Stimmen zum Buch:
"Kurz ist kein Prediger, er ist ein Analytiker; um so weniger ist seinem Buch zu entgehen. Er sagt nicht, wie ein älterer Verkünder grundlegenden Wandels: 'Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen'. Er untersucht, was jedem vor Augen liegt, der die nähere und fernere Welt mit wachen Sinnen wahrnimmt und den Abstand des Wirklichen, zum Vernünftigen ermißt. Dabei verletzt er ein Denkverbot, in dessen Aufstellung und Erhärtung sich in den achtziger Jahren zahlreiche Gesellschaftsbetrachter ergangen haben: Das Verbot, in Zusammenhängen zu denken." (Friedrich Dieckmann)
"[...] Kurz besticht durch eine klare, knappe Sprache, die den drögen Stil des akademischen Diskurses ebenso vermeidet wie feuilletonistische Schnörkeleien. Auch der beträchtliche Schuß Polemik stört nicht, sondern trägt wesentlich zur Faszination seines furiosen Essays bei. Er trifft einfach ins Schwarze, wenn er etwa die ehemalige DDR als "eine Mischung aus deutscher Post, permanentem Pfadfinderlager von der Wiege bis zur Bahre und militarisierter Kommandowirtschaft" bezeichnet - zumal er es eben nicht bei solchen griffigen Formulierungen beläßt, sondern akribisch aufzeigt, daß diese Art von "Sozialismus" im Grunde einen Rückfall in die merkantilistischen Ideen Fichtes vom "Vernunftstaat" und "geschloßnen Handelsstaat" darstellte.
Wie Friedrich Dieckmann in seinem einfühlsamen Vorwort bemerkt, ist das Buch zugleich eine Absage an das postmoderne Verbot, in großen Zusammenhängen zu denken. Freilich hat jedes generalisierende Denken auch seine Tücken. "Kurz liebt die große verbale Geste, die das Detail nicht selten zugunsten der Hauptlinie wegwischt", stellt Dieckmann fest. Man darf die so entstehenden Abstraktionen nicht verabsolutieren. Das hier entworfene Untergangs-Szenario ist wohl des Nachdenkens wert, aber keinesfalls von fataler Unausweichlichkeit."
Quelle: Udo Leuschner
(Annotation einer früheren Ausgabe)
/ AUS DEM INHALT: / / /
LOGIK UND ETHOS DER ARBEITSGESELLSCHAFT
Die ratlosen Sieger 7
Abstrakte Arbeit als Selbstzweckmaschine 13
Die gesellschaftliche Form des warenproduzierenden Systems 18
ETATISMUS UND MONETARISMUS IM HISTORISCHEN PROZESS DER MODERNE
Die Erfindung des warenproduzierenden Systems durch den Staat 25
Der bürgerliche Vernunftstaat Fichtes und sein realsozialistischer Widerschein 37
DIE DEUTSCHE KRIEGSWIRTSCHAFT UND DER STAATSSOZIALISMUS
Klassenkampf-Soziologismus und bürgerliche Formhülle 47
Das Problem des Orientalismus 58
Die Kapitaleigenschaft der "ursprünglichen sozialistischen Akkumulation" 63
Das Einfrieren des Etatismus und die Militarisierung der Gesellschaft 68
KONKURRENZ UND EMANZIPATION
Illusion und Blamage einer arbeitsgesellschaftlichen "Abschaffung" der Konkurrenz 75
Arbeitsteilung und Warenproduktion in der Geschichte 83
Die Konkurrenz als historischer Dynamisierungsprozeß 86
Das Erlöschen der kapitalistischen Dynamik im Realsozialismus 94
DAS STRUKTURDILEMMA DER GEPLANTEN MÄRKTE
Die Abstraktion des Warenproduzenten vom sinnlichen Gebrauchswert 105
Produktivitätsgesetz und Wertakkumulation 113
Die Wert-Preis-Transformation 120
Investitionsstruktur und "Kathedralenbau" 133
KRISE UND ZUSAMMENBRUCH DER KOMMANDOÖKONOMIE
Mangelwirtschaft und negative Sekundärkonkurrenz 141
Konsumnotstand, Geldüberhang und Schwarzmarkt 148
Weltmarktbezug und Dynamisierung der Krise 155
Von der Krise zum Zusammenbruch 162
DER STARRE BLICK NACH WESTEN: VOM REGEN IN DIE TRAUFE
Die "Modell"-Illusion 169
Der neue Sozialdarwinismus 173
Die Weltmarktpyramide 179
Reformkrise statt Marktanpassung 184
Das SCHEITERN DER MODERNISIERUNG
Der Opfergang der Dritten Welt als Menetekel 201
Der historische Gesamtzusammenbruch nachholender Modernisierung 216
Die Stufenfolge und Typologie der ursprünglichen Akkumulation 231
DIE KRISE DES WARENPRODUZIERENDEN WELTSYSTEMS
Weltbürgerkrieg statt "Ewigen Friedens"? 243
Der letzte Amoklauf des Rentabilitätsprinzips 252