Wie entscheidet das Gehirn zwischen Realität und Fiktion? Anhand von experimentellen Befunden zeigt dieser Band, wie einzelne Regionen des Stirnhirns bei der Fantasieproduktion, bei der Beurteilung des Realitätsgehalts und bei spekulativen Weiterführungen des unmittelbar Wahrgenommenen aktiv werden. So wird erkennbar, dass das Stirnhirn nicht nur an intellektuellen und sozio-emotionalen Funktionen beteiligt ist, sondern auch eine deutende Funktion besitzt. Diese erlaubt es, Erwartungen aufzubauen, in den Kategorien "Als-ob" und "Was-wäre-wenn" zu denken, sowie metaphysische Extrapolationen vorzunehmen. Auswahl und Zusammenstellung der Befunde können einmal mehr deutlich machen, wo sich neuropsychologische und philosophische Fragen berühren.
Inhalt
Einleitung 9
1 Hinter der Stirn 13
Anschein und Wirklichkeit 13
Das Gehirn als deutende Instanz 16
Sozialrelevante Leistungen 22
Intelligenzleistungen 24
Fiktionales Denken 27
2 Orientierung 30
Die Funktionen des granulären Areals 31
Eigenes Handeln an möglichen Entwicklungen
orientieren 34
Mit Probehandeln mögliche Wirkungen prüfen 37
Der Einfluss des ACC und der Basalkerne auf das
Stirnhirn 39
Evolution als Voraussetzung und Produkt
von Erkenntnis 43
Nachhaltige Strategien 46
Operante Konditionierung 48
3 Die Berücksichtigung von Wahrscheinlichkeiten 52
Ursachenwissen und glücklicher Zufall 53
Transnaturales Denken 57
Qualitätsmanagement im Gehirn? 60
Illusionärer Aberglaube 64
Handlungspläne und das Gedankenexperiment 66
Intuition 70
4 Die Ich-Beteiligung im Denken 76
Der Stirnhirnpol 77
Konfabulationen 79
Eigenschaften von Ursachen 83
Vertauschung von Ursache und Wirkung 86
Zeit und Kausalität 88
Die Kraft hinter den Kräften 90
Das Ich und die anderen 92
5 Vergleichen und Analogien bilden 95
Die sogenannte Einsicht 96
Die rechte Hemisphäre 101
Verwendung von Referenzgrößen 106
Relationen und Ähnlichkeiten 109
Spielen 115
Fiktionen als Stellvertreter 117
6 Erfahrungen anzweifeln 119
Der Kartentrick 119
Zweifel am Kausaldenken 121
Bedingende Faktoren statt Ursachen 125
Logisch denken heißt sparsam denken 128
Konformität 131
Einige bewährte Regeln im Umgang mit dem Als-Ob 132
Als-Ob in der modernen Wissenschaft 134
7 Kommunikation 140
Sprachliche Beschreibungen und explizite Modelle 140
Interagieren und Duettieren 142
»The Imitation Game« 145
Spiegeln 147
Indirektes Handeln und Ironie 151
8 Passung und Bewertung 154
Die Basis des Stirnhirns 155
Träumen und unbewusste Einordnungsversuche 156
Klassische Konditionierung 161
Mandelkerne reagieren auf virtuelle Realität 164
Rationale vs. emotionale Bewertungen 167
Die Angemessenheit eigener Verhaltenstendenzen 169
Fazit 174
Literatur 176
Personenverzeichnis 188
Stichwortverzeichnis 189