Louise J. Kaplan legt ihrer Studie die These zugrunde, dass Perversionen sich zum größten Teil aus den festgelegten Geschlechtsstereotypen ableiten lassen.
Ihr Ansatz, von den Perversionen auszugehen und sich von dort aus dem sogenannten Normalen zu nähern und es auf mentale Strategien zu untersuchen, die auf versteckte Perversionen hinweisen, eröffnet eine Betrachtungsweise, die es erlaubt, die Realität und Angepasstheit an gesellschaftliche Konventionen -hinsichtlich der Geschlechteridentität- kritisch zu hinterfragen.
Sie beginnt mit der Beschreibung männlicher Perversionen, um die weiblichen deutlich von diesen abzugrenzen. Das Ziel dieses Vorgehens liegt darin begründet, Weiblichkeit nicht am männlichen Maßstab zu messen.
Männliche Perversionen gehorchen ihren eigenen Gesetzen und haben ihren Ursprung in der männlichen Sozialisation und dem Umgang mit den Forderungen der gesellschaftlichen Stereotypen.
Weibliche Perversionen können daher nur spezifisch weibliche Strukturen und Probleme abbilden und auf die Pathologie gesellschaftlicher Stereotype der Weiblichkeit verweisen.
Die mentale Strategie der Perversion markiert den Weg zu der Aufdeckung solcher Pathologien.
Weibliche Perversionen manifestieren sich in einem Verhalten, das Idealvorstellungen von Weiblichkeit -wie Unschuld, innerlichkeit, Unterwürfigkeit- verkörpert und karikiert. Weiblichkeit wird in einem Prozeß der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Konventionen auf der Basis familialer Erfahrungen herausgebildet. Dieser Prozeß geht auch mit Schmerzen und Konflikten einher. Die Perversion verweist auf eine Lösungsstrategie im Umgang mit diesen Schmerzen und Konflikten. Diese Lösungen sind zumeist Scheinlösungen und verweisen auf "krankhafte" oder krankmachende Erlebnisse im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Forderungen.
Die Grenze zwischen den Attributen gesund und krank ist als fließend anzusehen.Zudem meinen die Begriffe Perversion und Pathologie nicht die psychiatrisch-medizinischen Termini der Kategorisierung.
Kaplan untersucht auch normal erscheinende Phänomene um zu zeigen, wie sich auch in Alltäglichkeiten (z.B. Schönheitspflege)perverse Strategien offenbaren.
Ein Buch das neue Wege und Einsichten in der kritischen Auseinandersetzung mit gesellschaftlich geprägten Konzepten der Weiblichkeit verspricht.
Verfasser*innenangabe:
Louise J. Kaplan
Jahr:
1991
Verlag:
Hamburg, Hoffmann und Campe
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Systematik:
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PI.HGF
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ISBN:
3-455-08418-4
Beschreibung:
Dt. Ausg., 1. Aufl, 601 S.
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Sprache:
Deutsch
Originaltitel:
Female perversions <dt.>
Mediengruppe:
Buch