Der vorliegende Band „Theater, Kampf und Kollektive“ geht der Frage nach, welche Diskurse das Arbeitertheater des 20. Jahrhunderts auszeichnen. Im Rahmen des Forschungsprogramms
zur „Archäologie der Theaterpädagogik” legt Eva Renvert damit einen Beitrag zur Geschichte des nicht-professionellen Theaters in Deutschland vor.
Anhand zweier Beispiele – dem Arbeitertheater Erwin Piscators 1920 bis 1924 und der „Horizonte”-Inszenierung des Arbeitertheaters Schwedt 1968 – werden Arbeitsweisen und Wirkungen dieser Versuche rekonstruiert und als fru¨he Formen eines interventionistischen Theaters kenntlich gemacht. Ausgehend vom russischen Proletkult wertet die Autorin dazu zahlreiche Quellen des deutschen Arbeitertheaters aus und kontextualisiert sie fu¨r die Gegenwart.
Es zeigt sich, dass historische Diskurse sich in Diskurssträngen verdichten, die bis in die heutige Theater- und theaterpädagogische Praxis reichen. So bildet diese Publikation auch eine wertvolle Grundlage fu¨r das Forschungsfeld „Theater als Intervention“ sowie fu¨r eine politisch motivierte Theaterpädagogik. (Verlagstext)
Inhalt
Einleitung: Zur Ausgangslage der Verfasserin 9
1 Kartographie des Forschungsfeldes 16
1.1 Forschungskonzept 21
1.2 Fragen und Gegenstand der Forschung 29
1.3 Forschungsstand und Materialkorpus 35
1.3.1 Forschungsstand und Materialkorpus
zum Arbeitertheater der1920er Jahre 38
1.3.2 Forschungsstand und Materialkorpus
zum Arbeitertheater derDDR 1950-1970 47
2 Diskurse zum Arbeitertheater Erwin Piscators 57
2.1 Diskursive Ereignisse: Das Arbeitertheater Piscators 1920-1924 61
2.1.1 Das Proletarische Theater 1920-1921 61
2.1.2 Die Revuen 74
2.2 Diskursfelder 83
2.2.1 Diskursfeld Bildung: Deutsches Arbeitertheater vor 1920 83
2.2.2 Diskursfeld Politik: Proletkult 90
2.2.3 Diskursfeld Theater: Avantgarde 105
2.3 Diskursfragmente zur Inszenierung 118
2.3.1 Stücke und Stoffe 118
2.3.2 Regie und Proben 140
2.3.3 Arbeiterspieler 148
2.3.4 Dramaturgie und theatrale Mittel 152
2.3.5 Spielweise 165
2.4 Diskursfragmente zur Rezeption 176
2.4.1 Aussagen zur Wirkungsabsicht Piscators 176
2.4.2 Aussagen zu Zuschauerreaktionen 181
2.4.3 Aussagen zu Reaktionen in der politischen Öffentlichkeit 187
2.5 Diskurse des proletarischen Arbeitertheaters 1918-1933 192
3 Diskurse des Arbeitertheaters der DDR 222
3.1 Diskursive Ereignisse: Gerhard Winterliebs „Horizonte“ 1968 229
3.1.1 Die Inszenierung des Arbeitertheaters Schwedt 229
3.1.2 Das „Horizonte“-Stück 237
3.2 Diskursfelder 250
3.2.1 Diskursfeld Bildung:
Der Bitterfelder Weg und das Arbeitertheater 250
3.2.2 Diskursfeld Politik:
Wirtschaftsreform, Kybernetik und Prager Frühling 281
3.2.3 Diskursfeld Theater:
Formalismus-Debatte und Didaktisches Theater 291
3.3 Diskursfragmente zur Inszenierung 302
3.3.1 Autorenschaft 302
3.3.2 Stoffe 311
3.3.3 Probenprozess und Kollektiv 315
3.3.4 Regie und künstlerische Leitung 322
3.3.5 Inszenierung und Dramaturgie 329
3.3.6 Spielweise 334
3.3.7 Bühne 341
3.4 Diskursfragmente zur Rezeption 344
3.4.1 Aussagen zu Motivation und Rezeption der Arbeiterspieler 344
3.4.2 Aussagen zur Rezeption der Zuschauer 350
3.4.3 Aussagen zur Rezeption im Betrieb 352
3.4.4 Aussagen zur Rezeption der kulturpolitischen Öffentlichkeit 356
3.5 Exkurs: Die „Horizonte“- Inszenierung an der Volksbühne 360
3.5.1 Diskursives Ereignis: Stückentwicklung und Inszenierung 360
3.5.2 Diskursfragmente zur Rezeption 378
3.5.3 Diskursfragmente zur Aufführung im Kombinat NARVA 384
4 Diskursstränge des Arbeitertheaters im 20. Jahrhundert 388
4.1 Umgestaltung von Lebenswirklichkeit 389
4.2 Aktualität und Gegenwartsbezug 406
4.3 Kollektivität 415
4.4 Aufbau einer neuen proletarischen bzw. sozialistischen Kultur 432
4.5 Funktionalisierung der theatralen Mittel 445
5 Ausblick: Kartographie ins Heute 460
Schlussgedanken 478
I Primärquellen 482
II Sekundärliteratur 492
III Verzeichnis der Abbildungen 504