(I-23/09-C3) Bestsellertitel
Von Meilensteinen und Stolpersteinen
Seit Jahrhunderten findet sich die österreichische Medizin im internationalen Spitzenfeld: mit weltbekannten Ärzten und Ärztinnen, innovativen Behandlungsmethoden oder der frühen Gründung von Spezialkliniken. Doch viele dieser bahnbrechenden Leistungen scheiterten zunächst: am Kollegenneid, am Unverständnis der Politik oder an fehlendem Geld. Mobbing und Vertreibung von Ärztinnen und Ärzten machten selbst vor Nobelpreisträgern wie Robert Bárány oder Karl Landsteiner nicht halt. Und auch die öffentliche Meinung tat oft ihr Übriges, wie im Fall der Doppelhandtransplantation für Briefbombenopfer Theo Kelz, die als »medizinisch initiierte Oper« scharf kritisiert wurde. Im Spannungsfeld zwischen Pioniergeist und konservativer Ignoranz erzählt Daniela Angetter-Pfeiffer ein lebendiges und informatives Stück Wissenschaftsgeschichte.
Angetter-Pfeiffer, Daniela: Biografische Angabe
Daniela Angetter-Pfeiffer, Dr., geboren in Wien, studierte Geschichte und Germanistik und ist am Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage der Österreichischen Akademie der Wissenschaften tätig. Die aktive Notfallsanitäterin befasst sich intensiv mit Medizin-, Militär-, (Natur-) und Wissenschaftsgeschichte, Notfall- und Katastrophenmedizin.
Inhalt
Vorwort von Univ.-Prof. Dr. Ernst Wolner 9
Einleitung:
Schatten und Licht in der österreichischen Medizingeschichte II
Maria Theresias Leib- und Hofärzte
als Begründer der Älteren Wiener Medizin 18
Der Reformer Gerard van Swieten und seine Strategien
gegen Pocken, Syphilis und Vampirismus 20
Anton von Storck versus Anton de Haen
und Franz von Mesmer 31
Ferdinand von Leber über die Widersinnigkeit der Folter 34
Leopold Auenbrugger - von der Säftelehre zur
Organpathologie 35
Maximilian Stoll versus Joseph von Quarin 38
Die »medicinische Polizey«
als Impuls für die moderne Gesundheitsfürsorge 42
Wien als Vorreiter der urbanen Gesundheitspolitik 42
Johann Peter Franks Weg vom »Aberglauben«
hin zur modernen Sozialmedizin 44
Carl von Rokitansky, Josef von Skoda und Ferdinand von Hebra -
das geniale Dreigestirn der Wiener Medizin 59
Anatomie als Schauspiel 59
Aller Anfang ist schwierig 61
Im eigenen Land verpönt, im Ausland hochgejubelt 64
Carl von Rokitansky versus Rudolf Virchow 70
»A Schuster is er, und Krätz hat er« 72
Wien als Vorreiter für Spezialkliniken 78
Joseph Beers medizinischer Blick in die Welt 78
Der »Türckenkrieg« beflügelt die Laryngologie 84
Die Ohrenheilkunde - von der unscheinbaren Disziplin
zum akademisch anerkannten Fach 91
Wien als Weltstadt der Erforschung von Harnwegserkrankungen 94
Der Siegeszug der Endoskopie 97
Vom Kosten und Riechen zum wissenschaftlich fundierten Fach 98
Von der »Musteranstalt für Pflege und Behandlung
Gemütskranker« zum »Neurologischen Institut« 100
Wie aus Heinrich Obersteiners »Kasten« das Klinische
Institut für Neurologie wurde 103
Die Basis - Diagnose und Therapie 106
Die Pioniere der Kreislaufphysiologie in Wien 106
Operation im Tiefschlaf 111
»Der Mann mit dem Koks ist da« 112
Schlafgas oder Lachgas? 113
Otto Mayrhofer-Krammel - Vater der österreichischen
Anästhesiologie und Intensivmedizin 114
Joseph Hyrtl - Meister der Anatomie 116
Guido Holzknecht - Wiens Vorreiter der bildgebenden
Diagnostik 119
Wien, das Mekka der Chirurgie 125
Die Chirurgie - Königin des Messers und der Narkose 125
Theodor Billroth - Pionier der modernen Chirurgie in Wien 127
Lorenz Böhler - Wegbereiter der modernen Unfallchirurgie 132
Raimund Margreiter-Autodidakt der
Transplantationschirurgie 139
Ernst Wolners Klinik als Impulsgeber für
das »Small Vienna Heart« 145
»Majestät, [Orthopädie,] das ist die Kunst,
die Krummen gerade und die Lahmen gehend zu machen« 149
Die Anfänge der Orthopädie in Wien 150
Adolf Lorenz - Begründer der unblutigen Chirurgie 151
Wer machte nach Lorenz »die Krummen gerade und die
Lahmen gehend«? 156
Karl Chiari, der erste Ordinarius für Orthopädie in Wien 159
Eine schwere Geburt 162
Lukas Boer - Verfechter der sanften Geburt 162
Ignaz Semmelweis - »Retter der Mütter« 161
Geburtshilfe und Gynäkologie nähern sich an 169
Ernst Wertheim und Friedrich Schauta -
Wien als Ursprungsort der radikalen Gebärmutterentfernung 170
Radium: Teufelszeug oder Wunderheilmittel? 172
Die Antibabypille, eine österreichische Erfindung 173
Das »Tagezählen« - Empfängnisverhütung
oder Kinderwunsch 176
Hugo Husslein und Ingrid Leodolter -
vom Schwangerenpass zum Mutter-Kind-Pass 178
Die Psychoanalyse 181
Sigmund Freud - Ikone und Antiheld 181
Alfred Adler - Widerstand gegen die Psychoanalyse 188
Wilhelm Stekel - »Freuds Apostel« 191
C. G. Jung - vom »Kronprinzen« zum Feind 193
»Befreien Sie mich von Wilhelm Reich!« 195
Viktor Frankl und die dritte Wiener Schule der Psychotherapie 200
Ein schwieriger Neubeginn nach 1945 204
Die Psychiatrie 206
Theodor Meynert und sein Netzwerk als Impulsgeber
für die Psychiatrie in Wien 206
»Am Steinhof« ist eröffnet 211
Ein Neubeginn im Schatten der NS-Zeit 212
Hans Hoff- eine Ära der Wiener Psychiatrie geht zu Ende 213
»Mr. Suizid« Erwin Ringel 215
Die psychosoziale Versorgung von morgen 218
Verschmähte »noble« Stars 222
Robert Bärany - Nobelpreisträger in russischer
Gefangenschaft 223
Julius Wagner-Jauregg - Fieber als Heilmittel gegen
alle Krankheiten 231
Karl Landsteiner - Entdecker der Blutgruppen 236
Ist Österreichs medizinische Versorgung in Gefahr? 212
Literatur 217
Dank 219
Bildnachweis 219
Namenregister 250
Die Autorin 256