"Er ist der Vater, wir die Buben. Wer von uns was Rechtes kann, hat von ihm gelernt." sagte Mozart über Carl Philipp Emanuel Bach, und wenn man Ende des 18. Jahrhunderts in Deutschland von "Bach" sprach, war dieser Sohn Johann Sebastians gemeint. Haydn verehrte ihn, und noch Beethoven legte seinem Schüler Carl Czerny das Studium Carl Philipp Emanuel Bachs eindringlich ans Herz. Der "Berliner" oder "Hamburger" Bach, wie Carl Philipp Emanuel Bach nach seinen beiden Wirkungsorten genannt worden ist, ist wohl der intellektuell Begabteste unter den Söhnen Johann Sebastian Bachs gewesen. Er stand an der Spitze einer musikalischen Revolution, die in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Deutschland den "empfindsamen Stil" hervorbrachte: Ausgehend von den Traditionen der barocken Affektenlehre war es jetzt Ziel der Komponisten, über die musikalische Schilderung menschlicher Stimmungen hinaus Gemütsempfindungen in ihrer Musik zum Ausdruck zu bringen. Und da die menschlichen Empfindungen durchaus wechselhafter Natur sind, ist Philipp Emanuel Bachs Musik voll von abrupten Stimmungswechseln. Charles Burney, der unermüdliche Weltreisende in Sachen Musik, war natürlich auch in Hamburg bei Carl Philipp Emanuel Bach zu Gast und hat diesen Besuch ausführlich geschildert. "Nach dem Abendessen, das stilvoll serviert und in fröhlicher Runde eingenommen wurde, überredete ich [Bach], sich noch einmal ans Clavichord zu setzen, und er spielte beinahe ohne Unterbrechung bis gegen elf Uhr abends. Er wurde, während er spielte, immer lebhafter und angeregter und wirkte wie erleuchtet. Seine Augen blickten unverwandt, seine Unterlippe war entspannt, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er sagte, wenn er öfters auf diese Weise arbeiten müsste, würde er wieder jung werden." Zum Zeitpunkt dieses Ereignisses war Bach mit 58 Jahren für damalige Verhältnisse ein Mann an der Schwelle zum Greisenalter; die "Emanzipation des Gefühls", seine ureigene künstlerische Revolution, war ihm zur zweiten Natur geworden. Diese CD vereint vier Orchestersinfonien von 1775, acht Jahre nachdem Bach in Hamburg als Musikdirektor das Erbe seines Paten Georg Philipp Telemann angetreten hatte, mit einem Cellokonzert aus der Zeit in Berlin, wo Carl Philipp Emanuel als Kammercembalist Friedrichs des Großen wirkte. Das Werk ist ebenfalls in Versionen für Flöte, das Instrument des Königs, und für Cembalo, auf dem der Komponist brillierte, überliefert, doch illustriert die Komposition in der Version mit Cello den Stimmungsreichtum der Musik Carl Philipp Emanuel Bachs sicherlich am besten. M. Hengelbrock in FonoForum 12 / 06: "Diese Stücke sind nicht nur aufregend expressiv, sondern auch eine Herausforderung an den Intellekt, und so verwundert es nicht, dass Andrew Manze, der feinsinnige Denker, sich hier geradezu als kongenialer Interpret erweisen kann. Er klärt die Strukturen, belebt die Linien, nimmt sich vor allem agogisch viele Freiheiten, um dann wiederum mit einer bemerkenswerten Disziplin zu bestechen. "The English Concert" lässt sich hiervon zu musikalischen Höchstleistungen inspirieren, ohne dabei seine austarierte Klangkultur zu vernachlässigen." (Quelle: www.jpc.de)
Verfasser*innenangabe:
C.P.E. Bach ; Alison McGillivray (cello), The English Concert, Andrew Manze [Leitung, Violine]
Jahr:
2006
Verlag:
harmonia mundi usa
Enthaltene Werke:
Orchestra-Symphony N°1 in D major Wq. 183 / 1, Orchestra-Symphony N°2 in E-flat major, Wq. 183 / 2, Cello Concerto in A major Wq. 172, Orchestra-Symphony N°3 in F major Wq. 183 / 3, Orchestra-Symphony N°4 in G major Wq. 183 / 4
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Beschreibung:
1 SACD (63:34 Min.) : DSD, Stereo, Multi-ch
Originaltitel:
Sinfonien ; Konzerte, Vc Orch
Fußnote:
Interpreten: The English Concert, Alison McGillivray (cello), Andrew Manze (director). - Bestellnummer: HMU 807403.
Mediengruppe:
Compact Disc