, Groupthink und
Unterdrückung berechtigter Anliegen 141
5.4.4 Organisationskulturen der Schweigsamkeit . 142
5.5 Kriminogene Potentiale starker und schwacher Unternehmenskulturen . 144
5.6 Das toxische Dreieck: Ein Grundmodell
organisationsbezogener Kriminalität 148
6 Wirtschaftsdelikte, Opfer, Schäden und Sanktionen . 152
6.1 Täter, Taten und wirtschaftliche Schäden 152
6.2 Wirtschaftskriminelle Delikte: Systematisierungen . 153
6.3 Die wichtigsten Occupational Crime-Delikte 159
6.4 Corporate Crime-Delikte . 164
6.4.1 Strafrechtliche Produkthaftung 164
6.4.2 Wettbewerbsdelikte auf Gütermärkten 165
6.4.3 Korruption ¿ Missbrauch zur Erlangung von Sondervorteilen . 167
6.4.4 Insolvenzdelikte ¿ Schädigung Außenstehender . 171
6.4.5 Weitere Corporate Crime-Delikte im Überblick 173
6.5 Opfer und Schäden . 175
6.5.1 Besonderheiten der Opfer . 175
6.5.2 Unternehmen als Opfer und Täter 176
6.5.3 Delikte und Schäden: Was sagt die Empirie? 177
6.5.4 Das Problem des Dunkelfeldes . 182
6.6 Umgang mit Wirtschaftskriminalität 183
6.6.1 Reaktionen der Unternehmen auf Straftaten 183
6.6.2 Funktion staatlicher Sanktionen gegen Wirtschaftskriminalität . 188
6.6.3 Staatliche Interessen, Strafverfolgung und Strafzumessung . 190
7 Good Corporate Governance: Voraussetzung für regeltreues und integres Verhalten . 194
7.1 Der konzeptionelle Rahmen: Zum Zusammenspiel von Corporate Governance, Compliance und Integrity Management 194
7.2 Grundprobleme einer Corporate Governance 197
7.3 Prinzipien einer Good Corporate Governance 199
7.4 Der schwierige Weg zur tragfähigen Corporate Governance in Deutschland . 201
7.5 Corporate Governance ist eine Daueraufgabe 205
7.6 Funktion des Deutschen Corporate Governance Kodexes . 209
7.7 Ansatzpunkte der Kriminalprävention im Rahmen einer Good Corporate Governance 210
8 Compliance Management: Durchsetzung von Regeltreue . 213
8.1 Warum Compliance Management? 213
8.2 Zur Philosophie des Compliance Managements 215
8.3 Grundsätze für ein erfolgreiches Compliance Management . 217
8.4 Aufbau eines Compliance-Management-Systems . 221
8.4.1 Schritte zur Umsetzung einer funktionsfähigen Compliance 221
8.4.2 Organisatorische Einbettung des Compliance Managements . 225
8.5 Die Praxis der Compliance . 230
8.6 Kontroversen um ein funktionsfähiges Compliance Management 232
8.6.1 Compliance Management: zentraler Baustein für ein erfolgreiches Risikomanagement! 233
8.6.2 Compliance Management als
Geschäftsverhinderungsinstrument 234
8.6.3 Illusion der (perfekten) Compliance 235
8.6.4 Compliance ¿ vom Top-Management
instrumentalisiert? 236
8.7 Bedeutung und Grenzen eines Compliance Managements 238
9 Integrity Management ¿ Beförderung einer Vertrauenskultur . 240
9.1 Integrität: Mehr als nur dem Recht genügen! . 240
9.2 Integrity-Philosophie: Ein Gegenentwurf zur Compliance? 242
9.3 Merkmale von Integritätskulturen 245
9.4 Voraussetzung für Integrität: Vertrauen . 248
9.4.1 Ökonomische Bedeutung von Vertrauen im Unternehmen . 250
9.4.2 Vertrauensgenese, Vertrauensformen und Sozialkapital . 251
9.4.3 Vertrauen, persönliche Bindungen und Organisationskulturen 255
9.5 Integritätsmanagement und
Organisationskulturentwicklung . 257
9.5.1 Ansatzpunkte 257
9.5.2 Führung und Integrity Management 258
9.5.3 Kommunikationskultur . 262
9.5.4 Erfolgsorientierte Anreizsysteme im Widerstreit 263
9.6 Unternehmenskulturentwicklung muss mit Widerständen rechnen 265
9.7 Bedeutung und Grenzen eines Integrity Managements . 266
10 Wirtschaftskriminalität im Zeichen von Globalisierung und Digitalisierung 269
10.1 Überblick 269
10.1.1 Wirtschaftsausspähung und -spionage 270
10.1.2 Plagiate, Produkt- und Biopiraterie . 273
10.1.3 Transnationale Korruption . 277
10.1.4 Internationale Steuerkriminalität und aggressive Steuergestaltung 281
10.2 Wirtschaftskriminalität und transnationale Organisierte Kriminalität . 288
10.3 Ansatzpunkte und Spannungsfelder grenzüberschreitender Kriminalitätsbekämpfung . 291
10.3.1 Die Bundesrepublik: Nachzügler im Umgang mit (grenzüberschreitender) Wirtschaftskriminalität .
10.3.2 Die USA: Vorreiter und Weltpolizist bei Bekämpfung
von Wirtschaftskriminalität 297
10.3.2.1 Bekämpfung wichtiger Formen der Wirtschaftskriminalität 297
10.3.2.2 Das Instrumentarium der US-Administration . 302
10.3.3 Entwicklungs- und Schwellenländer: Defizite bei der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität . 304
10.3.4 Vom nationalen Wirtschaftsstrafrecht zum Weltwirtschaftsstrafrecht? . 311
10.4 Unternehmerische Herausforderungen internationale
Wirtschaftskriminalität . 317
10.4.1 Erwartungen an transnational agierende Unternehmen . 317
10.4.2 Unternehmenskulturen, Nationalkulturen und Wertemanagement 319
10.4.3 Unternehmen ¿ ordnungspolitisch verantwortliche Akteure? . 323
11 Fazit: Wirtschaftskriminalität ¿ auch eine wirtschaftsethische Herausforderung! . 327